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Anwalt der Unterdrückten

Daniel Wortmann1. September 2002

Supachai Panitchpakdi tritt als neuer Generaldirektor der Welthandelsorganisation an. Er gilt als Verfechter eines liberalisierten Welthandels und will sich besonders für die Entwicklungsländer stark machen.

Will die Rolle der armen Länder stärken: Supachai PanitchpakdiBild: AP

Als Thailänder stammt Supachai selbst aus einem Entwicklungsland. Sein wirtschaftswissenschaftliches Studium hat der 56-jährige jedoch im niederländischen Rotterdam absolviert. Besonders geprägt wurde er dabei von Nobelpreisträger Jan Tinbergen, der einen großen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit den Problemen der dritten Welt widmete.

Karriere in Thailand

Supachais berufliche Karriere begann nach seiner Promotion bei der thailändischen Zentralbank. Er machte sich als Wirtschafts- und Handelsfachmann einen Namen und brachte es in Thailand unter anderem zum stellvertretenden Finanzminister und stellvertretenden Premierminister. Im November 1997 wurde er zum Minister für Außenhandel ernannt. In dieser Position setzte er sich erfolgreich für mehr staatliche Investitionen ein, um die sozialen Folgen der Asienkrise abzufedern.

Trotz seiner fachlichen Qualifikation verlief Supachais Ernennung zum WTO-Generaldirektor alles andere als reibungslos. Die USA und Europa hatten sich vehement für den früheren neuseeländischen Premier Michael Moore ausgesprochen. Supachai dagegen konnte sich der Unterstützung durch die Länder der dritten Welt gewiss sein. Im Rahmen eines Kompromisses leitet Moore nun seit 1999 die Geschicke der WTO. Zur Hälfte der Amtszeit wird er am 1. September 2002 von Supachai Panitchpakdi abgelöst.

Handel statt Hilfszahlungen

Im Vorfeld seines Amtsantritts hat Supachai bereits erklärt, welche Art von Politik er in den nächsten drei Jahren verfolgen möchte. Die erste Priorität besteht für ihn darin, die WTO zu erweitern und auch die weniger entwickelten Länder an den Vorzügen eines liberalisierten Handels teilhaben zu lassen. "Entwicklungsländer brauchen Handel und nicht nur Hilfszahlungen," ließ er am Rande einer Konferenz im englischen Wilton Park verlauten.

Dabei sei es wichtig, nicht völlig dem Diktat der Zahlen zu folgen: "Es geht bei einem Handelsabkommen nicht nur um die reine Erhöhung von Handelsvolumina, sondern auch um die Qualität des Handels – etwa darum, ob neue Arbeitsplätze geschaffen werden." Um den Handel mit den Entwicklungsländern zu verbessern, hat der neue Generaldirektor sogar vorgeschlagen, Länder der dritten Welt zu den Treffen der G8 einzuladen.

Imagepflege

Zunächst aber geht es für ihn darum, die WTO von ihrem Image zu befreien, ein verlängerter Arm multinationaler Konzerne zu sein. Bereits im Juni schlug der designierte Direktor vor, für solche Unternehmen einen Verhaltenskodex zu entwerfen. Damit soll deren Lobbyarbeit an Einfluss verlieren.

Auch die Organisation der WTO will Supachai reformieren: "Man muss überlegen, ob wir immer im vollen Plenum und nach dem Konsensprinzip arbeiten können." Zudem will er die Transparenz nach innen wie nach außen hin verstärken. Verhandlungen müssten aber weiterhin in streng vertraulichem Rahmen ablaufen.

Fast scheint es, als ob Panitchpakdi mit seinen Äußerungen direkt in die Herzen der Globalisierungsgegner reden möchte; die hatten vor drei Jahren in Seattle mit ihrem Protest noch eine ganze Stand in den Ausnahmezustand versetzt. Viele Beobachter sind jetzt gespannt, ob Panitchpakdi es schaffen wird, seinem von Lobbyisten geschnürten Korsett zu entfliehen, und Worten auch Taten folgen zu lassen.

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