Ein Schwimmer staunte nicht schlecht, als er vor der nordisraelischen Küste auf ein uraltes Wrack stieß. An Bord: 44 Tonnen Marmorsäulen aus der Römerzeit. Die Archäologen sind begeistert.
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Es handele sich um die Fracht eines Handelsschiffs, teilte die israelische Antikenbehörde mit. Lage und Winkel der Ladung ließen darauf schließen, dass das Schiff in den Gewässern in einen Sturm geraten war und Schiffbruch erlitt.
Die Behörde wusste von der Existenz des gesunkenen Schiffes, allerdings war der Standort des Wracks nicht bekannt. Die Unterwasserarchäologen gehen davon aus, dass das Wrack lange Zeit mit Sand bedeckt war und bei den jüngsten Stürmen freigelegt wurde. Es lag rund 200 Meter vor der Küste des Ortes Bet Jannai nördlich von Netanja.
Fracht war offenbar für Tempel oder Theater bestimmt
An Bord des Wracks fanden sich unter anderem bis zu sechs Meter lange Marmorsäulen und teilweise verzierte Kapitelle. Offenbar sollte damit ein Tempel oder ein Theater ausgestattet werden. Die Stücke waren teilweise unbearbeitet und teilweise verziert. Das klärt die Frage der Forscher, wie architektonische Elemente aus dem Herkunftsland an ihren Bestimmungsort transportiert wurden - eben nicht immer sofort einsatzfähig. Sie wurden wohl auch noch vor Ort gestaltet.
Die fast 1800 Jahre alte Ladung aus der Römerzeit stammt wahrscheinlich aus der Ägäis, dem Schwarzen Meer, der Türkei oder Griechenland und war vermutlich für einen der Häfen an der südlichen Levanteküste wie etwa Aschkelon, Gaza oder möglicherweise Alexandria bestimmt. Es ist das erste Mal, dass im östlichen Mittelmeerraum ein derartiger Fund gemacht wurde.
Immer wieder werden in Israel spektakuläre antike Überbleibsel entdeckt. Unsere Bildergalerie gibt einen Überblick:
Antikes Gehöft in Israels Wüste entdeckt
Israel ist ein archäologisches Paradies. Jetzt fanden Forschende ein landwirtschaftliches Anwesen aus frühislamischer Zeit. Ganz in der Nähe waren zuvor schon Gebetshäuser entdeckt worden.
Bild: Tsafrir Abayov/AP/picture alliance
Antikes landwirtschaftliches Gehöft
Erst kürzlich fand man bei der Beduinenstadt Rahat zwei rund 1.200 Jahre alte Moscheen, jetzt legte man ganz in der Nähe ein vierflügeliges Gehöft aus der gleichen Epoche frei. Einer der Räume ist mit Marmorböden ausgelegt und mit Wandfresken verziert. Ferner fand man Öfen und Fragmente von verziertem Glasgeschirr. Die luxuriöse Ausgestaltung zeugt vom Wohlstand der ehemaligen Bewohner.
Bild: Tsafrir Abayov/AP/picture alliance
Frühislamische Moscheen
2019 waren Archäologen in der Nähe der Beduinenstadt Rahat auf die Überreste einer rund 1200 Jahre alten Moschee gestoßen, im Juni 2022 wurden sie erneut fündig. Bei den Überresten handle es sich um eine der ältesten bekannten Moscheen weltweit, teilte die israelische Altertumsbehörde mit. Auch sie sei "ein einzigartiger Fund", dekoriert mit Keramiken aus dem 7. oder 8. Jahrhundert.
Bild: Gil Cohen Magen/Xinhua/IMAGO
Kloster aus byzantinischer Zeit
Soldaten haben Anfang August 2022 bei einer Militärübung einen 1500 Jahre alten Klosterkomplex wiederentdeckt. Teile der Ruine wurden schon 2002 von der Israelischen Altertumsbehörde gefunden, zum Schutz jedoch wieder mit Erde bedeckt. Man fand eine Kirche mit Mosaikfußboden, Schlafsäle und unterirdische Gräber. Das zweite Gebäude umfasste eine Küche mit Speisesaal und eine Herberge für Pilger.
