1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wieder mehr antisemitische Gewaltakte

7. April 2013

Antisemitische Gewalttaten haben im vergangenen Jahr weltweit um 30 Prozent gegenüber 2011 zugenommen. Das geht aus einem Report der Universität Tel Aviv hervor, wie die israelische Zeitung Haaretz berichtet.

Polizisten untersuchen die Umgebung des Ort des Anschlags auf eine jüdische Schule in Toulouse (Foto: AP)
Frankreich Anschlag Schule ToulouseBild: AP

Der Report des Kantor Centers für Studien zum zeitgenössischen Europäischen Judentum listet insgesamt 686 Vorfälle auf. Darunter sind 273 Angriffe auf Juden jeden Alters und 166 Todesdrohungen gegen Juden. Insgesamt seien 190 Synagogen, Friedhöfe und Monumente geschändet worden. In den beiden Vorjahren war die Zahl antisemitischer Gewaltakte noch zurückgegangen.

Spitzenreiter ist der Studie zufolge Frankreich, wo im vergangenen Jahr 373 antisemitische Angriffe gezählt wurden. Das ist ein Zuwachs von 60 Prozent gegenüber 2011. Dort habe der tödliche Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse im März 2012 offenbar zu Nachahmertaten geführt, sagte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor.

Besorgniserregende Entwicklung in Ungarn

Daneben ereigneten sich die meisten antisemitischen Übergriffe laut Studie in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien. Besonders besorgt äußerte sich Kantor über die Entwicklung in Ungarn. Dort zeigen sich nach seinen Worten die "beunruhigendsten rassistischen und antisemitischen Trends in Europa". Angestachelt würden sie von rechtsextremen Politikern der Jobbik-Partei. Fast zwei Drittel der ungarischen Bevölkerung habe im Berichtsjahr judenfeindliche Ansichten vertreten - gegenüber 47 Prozent im Jahr 2009.

Zudem verweist der Bericht auf die judenfeindliche Hetze der griechischen Partei "Goldene Morgenröte" und der Svboboda-Partei in der Ukraine. "Diese Neonazi-Parteien haben alle roten Linien auf einem Kontinent überschritten, wo wir hofften, nie wieder den Hitlergruß, Hakenkreuz-ähnliche Symbole und die Forderung nach einer Registrierung der Juden erleben zu müssen", sagte Kantor. Auch in Polen habe die Schändung von jüdischen Friedhöfen und Holocaust-Gedenkstätten zugenommen.

Viele Nachahmertaten in Frankreich

Bereits im Februar hatte der Dienst zum Schutz der jüdischen Gemeinschaft (SPCJ) in Frankreich angesichts der Zunahme von Übergriffen erklärt, 2012 sei ein Jahr "beispielloser Gewalt" gegen Juden in Frankreich gewesen. Der SPCJ verwies vor allem auf zwei antisemitische Anschläge im Zeitraum von sechs Monaten. Im März ermordete der Islamist Mohamed Merah in der südfranzösischen Stadt Toulouse vor einer jüdischen Schule drei Schüler und einen Lehrer.

Schweigeminute für die Opfer von Toulouse

01:24

This browser does not support the video element.

Im September warfen Angreifer in der Pariser Vorstadt Sarcelles einen Sprengsatz in einen jüdischen Supermarkt. Ein Mensch wurde leicht verletzt. Für die Tat wurde eine islamistische Zelle verantwortlich gemacht, welche die französische Polizei kurz danach aushob. Auch der SPCJ beklagt in seinem Bericht, kurz nach beiden Anschlägen habe es einen "sehr markanten Anstieg antisemitischer Taten gegeben". So seien in den zehn Tagen nach den Morden von Toulouse 90 judenfeindliche Taten gezählt worden.

kle/gd (kna, afp, www.haaretz.com)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen