50 Jahre nach dem Mord an Martin Luther King haben die USA des legendären schwarzen Bürgerrechtlers gedacht. Überall im Land wurde an den Friedensnobelpreisträger erinnert, der am 4. April 1968 erschossen worden war.
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Um 18.01 Uhr - dem Todeszeitpunkt Kings - läuteten landesweit die Glocken. Sie schlugen 39 Mal - für jedes Lebensjahr der Bürgerrechtsikone. Größere Veranstaltungen fanden unter anderem am Martin-Luther-King-Denkmal in der Hauptstadt Washington sowie in Memphis im Bundesstaat Tennessee statt. Dort war King vor 50 Jahren von einem weißen Attentäter auf dem Balkon des "Lorraine Motel" getötet worden.
"Der Schmerz ist noch immer da"
Der Bürgerrechtler Jesse Jackson, ein Weggefährte Kings, sprach vom Balkon des Motels zu den tausenden Menschen, die sich dort versammelt hatten: "Der Schmerz ist noch immer da", sagte Jackson mit Blick auf das Attentat. "Von diesem Balkon aus haben wir entschieden, dass wir es nicht zulassen werden, dass eine Kugel eine Bewegung stoppt", sagte Jackson.
Bernice King, die Tochter des Friedensnobelpreisträgers und Baptistenpastors, bezeichnete ihren Vater als "Apostel der Gewaltlosigkeit". Mehr als je zuvor würden heute "die Lehren, die Prinzipien, die Schritte der Gewaltlosigkeit" gebraucht, die Martin Luther King vertreten habe, sagte sie bei einer Zeremonie in Atlanta im Bundesstaat Georgia, der Geburtsstadt ihres Vaters.
Kings Sohn, Martin Luther King III., sagte dem Sender ABC, zwar seien in den vergangenen 50 Jahren enorme Fortschritte bei der Gleichberechtigung der Schwarzen erzielt worden, "aber wir sind weit von dem entfernt, wo wir sein müssten". Sein Vater würde wissen, "dass wir als Nation es besser machen können, müssen und werden".
Trump erklärt 4. April zum Gedenktag für King
US-Präsident Donald Trump würdigte King, in dem er den 4. April zum Gedenktag für den Bürgerrechtler erklärte. Es sei "nicht die Regierung, die die Ideale von Dr. King erreichen wird, sondern die Menschen dieses großartigen Landes", erklärte Trump.
Dem US-Präsidenten war seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr wiederholt vorgeworfen worden, er spalte mit seinen abfälligen Äußerungen über Muslime und Latinos die Nation. Auch wegen seines Umgangs mit einer blutigen Demonstration weißer Rassisten in Charlottesville geriet er in die Kritik.
Martin Luther King: Beerdigung eines amerikanischen Heiligen
Flip Schulkes Fotos von Martin Luther Kings Beerdigung zeigen den Schmerz der Menschen, die wenige Tage nach dem Tod des Bürgerrechtlers am 4. April 1968 zusammen kamen. Der Fotograf war ein enger Freund Kings.
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Öffentliche und private Trauer
Coretta Scott King, die Ehefrau von Martin Luther King Jr., und ihre Familie während des ersten von zwei Trauergottesdiensten am 9. April 1968 in Atlanta. Die erste Zeremonie ist nur für Familie, Freunde sowie geladene Gäste und findet in der Ebenezer Baptist Church statt, wo King und sein Vater Pastoren waren. Danach zieht der Trauerzug zum Morehouse College für den öffentlichen Gottesdienst.
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Trauer über den Verlust des Bruders
Kings Bruder Alfred D. King bei der Trauerzeremonie in der Ebenezer Baptist Church. Hunderte von Menschen füllen die Kirche: Gewerkschaftler, ausländische Würdenträger, Prominente aus Unterhaltung und Sport sowie führende Geistliche verschiedener Religionen. In seiner Predigt nennt Pastor Ralph Abernathy Kings Tod "eine der dunkelsten Stunden der Menschheit".
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Der letzte Abschied
Coretta Scott und ihre Kinder an Kings Sarg. Nach dem Attentat versetzt die Nachricht des Mordes die afroamerikanischen Gemeinden des Landes in Entsetzen. In vielen Städten kommt es zwischen der Ermordung Kings und dem Tag seiner Beerdigung zu Krawallen. Präsident Lyndon B. Johnson erklärt den 7. April zum nationalen Trauertag für den verstorbenen Bürgerrechtler.
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Frieden nach einem gewaltsamen Tod
Martin Luther King, aufgebahrt im Sarg. Der Bürgerrechtler wurde im Lorraine Motel in Memphis, Tennessee, erschossen. "Die Kugel haute ihn aus den Schuhen", sagt Andrew Young, einer von Kings engsten Mitarbeitern. "Ich sah, dass die Kugel an der Spitze seines Kinns eingetreten war und bis zur Halswirbelsäule durchschlug. Er hat den Schuss wahrscheinlich gar nicht gehört oder gefühlt."
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Der Menschheit gedient
Trauergäste an Kings Sarg. Auf Wunsch seiner Witwe wird bei der Zeremonie eine Predigt Kings gespielt, die er am 4. Februar 1968 gehalten hatte. Darin wünschte sich King, dass bei seiner Beerdigung nicht von seinen Auszeichnungen gesprochen werde, sondern davon, dass er versucht hatte, die Hungrigen zu ernähren, die Nackten anzukleiden und "die Menschheit zu lieben und ihr zu dienen".
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Musik durchbricht die Stille
100.000 Menschen stehen am Rande des Trauerzugs von der Ebenezer Baptist Church zum Morehouse College, wo King studiert hatte. Die Stille wird hin und wieder durch Lieder unterbrochen, die auch während der Protestmärsche Kings gesungen worden waren. Kings gute Freundin Mahalia Jackson singt während der Zeremonie wie von ihm gewünscht sein liebstes Kirchenlied, "Take My Hand, Precious Lord."
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Qualität des Lebens wichtiger als Dauer
"Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass mein Leben ein gewaltsames Ende nehmen kann", sagte King vor seinem Tod. "Ich lebe jeden Tag mit diesem Wissen. Aber die Qualität, nicht die Dauer des eigenen Lebens, ist das, worauf es ankommt. Natürlich würde ich wie jeder andere gern lange leben - Langlebigkeit hat ihren Wert. Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt."
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
We shall overcome
Coretta Scott King neben dem Sänger und Aktivisten Harry Belafonte. Nach der öffentlichen Zeremonie wird Kings Sarg auf den South View Friedhof gebracht. "Ich glaube immer noch, dass wir eine Gesellschaft von Brüderlichkeit und Frieden erschaffen können", sagte King, der 1964 den Friedensnobelpreis erhielt. "Tief in meinem Herzen glaube ich daran, dass wir Hindernisse überwinden werden."
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
Für die USA so wichtig wie Abraham Lincoln
Der Pastor, Politiker und Bürgerrechtler Jesse Jackson an Kings Grab. "Neben Abraham Lincoln hat auch Martin Luther King fast so etwas wie Gründerväterstatus in der US-Geschichte", sagt Ben Wright vom Briscoe Center für Amerikanische Geschichte.
Bild: Flip Schulke. Photo courtesy of UT Austin's Briscoe Center for American History
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Ex-Präsident Barack Obama, der erste schwarze Staatschef der USA, würdigte King in einer Videobotschaft. Wegen der Visionen des Bürgerrechtlers "haben wir den Mut gefunden, so weit zu kommen wie wir jetzt sind", sagte Obama.