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Armenien: Russlands Einfluss wächst

12. April 2006

Armenien und Russland haben ihren Gasstreit beigelegt. Nebenbei sichert sich Moskau Einfluss auf wichtige Projekte im Energie-Sektor. Zugleich wachsen deutsche Investitionen in Armenien.

Russland hat strategische Interessen im Energie-SektorBild: dpa - Report


Am 6. April wurde bekannt, dass Gasprom und die armenische Regierung ein strategisches Abkommen über Zusammenarbeit in Erdgas- und Energieprojekten unterzeichnet haben. Das Abkommen ist auf 25 Jahre angelegt. Noch am 5. April hatte der armenische Präsident Robert Kotscharjan erklärt, Armenien und Gasprom hätten eine akzeptable Lösung im Streit um die Erhöhung des Preises für russisches Erdgas gefunden. Für die Verbraucher werde der Preis nicht um mehr als 10 bis 15 Prozent steigen.

Preis-Regelung bis Ende 2008

Unklar ist nun, wie es um die bereits beschlossene Preiserhöhung von 52 Prozent für die Bevölkerung und von 85 Prozent für Unternehmen steht. Klar ist nur, dass im jetzigen Abkommen mit dem alten strategischen Partner Russland für Armenien ein Preis von 110 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Erdgas festlegt wird. Bisher zahlte Armenien 55 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Erdgas. Der Preis von 110 US-Dollar gilt für Armenien aber nur bis Ende 2008. Dann wird der Preis wahrscheinlich wieder erhöht.

Gasprom übernimmt Pipeline

Das Abkommen zwischen Armenien und Gasprom sieht vor, dass Jerewan dem exklusiven Lieferanten für russisches Erdgas ArmRosGasprom einen 40 Kilometer langen Abschnitt der in Bau befindlichen Erdgaspipeline Iran-Armenien übergibt, aber auch den 5. Energieblock des größten armenischen Wärmekraftwerks Rasdan. ArmRosGasprom wird ferner Auftraggeber des Baus des zweiten Abschnitts der Erdgaspipeline Iran-Armenien mit einer Länge von 197 Kilometern. Darüber hinaus erhält Gasprom laut Abkommen einen Mehrheitsanteil an der Gesellschaft ArmRosGasprom.

„Unabhängigkeit in Gefahr“

Die russische Seite habe ihr Ziel erreicht, erklärte im Gespräch mit der Deutschen Welle der Chefredakteur der armenischen Wirtschaftszeitung Basis, Aschot Aramjan. Russland kontrolliere nun das Wärmekraftwerk Rasdan, die Erdgaspipeline Iran-Armenien, die Geldströme des einzigen armenischen Atomkraftwerks sowie das Energienetz in Armenien. Das sei sehr gefährlich, meint Aramjan, weil dies die Energie-Unabhängigkeit des Landes unmittelbar bedrohe. Von einer Unabhängigkeit könne man jetzt gar nicht mehr sprechen, betonte der Experte.

Begründung der Regierung

Der armenische Energieminister, Armen Mowsissjan, erklärte, ohne eine Beteiligung Russlands sei Armenien nicht in der Lage, den Bau des 5. Energieblocks des Wärmekraftwerks Rasdan fertig zu stellen. Mit diesem Abkommen erhalte Armenien ein wirtschaftlich sehr effektives Kraftwerk, da der Verbrauch von Erdgas für die Produktion einer Kilowattstunde Strom deutlich niedriger sein werde, als in den bestehenden Kraftwerken, betonte der Minister.

Aschot Gasasjan, Jerewan

DW-RADIO/Russisch, 6.4.2006, Fokus Ost-Südost

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