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Architektur

Leere Wände, große Ideen

22. Mai 2021

Bei der Architekturbiennale in Venedig präsentiert Deutschland Ideen für nachhaltiges Bauen. Doch wie geht das in einem fast leeren Pavillon?

Blick in den Deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale 2021
Die Architekturbiennale in Venedig findet alle zwei Jahre statt. Blick in den Deutschen Pavillon Bild: Federico Torra/dpa/picture alliance

Da hängen keine Zeichnungen, stehen keine Modelle. Stattdessen leuchten blanke weiße Wände im deutschen Pavillon der diesjährigen Architekturbiennale. Manche der - pandemiebedingt - wenigen Journalisten sprechen schon vom Scheitern der Deutschen. Doch haben sie die Rechnung ohne das Kuratoren-Team um Arno Brandlhuber und Olaf Grawert gemacht: Ihr Pavillonkonzept rollt die Debatte um das künftige Bauen von vorne auf, sprich: als Rückblick aus der Zukunft. Ihre Projektionsfläche für Filme und virtuelle Diskussionsbeiträge ist aber nicht allein das geschichtsbeladene Gebäude in der Giardini-Parkanlage der Lagunenstadt; sie setzen auf das Internet und somit auf Zugänglichkeit von jedem Ort der Welt.

"How will we live together?" - Architekturbiennale-Kurator Hashim SarkisBild: Mirco Toniolo/Avalon/Photoshot/picture alliance

Das Globale nahm denn auch Biennale-Kurator Hashim Sarkis in den Blick, als er sich jetzt noch einmal den Fragen der Journalisten stellte. Sarkis verantwortet die übergreifende Architekturausstellung abseits der Länderpavillons. Ihr Generalthema lautet diesmal "How will we live together?" (Wie werden wir zusammenleben?). "Viele wollen wissen, wie die Pandemie die Architektur verändert hat", so Sarkis im Gespräch mit der DW. "Die Architektur reagiert auf globale Veränderungen wie Klimawandel, Migration, politische Polarisierung." Diese Herausforderungen blieben bestehen, so Sarkis, auch wenn die Pandemie eines Tages vorüber sei. "Darauf müssen wir Antworten finden, weil davon abhängt, wie wir künftig zusammenleben werden." Der libanesisch-amerikanische Architekturtheoretiker und Kurator beschwor noch einmal die verändernde Kraft der Architektur.

Blick zurück aus der Zukunft

Städte ohne Lärm, Bauwerke aus lebenden Pflanzen und neue Ideen für das Recycling von alten Gebäude-Bauteilen? Alles kein Hexenwerk, sondern Zukunftsmusik für die Architektur, meinen die beiden Mit-Kuratoren des deutschen Beitrags bei der Architekturbiennale in Venedig, der Architekt Olaf Grawert und Arno Brandlhuber, Professor an der ETH Zürich. "Nachhaltigkeit" und "Gesellschaftliche Teilhabe" sind ihre Stichworte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, ebenso wie "Ökologisches Kreislauf-Denken" beim Bauen. Beide glauben an die Kraft positiver Visionen, die im deutschen Pavillon auf multimediale Weise in den Raum geworfen werden sollen.

An ihrem Konzept für den deutschen Biennale-Pavillon - Titel: "2038 - The New Serenity" (2038 - Die Neue Gelassenheit) - hat ein fachübergreifendes Expertenteam mitgearbeitet. In den nächsten Monaten sollen sich möglichst viele Menschen am Gespräch über das künftige Wohnen beteiligen. Alle Filme und Projektionen des deutschen Biennale-Beitrags sind deshalb auch in einer "Pavillon-Cloud", also online zugänglich. Die Idee der Macher: "2038 ist ein positiver Rückblick aus der Zukunft", so Grawert, eine filmische Mischung aus Fakt und Fiktion. Als inhaltliche Klammer fungiert der Kurzfilm "Interrail 2038", dessen Hauptfiguren in der Pandemie-Krise geboren wurden. Darin treffen sich zwei 18-Jährige in Venedig und blicken auf ihr Erwachsenwerden und die Entwicklungen zurück. Worüber sie sprechen, wird in "History Channels" vertieft. Hier kommen auch Experten zum Zuge.

Kuratoren für Deutschland: die Architekten Arno Brandlhuber und Olaf Grawert (v.l.)Bild: bureau-n/dpa/picture alliance

Wegen der Corona-Pandemie darf vorerst nur eine eingeschränkte Zahl von Zuschauern in den Deutschen Pavillon, umso wichtiger ist seine Netzadresse: Sie lautet "2038.xyz". Noch bis November versammelt die 17. Architekturbiennale in Venedig die Baudideen von mehr als 100 Teilnehmern aus 46 Ländern. Mehr als 60 Länder eröffnen außerdem ihre Pavillons als nationale Schaufenster. Bei der letzten Architekturbiennale 2018 wurde der Schweizer Pavillon mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung der Biennale.

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