Was verbindet die Nationalbibliothek in Peking mit einem Solar-Kiosk in Äthiopien? Bei beiden war "Architektur Made in Germany" im Spiel. Deutsche Architekten sind weltweit gefragt - und lösen einige Fragen unserer Zeit.
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Herausragende Bauwerke deutscher Architekten
Deutsche Architekten mischen weltweit mit: Vom botanischen Garten in Shanghai bis zum Krankenhaus in St. Petersburg. Die Wanderausstellung "Contemporary Architecture. Made in Germany" stellt 40 dieser Bauprojekte vor.
Bild: RSAA
Das Gerichtsgebäude in Saudi-Arabien
Bauwerke prägen ein Stadtbild. Deshalb brauchen Architekten neben technischem Knowhow auch viel Feingefühl und Kulturverständnis. In Riad in Saudi-Arabien haben Albert Speer & Partners einige öffentliche Gebäude entworfen, wie diesen Kaaba-ähnlichen Gerichtskomplex. Der Bau ist eines der 40 ausgestellten Projekte in der Pariser Schau "Contemporary Architecture. Made in Germany".
Bild: Albert Speer & Partners
Medizinisches Zentrum in Russland
Gerade in Ballungszentren wird Gesundheit groß geschrieben. Nickl & Partner fuhren daher groß auf: Dieses medizinische Zentrum in St. Petersburg bringt Krankenhaus, Platz für Forschung und Lehre sowie Unterkünfte für Studenten und Angestellte unter einen Hut. Es wurde 2013 fertiggestellt und kann sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden.
Bild: Nickl & Partner Architekten AG
Botanischer Garten Chenshan in China
Wer Architektur sagt, muss auch Landschaftsgestaltung sagen. Das Architektenbüro Auer Weber aus München entwarf diesen Botanischen Garten für die EXPO 2010 in Shanghai. Der 207 Hektar große Garten mitten in Shanghai zeigt vor allem eines: Grünere Städte sind gefragt, wenn die Hälfte der Menschen heute in Städten leben - in Shanghai allein über 23 Millionen!
Bild: picture-alliance/Christoph Mohr
Solar-Kiosk in Äthiopien
Deutsche werden oft als praktisch und effizient bezeichnet. Das trifft hier zu: Die GRAFT Architekten entwarfen diesen Solar-Kiosk 2012 in Äthiopien. Die Solarplatten auf dem Dach liefern Strom für den kleinen Betrieb. Die Kioske sind als Bausatz entwickelt worden und können vor Ort zusammengebaut werden. Telefone, Solar-Lampen und Getränke werden dort verkauft.
Bild: Georg Schaumberger
Nationalbibliothek in Saudi-Arabien
Die Gerber Architekten bauten 2013 die King Fahd Nationalbibliothek in Riad. Das quaderförmige Gebäude knüpft mehrfach an lokale Traditionen an: Das alte Bibliotheksgebäude steht weiter im Inneren; die Außenfassade bedient sich orientalischer Muster in moderner Stahl- und Glaskonstruktion. Die Kuppel der alten Bibliothek wurde erneuert und besteht somit weiterhin als Kultursymbol.
Bild: DAM2014/C. Richters
Vesnovka Wohnkomplex in Kasachstan
Für diesen Wohnkomplex aus sechs Einheiten schauten die Architekten von Braun Schlockermann Dreesen vor allem auf die häufigen Erdbeben in der Stadt. Das Projekt besteht aus zwei 16-stöckigen und vier 9-stöckigen Wohnblöcken mit Einkaufszentren im Erdgeschoß. Das Design entstammt den traditionellen kasachischen Männer-Haarschnitten.
Bild: Braun Schlockermann Dreesen
Nationalbibliothek in China
Die Frankfurter Architekten KSP Jürgen Engel dachten groß: 2000 Nutzer und 12 Millionen Bücher mussten unter Dach und Fach gebracht werden in der Nationalbibliothek in Peking. Auch dieses Projekt aus dem Jahre 2008 versucht Alt und Neu zusammenzubringen: Das Glas steht für die heutige Zeit und das Weiterreichen Chinas langer Geschichte und Traditionen.
Bild: Hans Schlupp
Maidar Eco City in der Mongolei
Diese noch unfertige geplante Stadt liegt südlich der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Das Projekt der Kölner Städteplaner RSAA ist benannt nach dem Buddha der Zukunft, Maitreya. Die 54 Meter hohe Buddha-Statue wird vom Stadtzentrum umgeben - autofrei und umweltfreundlich. Dieses Projekt ergab sich wegen der Ansiedlung vieler ehemaliger Nomaden und soll 2016 fertig werden.
Bild: RSAA
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Lange Zeit wurde die Deutsche Architektur mit dem Bauhaus gleichgesetzt. 1919 gründete Walter Gropius die Bewegung, die eine Vision hatte: eine neue Einheit von Handwerk, Kunst und Technik - der Bau als Gesamtkunstwerk. Zusammen mit den Architekten Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe entwickelte Gropius die Bewegung laufend weiter, die später zur bedeutendsten Schule für Architektur, Design und Kunst im 20. Jahrhundert wurde.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, mussten einige Bauhaus Architekten und Designer ins Exil flüchten. Dort bauten sie weiter - zum Beispiel die Weiße Stadt in Tel Aviv oder das Federal Center in Chicago - und beeinflussten damit auch die Baukunst im Ausland.
Eine neue Generation deutscher Architekten hat es nun in die internationale Szene geschafft. Das Siegel "Made in Germany" steht dort für Qualität und Zuverlässigkeit - und die deutschen Architekten profitieren davon. Nachhaltigkeit und durchdachte Stadtentwicklung fügen sie nun diesem Qualitätssiegel hinzu.
Die meisten deutschen Architekten bauen in Österreich, in der Schweiz oder in Frankreich. Aber die wachsenden Märkte in Russland, der arabischen Welt und vor allem in China öffnen sich immer mehr für Architekten aus Deutschland. "Die Zukunftsmärkte sind gar nicht unbedingt dort, wo das meiste Geld ist oder der wirtschaftliche Aufschwung", sagte Philipp Auer von Auer Weber Architekten der DW. "Vielleicht sind es sogar Märkte, wo man sich einfach aufgrund eines Klimawandels neue Städtebauthemen überlegen muss".
Deutsche Architektur weltweit
06:39
Laut einer Studie der Bundesarchitektenkammer sind etwa 8 Prozent der über 120.000 Architekten in Deutschland international tätig. 2002 hat sich das Netzwerk Architektur Export (NAX) gegründet, um internationale Auftraggeber mit Architektenbüros in Deutschland zu vernetzen - unter anderem mit der aktuellen Wanderausstellung "Contemporary Architecture. Made in Germany", die in der deutschen Botschaft in Paris vertreten ist.
Zu sehen sind 40 internationale Projekte, die sich mit Klimawandel, Nachhaltigkeit, Metropolen und Technologie auseinandersetzen. Die Ausstellung, die für den "German Design Award 2016" nominiert ist, wurde von der Deutschen Welle begleitet, und ist bis zum 30.08.2015 im Deutschlandzentrum der Botschaft Paris zu sehen. Anschließend wird sie durch weitere Städte in Frankreich touren.