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Politik

Flüchtlinge der "Aquarius" gehen an Land

17. Juni 2018

Nach tagelanger Irrfahrt sind die meisten Migranten, die von der "Aquarius" gerettet wurden, in Spanien von Hunderten Helfern empfangen worden. Italien hatte sich geweigert, die 629 Flüchtlinge anlegen zu lassen.

Spanien Rettungsboot Aquarius unterwegs nach Valencia | singende Flüchtlinge
Flüchtlinge an Deck der "Aquarius" singen und tanzen Bild: Reuters/Karpov/SOS Mediterranee

Eine Irrfahrt von mehr als 1500 Kilometer und hoher Seegang im Mittelmeer - die meisten der von Italien und Malta abgewiesenen 629 Migranten auf dem Rettungsschiff "Aquarius" sind nach einer Woche auf See in der spanischen Hafenstadt Valencia eingetroffen. Die Flüchtlinge waren auf die "Aquarius" selbst und auf zwei Begleitschiffe verteilt. Am späten Vormittag erreichte die "Aquarius" dann den Hafen nachdem am Morgen bereits eines der Boote der italienischen Küstenwache, die "Dattilo", in Valencia eingelaufen war. Das italienische Marineschiff "Orione" soll bald folgen.

Helfer und Behördenvertreter nehmen die Migranten in Valencia in EmpfangBild: Getty Images/AFP/A. Saiz

An Bord der drei Schiffe waren unter anderem elf kleine Kinder, 89 unbegleitete Minderjährige und sieben Schwangere. 2320 Helfer stehen bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher. Italien hatte sich geweigert, die "Aquarius" - ein Schiff der Hilfsorganisation SOS Mediterranee - anlegen zu lassen und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich hatte sich Spanien bereit erklärt, die Menschen ins Land zu lassen.

Die spanischen Behörden bereiten sich auf Flüchtlinge der " Aquarius" vorBild: Reuters/H. Kalis

Spanien werde die Geretteten wie alle anderen Migranten behandeln, sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Jeder Fall werde einzeln geprüft. Frankreich hat Spanien angeboten, Asylsuchende von der "Aquarius" aufzunehmen. Französische Behördenmitarbeiter sollen nun unter den Migranten Schutzbedürftige identifizieren. Wie viele Menschen Frankreich aufnehmen will, blieb unklar.

Die neue italienische Regierung stellte klar, dass sie Flüchtlingsorganisationen nicht länger gestatten wird, im Mittelmeer aufgenommene Migranten routinemäßig nach Italien zu bringen. "Wir sind die Herren in unserem eigenen Haus", verkündete Innenminister Matteo Salvini von der rechtsgerichteten Regierungspartei Lega.

Umfrage: Italiener unterstützen Salvinis Kurs  

Zuvor hatte er angekündigt, zwei Schiffen deutscher Helfer die Einfahrt in italienische Häfen zu verweigern. Die "Seefuchs" und "Lifeline" werden von den Nichtregierungsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline genutzt. 

Der Lega-Chef warf den Organisationen vor, ihre Schiffe nah an der libyschen Küste stationiert zu haben, um viele Menschen aufzunehmen, die auf See von Menschenschmugglern ausgesetzt werden. In den vergangenen Jahren war es Routine, dass im zentralen Mittelmeer geborgene Migranten nach Italien gebracht wurden. Im Jahr 2017 waren es gut 119.000. Viele von ihnen reisen weiter Richtung Österreich und Deutschland.

Will Italien abschotten: Der Lega-Vorsitzende Matteo Salvini Bild: Getty Images/AFP/A. Solaro

Sea-Eye warnte, dass Retter und Migranten in große Gefahr geraten könnten, sollte Salvini bei seiner Linie bleiben. Anders als die Menschen auf der "Aquarius" durften Migranten, die von der italienischen Küstenwache oder der Marine aus dem Mittelmeer geborgen wurden, in den vergangenen Tagen weiter in italienischen Häfen an Land gehen.

Salvinis Politik findet indes Zustimmung bei den Italienern: Laut einer von der Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlichten Umfrage unterstützen 59 Prozent der Wähler seinen Kurs.

nob/jmw/sc (dpa, rtr, afp)

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