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Aristide - beschützt und nicht inhaftiert

2. März 2004

Nach der Flucht von Aristide wächst in Haiti die Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage. Die USA und Frankreich weisen Vorwürfe zurück, der Ex-Präsident sei entführt worden.

Jubelnde Menschen in Port-au-PrinceBild: AP

Der bisherige haitianische Präsident Bertrand Aristide wird nach französischen Angaben in Zentralafrika "beschützt und nicht inhaftiert". Die in der Zentralafrikanischen Republik stationierten französischen Truppen hätten keine Kontrolle über Aristides Wege. "Sobald er will, kann er gehen", sagte Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie am Dienstag (2.3.2004) in Paris. Aristide hatte behauptet, nicht ins Ausland geflogen, sondern entführt worden zu sein.

Nach der Flucht von Aristide wächst in Haiti die Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage. In der Hauptstadt Port-au-Prince kamen die Führer der Rebellen erstmals mit Oppositions- und Polizeivertretern zusammen. An dem Treffen am Montag (1.3.2004) in einem Hotel nahmen Rebellenführer Guy Philippe and der Oppositionspolitiker Evans Paul teil, der früher Bürgermeister in Port-au-Prince war. Louis-Jodel Chamblain, ein ehemaliger Kommandeur einer Todesschwadron und jetzt ebenfalls bei den Rebellen, war auch zu sehen. Die Presse war nicht zugelassen, aber Paul äußerte sich positiv über Philippe. "Er hat eine wichtige Rolle gespielt", sagte Paul.

US-Soldaten bewachen den PräsidentenpalastBild: AP

Kurz zuvor waren die Rebellen unter dem Jubel von tausenden Einwohnern in der Stadt empfangen worden. Die Bewohner tanzten in den Straßen und liefen neben den Fahrzeugen der Rebellen her. Bei der Ankunft der Fahrzeuge auf dem zentralen Platz vor dem Nationalpalast rief die Menge "Freiheit" und "Aristide ist weg".

Rumsfeld: 5000 Soldaten nach Haiti

Der vom ehemaligen stellvertretenden Polizeichef Philippe angeführte Konvoi von mehr als 70 Aufständischen war am Morgen in der westhaitianischen Stadt Gonaives losgefahren, wo der Aufstand vor mehr als drei Wochen begonnen hatte. Philippe sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Männer wollten den Palast für den neuen Präsidenten sichern. Er bezog sich damit auf den Interimspräsidenten Boniface Alexandre, der am Sonntag erklärt hatte, er werde vorläufig Haiti regieren.

Maske von Aristide aus seinem Haus geworfenBild: AP

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Sonntagabend in New York einstimmig die Entsendung der Eingreiftruppe für Haiti. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld rechnet mit der Entsendung von etwa 5000 internationalen Soldaten zur Stabilisierung der Lage in Haiti. Davon würden etwa 1500 bis 2000 Soldaten aus den USA kommen, sagte der Minister am Montag. Zur Zeit seien bereits "einige Hundert" US-Soldaten in Haiti. Frankreich hat derzeit 50 Soldaten in Haiti stationiert, bis zu 300 sollen es werden. Die amerikanischen und französischen Soldaten sicherten wichtige Punkte in der Stadt. Auch Chile kündigte die Entsendung von insgesamt 250 Soldaten in der kommenden Woche an.

Aristide: Baum des Friedens gefällt

Unterdessen traf Jean-Bertrande Aristide am Montag in Zentralafrika ein. "Mit meinem Sturz haben sie den Baum des Friedens gefällt", sagte er in einer Radioansprache nach seiner Ankunft. "Aber er wird wieder wachsen, weil seine Wurzeln stark sind." In seiner ersten Rede seit seinem Rücktritt erwähnte Aristide eine mögliche Rückkehr nach Haiti nicht. Der staatliche Rundfunk in Bangui berichtete, Aristide werde einige Tage im Land bleiben und dann möglicherweise nach Südafrika weiterreisen. Der stellvertretende südafrikanische Außenminister Asis Pahad erklärte, er glaube nicht, dass Aristide Asyl in seinem Land beantragt habe.

Das Weiße Haus wies derweil einen Medienbericht über eine angebliche Entführung Aristides durch US-Truppen als "vollständigen Unsinn" zurück. Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, sagte zu entsprechenden Berichten, die USA hätten Aristide geholfen, das Land sicher zu verlassen. Solche Verschwörungstheorien würden dem haitianischen Volk nicht helfen, sagte McClellan weiter.

Auswärtiges Amt: Lockerung der Reise-Warnung

Das Auswärtige Amt in Berlin lockerte am Montag die Maßgaben für Haiti-Reisende. Das Außenministerium warnte zwar weiter vor Reisen in den Karibik-Staat, hob aber am Montag die sechs Tage zuvor erlassene Aufforderung an Deutsche auf, das Land zu verlassen. (mik/kap)

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