Armut in Bulgarien
27. Januar 2005
Die Bewohner der ländlichen Gebiete, Menschen mit geringer Bildung, kinderreiche Familien und ethnische Minderheiten sind diejenigen Gruppen in der bulgarischen Bevölkerung, die am meisten von Armut bedroht sind. Das zeigen Untersuchungen der Weltbank seit langem.
Weniger als 2,15 Dollar täglich
Vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik wurde am Mittwoch (26.1.) eine neue Studie vorgestellt, die die Situation in den bulgarischen Städten und Gemeinden untersucht. Danach gibt es 13 Gemeinden, in denen das tägliche Durchschnittseinkommen der Bürger weniger als 2,15 Dollar beträgt. Die Bürgermeister dieser Gemeinden behaupten, dass es in ihrer Region genug Arbeit gäbe, aber niemand arbeiten wolle. Dabei ist die Arbeitslosigkeit, die bei mehr als 50 % der arbeitsfähigen Bevölkerung liegt, der Hautgrund für die Armut der Bevölkerung.
Unterhalb der Armutsgrenze leben mehr als 30 % der Menschen in den ärmsten bulgarischen Gemeinden. Jeder siebte Bulgare ist arm – wenn man die Armutskriterien der Weltbank zu Grunde legt. Als einigermaßen prosperierend – nach den Weltbank-Standards – können nur 21 bulgarische Gemeinden sowie die Hauptstadt Sofia bezeichnet werden. Insgesamt 260 bulgarischen Gemeinden wurden in der Studie untersucht.
Aber auch in diesen wohlhabenderen Gemeinden leben der Statistik zufolge immer noch rund 10 % der Bevölkerung in Armut. Wie in den anderen postkommunistischen Staaten ist die Hauptstadt Sofia am wenigsten von Armut betroffen. Weniger als 2 % der Sofioter gelten als arm.
Vor allem Ältere und Minderheiten betroffen
Die schlimmste Armut wurde in der Gemeinde Bojniza in Nordwestbulgarien festgestellt, hier leben 53 % der Bewohner unterhalb der Armutsgrenze. Diese Region ist durch den großen Anteil von älteren Menschen und einen hohen Grad von Abwanderung in die Städte gekennzeichnet.
In den ärmsten Gemeinden in Süd- und Ostbulgarien ist ein klar demografisch bestimmtes Bild zu beobachten: der überwiegende Anteil der armen Bevölkerung in diesen Regionen sind ethnische Minderheiten – Roma, Pomaken und zum Teil Türken.
Nikolay Tsekov, Sofia
DW-RADIO/Bulgarisch, 27.1.2005, Fokus Ost-Südost