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Modeste schießt Borussia Dortmund zum Sieg

27. August 2022

Der Franzose macht für den BVB das entscheidende Tor. Siegtreffer wie dieser haben ihn beim 1. FC Köln zur Kultfigur werden lassen. Vor allem bei dessen Fans, die er mit seinem Wechsel einmal mehr bitter enttäuscht hat.

Torjubel mit offenem Mund von Anthony Modeste nach seinem Tor für Dortmund gegen Hertha BSC
Glücksgefühle als Torschütze - erstmals in Schwarz-Gelb: Anthony Modeste entscheidet das SpielBild: Martin Rose/Getty Images

"Der Trainer hat gemerkt, dass ich die letzte Zeit so viel auf den Deckel bekommen habe, und er war immer hinter mir und hat mich immer unterstützt. Ich wollte mich einfach bedanken", mit diesen Worten erklärte Anthony Modeste am Sky-Mikrofon seinen Torjubel nach dem Dortmunder 1:0 bei Hertha BSC.

Es war das erste Tor des Franzosen für Borussia Dortmund und nachdem er - in gewohnter Modeste-Manier - aus kurzer Distanz einen Kopfball ins Berliner Netz gesetzt hatte, stürmte er direkt auf BVB-Trainer Edin Terzic zu und fiel ihm um den Hals. Letztlich war es der entscheidende Treffer zum Auswärtssieg des BVB in Berlin.

Kurzfristiger Ersatz für Sebastien Haller

Dass Modeste in dieser Saison wieder seine Tore schießen würde, war im Grunde allen klar. Allerdings hätte vor der Spielzeit wohl weder bei seinem Ex-Verein 1. FC Köln noch bei Borussia Dortmund irgendeiner der Verantwortlichen gedacht, dass er es im Trikot der Schwarz-Gelben tun würde. Am Morgen vor dem Saisonauftaktspiel der Kölner gegen Schalke 04 war bekannt geworden, dass Modeste zum BVB wechseln würde. Die Dortmunder waren nach der Krebsdiagnose von Neuzugang Sebastien Haller und dessen dadurch bedingtem Ausfall gezwungen, kurzfristig einen Ersatzstürmer zu finden.

"Danke für die Unterstützung, Trainer!" - Anthony Modeste und BVB-Coach Edin TerzicBild: Marco Steinbrenner/Guido Kirchner/picture alliance

Nach Modestes plötzlichem Abgang gaben ihm die Kölner nicht nur freundliche Worte mit auf den Weg nach Dortmund, vor allem wegen des unglücklichen Zeitpunkts der Bekanntgabe. "Mich kotzt das an", wütete FC-Trainer Steffen Baumgart, der immer ein gutes Verhältnis zu Modeste hatte. "Wir waren dadurch wenige Stunden vor dem Spiel in einer schwierigen Situation. Es hat etwas mit Fairplay zu tun, dass man es weiter unter dem Deckel hält und nicht großkotzig daherredet."

Stets auf der Suche nach etwas Besserem

Zudem war es nicht das erste Mal, dass Modeste im Verhältnis mit dem FC und seinen Fans Porzellan zerschlug. Der Franzose schien auch in Phasen des größten sportlichen Erfolgs bei den Kölnern stets jemand zu sein, der nicht zu schätzen weiß, was er an seinem Verein hat. Und der - obwohl alles zu passen scheint - ohne Not immer auf der Suche nach etwas noch Besserem ist.  

2015 kam er von der TSG Hoffenheim nach Köln und überzeugte in der ersten Saison mit 15 Bundesliga-Toren gleich als Torjäger. In seiner zweiten Spielzeit erzielte Modeste sogar 25 Saisontreffer und schoss den FC in die Europa League. Modeste war spätestens jetzt eine Kultfigur, dennoch verließ er den Verein. Statt mit dem FC auf "Europareise" zu gehen, schloss er sich im Sommer 2017 nach langem Hin und Her dem chinesischen Verein Tianjin Quanjian an, der ihm zwar ein Top-Gehalt zahlte, wo er aber nicht glücklich wurde und bald Heimweh bekam.

