Dass Bakterien resistent gegen Antibiotika werden können ist bekannt. Jetzt haben britische Forscher zudem herausgefunden, dass sich Keime nach der Entwicklung einer Resistenz schneller vermehren als vorher.
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Pfui, igitt, bäh, überall Keime!
Keime lauern überall. Aber die meisten nicht unbedingt dort, wo man sie am ehesten vermuten würde. Klicken Sie sich durch unsere Bakterien und Schimmel-Paradiese aber erschrecken Sie nicht!
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Es geht um die Art der Keime
Nicht alle Keime sind gleich gefährlich. Bei Salmonellen, die etwa durch verdorbene Eier übertragen werden, muss ein gesunder Mensch gut 1000 schlucken, um krank zu werden. Bei Legionellen, die im feuchtwarmen Klima von Warmwasser-Anlagen entstehen, reichen bereits weniger als 100 eingeatmete Keime aus. Auch saubere Luft enthält schon hunderte von Bakterien und Pilzsporen.
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Stilles Örtchen ist meist sauberer als gedacht
Auf einem Quadratzentimeter Toilettensitz befinden sich im Durchschnitt weniger als zehn Keime. Damit ist die Toilette einer der saubersten Orte schlechthin. Selbst manche Fensterscheibe ist stärker mit Keimen und Pilzen belastet, denn die wird nur einmal im halben Jahr gereinigt. Das WC hingegen in der Regel mehrmals die Woche.
Viel schlimmer sieht es am Arbeitsplatz aus: Ein durchschnittlicher Schreibtisch enthält über 3000 Mikroben pro Quadratzentimeter - 400 mal mehr als ein Toilettenbecken. Am verkeimtesten ist die Computertastatur. Denn hier hat der Dreck beste Bedingungen um sich zwischen den Tasten und in den Ritzen festzusetzen. Über 10.000 Keime pro Quadratzentimeter sind an machen Tastaturen keine Seltenheit.
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Geld stinkt doch
Geldscheine und Münzen wandern von Hand zu Hand. Bis zu 3000 verschiedene Keime haben New Yorker Forscher auf Geldscheinen genetisch identifiziert. Mit sensiblen Messmethoden kann man an den meisten Scheinen sogar Spuren von Kokain finden - weil sie gerne zum Schnupfen genutzt werden. Verkäufer sollten jedenfalls nie Lebensmittel und Geld nacheinander berühren.
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Brutkasten für Schimmelpilze
Auch der vermeintlich saubere Kühlschrank enthält eine Vielzahl von Keimen. Das feuchte Klima und vorhandenes Fett und Zucker sind jedenfalls ideal für Schimmelpilze. Die finden auch bei regelmäßiger Reinigung noch irgendwo eine Nische - etwa hinter den Gummiabdichtungen der Türen.
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Risikogebiet Krankenhaus
Besonders in Krankenhäusern muss penibel auf Handhygiene geachtet werden. Denn hier kann die Ausbreitung resistenter Bakterien schnell tödlich enden. Deshalb stehen in vielen Krankenhäusern - neben den Waschbecken mit Seife - auch Spender mit antibakterieller Lösung bereit. Vor dem Besuch beim Patienten heißt es dann: Hände desinfizieren.
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Gefährlicher Übeltäter
"Methicilin resistenter Staphylokokkus aureus" (MRSA) nennt sich dieser hochgefährliche Keim. Die bekannten Antibiotika wirken hier nicht mehr. Auch ohne Nahrung kann der hartnäckige Eitererreger sieben Monate lang überleben - auf dem Fußboden, dem Tisch, am Bett, auf der Haut und natürlich auch auf den vielen Türklinken.
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Kupfer gegen Keime
Eine Klinik in Harburg hat nun ein erfolgversprechendes Experiment gestartet, um die Keimbelastung an Türklinken zu verringern. Die Bakterien mögen nämlich Kupfer nicht. Die Keimanzahl hatte sich um etwa die Hälfte verringert. Das soll aber kein Ersatz fürs Händewaschen sein, denn es bleiben noch immer genug Keime übrig.
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Bitte nicht zu unfreundlich
Sollen wir jetzt aufhören Hände zu schütteln? Im Krankenhaus wäre das vielleicht eine gute Idee, aber ansonsten wäre diese Vorsichtsmaßnahme übertrieben. Besser ist es da, auf ein gutes Maß an Hygiene zu achten: Immer wieder Hände waschen, regelmäßig Maus und Tastatur reinigen, nach dem Bezahlen nicht gleich das Essen anfassen und den Kühlschrank öfters mal auswischen!
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Forscher der Universität Exeter haben Escherichia coli Bakterien (auch E.coli genannt) über einen Zeitraum von vier Tagen acht mal mit Antibiotika versetzt. Dabei entwickelten die Darmbakterien nach jeder Behandlung neue Resistenzen gegen die Medikamente. E.coli-Bakterien lösen normalerweise Durchfall und Magenschmerzen im schlimmen Fall auch Nierenversagen aus.
Die Mutationen hatten die Forscher erwartet. Worauf sie aber nicht vorbereitet waren, war die Geschwindigkeit, mit der sich die Bakterien nach den Behandlungen vermehrten. Das ging so weit, dass die mutierten Bakterienkolonien im selben Versuchszeitraum dreimal größer wurden als die Vergleichsproben.
Mutierte Bakterien sind nachhaltig
Nachdem die Wissenschaftler die Antibiotika wegließen, zeigte sich, dass die mutierten Bakterienstämme die Fähigkeit zur schnellen Vermehrung auch weiterhin behielten.
"Das deutet darauf hin, dass die E.coli-Bakterien Vorteile daraus ziehen, wenn sie Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln", so der Leiter der Studie, Robert Beardmore. "Man sagt immer, die Evolution nach Darwin sei ein langsamer Prozess", doch bei Bakterien unter Antibiotika-Einfluss stimme das offensichtlich gar nicht, so Beardmore.
Die Fähigkeit der Bakterien, ihr Erbgut anzupassen sei beachtenswert, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution. Schon innerhalb weniger Tage könne das dazu führen, dass Medikamente nicht mehr wirken.
Fazit: Antibiotika zielgerichtet einsetzen
Für Mark Hewlett, ebenfalls von der Universität Exeter, ist das Ergebnis eine Warnung: "Manche sagen, dass sich Antibiotika-Resistenzen nicht bilden, wenn die Dosierung des Medikamentes nur hoch genug ist. Aber unsere Arbeit zeigt, dass es doch möglich ist und dass sich die Bakterien in einer Art ändern können, die bestimmte Infektionsformen sogar noch fördert."
Umso wichtiger ist es, so Hewlett, dafür zu sorgen, dass die Antibiotika bei den Patienten zielgerichtet und frühzeitig verabreicht werden, damit es gar nicht erst zu solchen Mutationen im klinischen Alltag kommt.