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Argentinien in Frankfurt

16. Oktober 2009

2010 feiert Argentinien 200 Jahre Mairevolution, den Beginn der Unabhängigkeit. Außerdem wird die Heimat Borges und Cortazars Gastland auf der Frankfurter Buchmesse sein – ein Ausblick:

2011 ist Argentinien UNESCO-Lese-WelthauptstadtBild: Frankfurter Buchmesse / Peter Hirth

Was verkörpert das Land am Rio de la Plata mehr als der Tango: "Ich liebe es, ihn zu tanzen und zu singen", sagt der Schriftsteller Mempo Giardinelli. Jetzt aber ist er in Frankfurt, wo er auf der Buchmesse über die Literatur seines Heimatlandes spricht - ein Land, das geprägt ist von einer großen kulturellen Vielfalt, wie auch Magdalena Faillace, die Präsidentin des argentinischen Organisationskomitees betont. „Wir haben viele verschiedene Traditionen, aus der einheimischen und aus der europäischen Kultur. Wir haben im Laufe der Jahre viele Flüchtlinge aufgenommen und auch heute noch sind wir ein offenes Land.“

Offen ist man auch für Diskussionen. Eines der Themen, die im nächsten Jahr diskutiert werden sollen, ist die Militärdiktatur, die das Land von 1976 bis 1983 beherrschte. Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte spiele in der argentinischen Kultur heute eine besondere Rolle, sagt Mempo Giardinelli, denn lange Zeit sei es sehr schwierig gewesen, darüber zu schreiben. "Es gab keine Möglichkeit, die offizielle Version, die das Militär verbreitete, zu hinterfragen", erzählt der 1947 geborene Schriftsteller. Erst die Rückkehr zur Demokratie habe es erlaubt, über die Vergangenheit zu diskutieren. Für die Suche nach der eigenen Identität sei das sehr wichtig gewesen, sagt Giardinelli.

Andenken an Borges und Cortazar

Es ist das dritte Mal, dass ein lateinamerikanisches Land zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse ist. Argentinien hat eine lange Verlagstradition, Schriftsteller wie Jorge Luis Borges und Julio Cortázar sind bekannte Namen in Europa. Mit der jährlich stattfindenden „Feria Internacional del Libro“ in Buenos Aires ist Argentinien zudem Standort der wichtigsten und größten Buchmesse Lateinamerikas. Für Buchmesse-Direktor Jürgen Boos ist Argentinien deshalb ein wichtiger Partner, der stellvertretend für den gesamten Kontinent stehe.

"Endlich können wir über unsere Geschichte sprechen" - Mempo GiardinelliBild: picture-alliance / maxppp
Magdalena Faillace auf der Frankfurter BuchmesseBild: picture alliance/dpa

Bereits in diesem Jahr widmen sich rund 40 Veranstaltungen dem Thema Argentinien. Für den großen Auftritt im nächsten Jahr hat Magdalena Faillace sich das Ziel gesetzt, "Stereotypen zu überwinden". Argentinien sei „mehr als Eva Perón, Ché Guevara und Diego Maradona“, mehr als „Tango und Rindfleisch“. Welche Autoren anreisen werden, steht noch nicht fest, nur dass es eine bunte Mischung werden soll: aus alt und jung und aus verschiedenen Teilen des Landes.

Kultur in Bewegung

"Cultura en movimiento" – "Kultur in Bewegung", so lautet das offizielle Motto des argentinischen Gastlandauftritts. Aus vielen Vorschlägen wurde dieser eine ausgesucht, denn er beschreibt eine Gesellschaft, die nicht aufgibt, die weiter diskutiert, sagt Magdalena Faillace - und erinnert dabei auch an die schwere Wirtschaftskrise, die das Land im Jahr 2001/2002 erlebte. Obwohl die Leute damals nicht an ihr Geld kamen, Tausende ihre Ersparnisse und ihre Arbeit verloren, sei kein Theater geschlossen worden – im Gegenteil: die Zahl der Literatur-, Theater- oder Tanzkurse sei angestiegen und das nicht nur in Buenos Aires, sondern im ganzen Land: "Kultur ist lebensnotwendig", sagt Faillace, "sie gibt uns Hoffnung, die anderen – schwierigeren – Probleme zu lösen.“

Autorin: Petra Lambeck
Redaktion: Anne Herrberg

Die Krise gewöhnt - Argentinien im Dezember 2001Bild: AP
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