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Apps - Einfallstor für Datendiebe

Christian Ignatzi11. Februar 2014

WhatsApp und Facebook sind beliebte Smartphone-Programme. Aber sie greifen auch massiv Daten ihrer Nutzer ab. Internet-Experten warnen nun vor Angriffen auf Smartphones - von allen Seiten.

Apps von Sozialen Netzwerken auf einem Display (Foto: imago/Schöning)
Bild: imago/Schöning

Facebook und WhatsApp gehören zu den beliebtesten Smartphone-Apps. Das ergab auch eine Umfrage unter den Usern auf den Social-Media-Seiten der DW, Facebook und Google+. Auch Wörterbücher, Mail-Programme und Google+ sind auf Telefonen von DW-Nutzern installiert. Dabei ist besonders bei Kommunikations-Apps wie Facebook und WhatsApp Vorsicht geboten, sagen Datenschützer. "WhatsApp ist das wahrscheinlich größte Telefonbuch der Welt", warnt Dirk Kuchel von der Zeitschrift Computerbild. "Die wissen von jedem, wo er ist, wer er ist, und mit wem er befreundet ist."

Das Problem bei dieser App sei, dass das Programm ganze private Telefonbücher zum System hochlade. "Und keiner fragt sich, womit die eigentlich ihr Geld verdienen", kritisiert Kuchel. Die App kostet nur einen geringen Jahresbeitrag. Der könne auf keinen Fall die Kosten für die Milliarden Kurznachrichten decken, die Tag für Tag durchs Internet strömten. Stattdessen sei es wahrscheinlich, dass das Unternehmen die Daten auf irgendeine Weise verwerte, möglicherweise verkaufe. "Die Währung von heute im Internet ist nicht mehr in erster Linie das Geld, sondern es sind Daten", sagt Kuchel.

Hacker wollen sich mit Daten bereichern

Nicht nur der mögliche Datenmissbrauch von Unternehmen macht den Social-Media-Experten Sorgen. Auch Hackerangriffe auf Smartphones und Tablets werden neben denen auf Computern immer häufiger. Die Hacker haben verschiedene Wege gefunden, durch das Eindringen in die mobilen Geräte an Geld zu kommen. Sie machen sich die Rechenleistung der Geräte zunutze oder greifen sensible Daten ab. Dabei wird es den Cyber-Kriminellen oft leicht gemacht: Viele Smartphone-Nutzer gingen nach wie vor sehr naiv mit ihren Daten um, sagt Journalist und Internet-Experte Robin Cumpl und zieht einen Vergleich: "Als der Sicherheitsgurt in Autos eingeführt wurde, sagten die Leute auch: Was soll der Scheiß? Heute ist es selbstverständlich ihn zu nutzen." Die Generation, die mit Smartphones aufwachse, dürfte also ganz anders mit ihren Daten im Netz umgehen, glaubt er. Anders die heute 35- bis 40-Jährigen oder Ältere, sagt Cumpl. "Für sie ist der Umgang mit ihren Daten in Smartphones an vielen Stellen noch neu."

Chatten über WhatsApp ist beliebt. Was mit den Daten passiert ist vielen egalBild: DW/P. Henriksen

Dabei sollte jedem Smartphone-Besitzer viel an der größtmöglichen Sicherheit seiner Daten gelegen sein, meint Dirk Kuchel. "Es gibt Angriffe von allen Seiten. Aus der kriminellen Dunkelszene und aus der Wirtschaft, die den Leuten nicht bewusst macht, dass sie mit ihren Daten zahlen. Aber auch Angriffe von staatlicher Seite." Jüngstes Beispiel für staatlichen Datenklau aus Smartphone-Apps ist der US-Geheimdienst NSA. Wie die "New York Times" Ende Januar berichtete, greife der Geheimdienst Daten aus dem Spiel "Angry Birds" ab, wie zum Beispiel Alter und Geschlecht der Spieler. Die Zeitung bezog sich auf Dokumente des Informanten Edward Snowden. Was genau die NSA mit den Daten macht ist unklar, genauso wie die Tatsache, dass eine Taschenlampen-App, die mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen wurde, die Standorte ihrer Nutzer ungefragt an die App-Entwickler übermittelte. "Die Erklärung, was sie damit wollen, sind sie schuldig geblieben", sagt Kuchel.

Umfassenden Schutz gibt es derzeit noch nicht

Aufpassen , glaubt Robin Cumpl, müsse man vor allem bei kostenlosen Apps: "Wenn es ein Programm, das fünf Euro kostet, in ähnlicher Form auch von einem anderen Hersteller kostenlos gibt, werden sich die meisten Nutzer für das kostenlose Programm entscheiden" - ohne darüber nachzudenken, dass es sich dabei auch um eine App handeln kann, die Daten saugt. Zwar sei das auch bei Apps möglich, die Geld kosten, aber gerade bei Gratisprogrammen müsse man immer hinterfragen, aus welchem Grund die Entwickler sie gratis anbieten und wie sie damit letztendlich Geld verdienen wollen.

Facebook für Smartphones ist für viele Nutzer eine der wichtigsten AppsBild: dapd

Umfassend schützen könne sich aber niemand: "Apple schützt uns vor Nippelbildern und hat eine Phobie vor Nacktheit", sagt Kuchel. "Stattdessen sollten sie lieber schauen, dass sie Programme verbannen, die Viren enthalten." Immerhin sei das System von Apple aber noch weniger häufig von Viren gefährdet als das konkurrierende Android-System, das viel weiter verbreitet ist. Virenscanner-Apps für Smartphones sind laut einem Test der Computerbild noch lange nicht auf einem ausreichenden Niveau. Einen umfassenden Schutz böte keines der Programme auf dem Markt.

Bequemlichkeit verleitet zur Datenpreisgabe

Für Robin Cumpl gehören Antivirenprogramme trotzdem zumindest auf jedes Android-Smartphone. Der Internet-Experte zieht wieder den Auto-Vergleich: "Ich verzichte ja auch nicht auf einen Airbag, nur weil der mich nicht schützt, wenn ein Meteorit auf mein Auto kracht." Viel wichtiger sei dennoch, die Augen offen zu halten: "Wichtig ist, sein Hirn einzuschalten und zu schauen, welche Freigaben die App erlaubt." Auch die allgemeinen Geschäftsbedingungen sollten Nutzer in jedem Fall lesen. "Die drückt man doch normalerweise einfach weg, das sollte man aber nicht", sagt Cumpl. Oft stünde dort nämlich schon drin, dass die Entwickler Daten zu Marketingzwecken nutzten. Wer das nicht will, sollte die App nicht herunterladen.

Die Bequemlichkeit vieler Smartphone-Nutzer wird von den Unternehmen häufig ausgenutzt, meinen die Experten. "Bei WhatsApp kann man ausgewählte Freunde auch selbst hinzufügen, ohne dass das Unternehmen gleich automatisch das ganze Telefonbuch bekommt", rät Cumpl. Sein Fazit ist deshalb: Nutzer sollten immer erst darüber nachdenken, welche Funktionen eine App wirklich brauche um zu funktionieren. Wenn man Zweifel habe, sollte man sie nicht installieren.

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