Anthony Modeste: Kultfigur beim 1. FC Köln mit legendärem "Brillenjubel"Bild: Uwe Kraft/imago images

Im Oktober 2018 war Modeste nach Vertragsauflösung in China zurück beim FC, der ohne seinen Torjäger in die 2. Liga abgestiegen war. Die Kölner nahmen ihren "Tony", obwohl die Enttäuschung nach seinem Abgang groß gewesen war, mit offenen Armen wieder auf, gaben ihm sein Selbstvertrauen zurück, und er dankte es ihnen erneut mit Toren. "Ich bin einfach nur glücklich, wieder bei dem Verein zu sein, bei dem ich zu Hause bin", sagte der Franzose damals. Am Ende der Saison stieg der FC mit Modeste wieder in die Bundesliga auf.

Erneuter Abgang auf dem Karrierehoch

Also, alles wieder gut? Nein, denn als Modeste in der Saison 2020/21 mit seinen Einsatzzeiten nicht zufrieden war und er nicht mehr regelmäßig traf, zog es ihn erneut weg aus Köln. Er ließ sich nach Saint-Etienne in die französische Liga ausleihen, wo es allerdings noch schlechter für ihn lief.

Im Sommer 2021 zurück in Köln, peppelte der neue Trainer Steffen Baumgart den Torjäger wieder auf. Mit der richtigen Ansprache und dank seiner eigenen Erfahrung als Bundesliga-Stürmer brachte der Coach Modeste wieder in die Spur. Der Franzose beendete die Bundesligasaison mit 20 Treffern. Trotzdem hielt Modeste weiter Ausschau nach Alternativen: Im vergangenen Winter verweigerte der FC einen Transfer nach Saudi-Arabien, der für Modeste persönlich sicher lukrativ gewesen wäre. Beim Wechsel nach Dortmund legte man schließlich kein Veto mehr ein. Kurioserweise spielt der 1. FC Köln nun zum zweiten Mal seit 2017 dank der Treffer von Modeste im Europapokal, und zum zweiten Mal sucht der Erfolgsgarant, bevor es losgeht, das Weite.

Keine Zukunft in Dortmund?

Kann Modeste nun auch in Dortmund Kult werden? Bestimmt, wenn er zuverlässig trifft. Schließlich steigt und fällt die Zuneigung, die ein Angreifer bei den Fans genießt, (auch) mit seiner Torquote. Viel Zeit, die Herzen der BVB-Fans zu erobern, bleibt Modeste aber nicht. Sein Vertrag läuft nur bis zum Ende der Saison, eine Verlängerung scheint eher unwahrscheinlich. Fraglich ist auch, ob er über eine Jokerrolle hinauskommen wird, wenn Haller irgendwann wieder fit ist. Wenn alles nach Plan läuft, ist Modestes Zeit beim BVB im Juni 2023 beendet.

Und dann? Rente mit 35? Oder wechselt er ein weiteres Mal zurück zum 1. FC Köln, seinem "Herzensverein"? Mit offenem Armen würden ihn die Fans dort wohl kaum noch einmal empfangen. Immerhin schloss FC-Geschäftsführer Christian Keller eine mögliche Rückkehr des "verlorenen Sohns" nicht komplett aus. Modeste sei schließlich "eine Identitätsfigur für den 1. FC Köln, und wenn er irgendwann zum FC zurückkommen möchte, dann denken wir sicher darüber nach", so Keller.

In Köln wäre Modestes Zeit nach der Karriere bereits geregelt gewesen. Er wäre im Verein geblieben und hätte dank eines über fünf Jahre laufenden Anschlussvertrags die Möglichkeit bekommen, als Jugendtrainer zu arbeiten. Mit seiner Unterschrift in Dortmund ist das zunächst hinfällig geworden. Und bevor er auch beim neuen Arbeitgeber eine solche Zukunftschance bekommt, muss er zunächst wohl noch ein paar entscheidende Tore mehr schießen.

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Das Spiel in Zahlen:

Hertha BSC - Borussia Dortmund 0:1 (0:1)

Tor: 0:1 Modeste (32.)

Zuschauer: 62.142

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