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Politik

Militärallianz beginnt Offensive im Jemen

13. Juni 2018

Die von Saudi-Arabien geführte Koalition hat ihren größten Angriff seit Beginn des Krieges im Jemen vor drei Jahren gestartet - ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, obwohl UN und NGOs sehr deutlich gewarnt hatten.

Saudi Arabischer F-15 Kampfjet
Bild: picture-alliance/AA/I. Erikan

Hodeida, die größte Hafenstadt des Jemen, ist von der Militärallianz unter saudischer Führung angegriffen worden. Dies teilte die international anerkannte jemenitische Exilregierung mit. Kampfjets und Kriegsschiffe unterstützen demnach die jemenitischen Bodentruppen. Der Hafen von Hodeida im Westen des Jemens ist zentral für die Versorgung des Bürgerkriegslandes mit Hilfsgütern und Lebensmitteln - insbesondere des Nordens, der von den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen gehaltenen wird. Schon jetzt können Millionen Menschen im Jemen nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werde. Die Militäroffensive auf Hodeida droht die Lage massiv zu verschlechtern.

Es ist das erste Mal seit ihrem Kriegseintritt 2015, dass die Militärallianz einen Angriff auf eine stark befestigte größere Stadt startet. Ihr Ziel ist es, den Nachschub der Huthi-Rebellen abzuschneiden und so die Aufständischen an den Verhandlungstisch zu zwingen. 

Bedürftige in Saana warten auf die Verteilung von Essen durch eine HilfsorganisationBild: picture alliance/dpa/M. Mohammed

Die Vereinten Nationen hatten vor Beginn des Angriffs angekündigt, ihre Präsenz im Jemen zu verändern. In Hodeida seien dutzende UN-Mitarbeiter stationiert, sagte der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Montag in New York dem UN-Sicherheitsrat bei einer von Großbritannien einberufenen Sondersitzung. Details zu den neuen Planungen nannte Lowock nicht, die Vereinten Nationen wollten aber grundsätzlich im Jemen bleiben, sagte er. 

Zuvor hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) wegen der Bombardierung eines Krankenhauses im Nordjemen ihre Tätigkeiten in der Stadt Abs vorerst ausgesetzt. Ein Angriff der arabischen Militärkoalition habe ein neues Behandlungszentrum getroffen, das sich um Cholera-Patienten kümmern sollte, hieß es am Montag in einer Mitteilung der Organisation. Da sich noch keine Patienten in der Einrichtung befunden hätten, habe es keine Opfer gegeben. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) 71 Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen aus dem Jemen abgezogen.

Rund 90 Prozent der Versorgung mit Lebensmitteln, Treibstoff und Medizin im Jemen werde importiert und 70 Prozent davon durch Hodeida, sagte UN-Nothilfekoordinator Lowcock dem Sicherheitsrat. "Hodeida ist absolut essenziell für die Erhaltung des Lebens und wenn Hodeida eine Zeit lang nicht effektiv funktionieren würde, wären die Konsequenzen aus humanitärer Sicht katastrophal." 

Eine bei einem früheren Luftangriff beschädigte Schule im Oktober in HodeidaBild: Reuters/A. Zeyad

UN-Generalsekretär António Guterres hatte am Montag erklärt, der UN-Sondergesandte Martin Griffiths befinde sich in "angespannten Konsultationen" mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, um einen Angriff auf Hodeida doch noch zu verhindern - offenbar erfolglos. 

Hilfskräfte suchen unter bombardierten Gebäuden in Sanaa nach ÜberlebendenBild: picture-alliance/dpa/M. Mohammed

Vor der Militäroffensive auf Hodeida hatte sich auch ein Bündnis internationaler Hilfsorganisationen besorgt gezeigt. Ein Großteil der dortigen Bevölkerung wäre im Falle einer Attacke betroffen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die unter anderem von den Organisationen Care, Save the Children und Handicap International unterzeichnet wurde. Die aktuelle Nahrungskrise könnte sich im schlimmsten Fall zu einer Hungersnot ausweiten. Bereits jetzt hätten 17 Millionen Menschen nicht ausreichend zu essen, hieß es weiter. Die Einfuhr von Nahrungsmitteln habe ein historisches Tief erreicht. 

Im bitterarmen Jemen auf der arabischen Halbinsel kämpft die international anerkannte Regierung mit Hilfe einer Militärkoalition gegen Huthi-Rebellen, die große Teile im Norden des Landes kontrollieren. Die Huthi hatten die Hauptstadt Sanaa 2014 eingenommen und kämpfen gegen die jemenitischen Streitkräfte, die vor allem von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt werden. Die beiden Staaten fürchten, dass der Iran mit der Unterstützung der Huthi seine Macht in der Region ausbauen will. Der Konflikt gilt als Stellvertreterkrieg. 

stu/AR (rtr, dpa)

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