ARD und ZDF übertragen die Frauen-WM
15. Juni 2023Aufatmen bei allen Fans von Torjägerin Alexandra Popp und ihren Teamkolleginnen: Die Spiele bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft werden bei ARD und ZDF live zu sehen sein. Nach zähem Ringen und mit Hilfe aus der Schweiz übertragen die öffentlich-rechtlichen Sender die Partien aus Australien und Neuseeland. Die Einigung am Mittwoch gelang nun durch einen Kunstgriff: Denn Vertragspartner des Fußball-Weltverbandes FIFA sind nicht ARD und ZDF selbst, sondern die in Genf ansässige European Broadcasting Union (EBU).
"Die EBU hat mit der FIFA eine grundsätzliche Vereinbarung getroffen, die Märkte Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien in den bestehenden Vertrag für die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft 2023 aufzunehmen. Gemäß dieser Vereinbarung sind alle Spiele und alle Tore der Fußball-WM in Australien und Neuseeland, die vom 20. Juli bis 20. August 2023 stattfindet, bei ARD und ZDF zu sehen", teilten die Sender mit.
Nach monatelangem Streit mit öffentlichen Beschuldigungen steht nun ein Vertrag, der beide Seiten das Gesicht wahren lässt. ARD und ZDF hatten bisher direkt über ihre Sportrechte-Agentur SportA verhandelt. Jetzt bekommen die beiden Sender ihre Rechte von der FIFA über die EBU, genau wie öffentlich-rechtliche Sender in anderen europäischen Ländern. Zuletzt war es dem Vernehmen nach nur noch um Detailfragen gegangen.
Erleichterung über den Deal
Die Erleichterung über den späten Deal war überall groß - bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern und beim DFB. Er freue sich sehr, dass man dem Frauenfußball nun auch in diesem Jahr die Bühne bieten könne, die die Spielerinnen und das Publikum verdienten, sagte ARD-Sportrechte-Intendant Tom Buhrow und dankte DFB-Präsident Bernd Neuendorf für dessen Unterstützung. "Das Ergebnis ist im Sinne des Sports, der Spielerinnen und der Fans, die nun in einem Monat die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft vor den Fernsehern, Radios und Online anfeuern können", so Buhrow.
"Die FIFA freut sich über die Erweiterung des Vertrags mit der Europäischen Rundfunkunion, womit die Frauen-Weltmeisterschaft nun auch in den fünf größten Märkten ihres Netzwerks - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino in einer Mitteilung des Weltverbandes.
"Ich bin einfach nur erleichtert, dass unsere WM-Spiele im deutschen TV sichtbar sein werden. Ich danke allen Beteiligten, dass im Sinne der Entwicklung des Frauenfußballs, der Sichtbarkeit, der Millionen Fans und der sportlichen Wertigkeit des Turniers nun eine Einigung gefunden wurde", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
"Ich freue mich über die Einigung zwischen der FIFA und der EBU, in deren Folge eine breite Sichtbarkeit der Frauen-WM in ARD und ZDF möglich sein wird. Ein Blackout konnte verhindert werden. Dies ist für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland von enormer Bedeutung", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dankte explizit WDR-Intendant Tom Buhrow für "Engagement und lösungsorientiertes Handeln."
Blackout war nie eine Option
FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte in den vergangenen Monaten öffentlich mehr Geld für die Übertragungsrechte gefordert, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Gesichert ist nur, dass es um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag ging. Kurz vor der nun erfolgten Einigung hatte ein Sprecher der FIFA gesagt: "Wir sind weiterhin in Gesprächen." Er betonte zugleich, dass es "keinen Blackout" geben werde - also ein Turnier ohne bewegte Bilder in Deutschland. Knapp fünf Wochen vor dem Beginn des Turniers schienen die Fronten zwischen dem Verband sowie ARD und ZDF verhärtet zu sein.
Die von der FIFA ins Spiel gebrachten WM-Übertragungen auf dem hauseigenen Internetportal wären technisch auf jeden Fall kein Problem gewesen. Auch das Engagement von deutschsprachigen Kommentatoren wäre möglich gewesen. Die gewohnten Standards von ARD und ZDF mit Moderation, Interviews und vor allem kritischer Berichterstattung wären bei einer eigenen Übertragung der FIFA allerdings nicht zu erwarten. Dieses Szenario ist jetzt abgewendet.
dvo/jst (SID, dpa)