Bild: Israel Antiquities Authority
Scherben eines biblischen Erdbebens
Bilder der Seite "Israel Antiquities Authority" zeigen auf Twitter neue Funde wie Öllampen und Tonscherben aus Jerusalem. Sie sollen ein Beweis für ein Erdbeben sein, das der biblische Prophet Amos im 8. Jahrhundert v. Chr. erwähnte. Unter eingestürzten Mauern stießen Archäologen auf die Gegenstände ohne Brandspuren. Das lege nahe, dass die Sachen durch ein Erdbeben verschüttet wurden.
Bild: Twitter/@AntiquitiesIL
Römischer Festsaal
Anfang Juli 2021 fanden israelische Archäologen bei Ausgrabungen unter Jerusalems Altstadt ein möglicherweise 2000 Jahre altes Ratsgebäude. Die großzügige Halle soll ein Bankettsaal gewesen sein. Er befindet sich in der Nähe des Tempels, der während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde.
Bild: Emmanuel Dunand/AFP/Getty Images
Hinweise auf Alphabet
Diese seltene Inschrift trägt den Namen "Jerubbaal" in alphabetischen Buchstaben. Sie stammt aus der Zeit um 1100 vor Beginn der Zeitrechnung und wurde im Süden von Israel ausgegraben. Die Scherbe zeigt, dass die alphabetische Schrift zur Zeit der Richter - während des Übergangs von der kanaanitischen zur israelitischen und judäischen Kultur erhalten blieb.
Bild: Manahem Kahana/AFP/Getty Images
Geschichtsträchtiges Hühnerei
Bei Ausgrabungen in der israelischen Stadt Yavne entdeckten Archäologen im Juni 2021 ein 1000 Jahre altes intaktes Hühnerei. "Die einzigartige Konservierung des Eies ist offensichtlich auf die Bedingungen zurückzuführen, unter denen es jahrhundertelang in einer Senkgrube lag - eingebettet zwischen weichen menschlichen Abfällen, die es konservierten." Leider ist das Ei später im Labor zerbrochen.
Bild: EMMANUEL DUNAND/AFP/AFP/Getty Images
"Nesher Ramla Homo"
Im Juni 2021 fanden Forscher die Überreste des "Nesher Ramla Homo". Sie tauften ihn nach dem Gebiet in Israel, wo sie Ausgrabungsarbeiten in einer Senke durchgeführt hatten. Dieser neu entdeckte Ur-Mensch lebte vor über 100.000 Jahren im Gebiet des heutigen Israel. Zu den Funden gehörte dieser Kiefer, der 120.000 bis 140.000 Jahre alt ist.
Bild: Ammar Awad/REUTERS
Ältester Korb der Welt
Im März 2021 fanden Archäologen einen gut erhaltenen Korb mit einem Fassungsvermögen von etwa 100 Litern. Er war unter fast einem Meter Erde vergraben. Wahrscheinlich stammt er aus dem Neolithikum und ist etwa 10.500 Jahre alt. Er wurde in den Muraba'at-Höhlen in der Judäischen Wüste nahe des Toten Meeres entdeckt, die hohen Temperaturen und die Trockenheit der Region haben ihn konserviert.
Bild: Menahem Kahana/AFP/Getty Images
Jerusalem - ein archäologisches Paradies
In Jerusalem trafen Weltregionen aufeinander. Tempel, Synagogen, Kirchen und Moscheen wurden an diesem Ort errichtet. Das prägt auch die Archäologie der Stadt, in der tausende Jahre Geschichte begraben liegen, neben- und übereinander und tief unter der Erde. Immer wieder gibt es spektakuläre Funde, wie dieses 2020 ausgegrabene Dorf aus dem 2. Jahrhundert, als die Hasmonäer über Judäa regierten.