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Asien im Banne des Krieges

29. März 2003

Nicht nur in Europa - auch in Asien blicken Wirtschaftsexperten mit gemischten Gefühlen in Richtung Irak. Denn je länger der Krieg dort dauert, desto größer sind die wirtschaftlichen Einbußen.

Lebenswichtige Exporte: <br>Containerhafen in MalaysiaBild: AP

Grund zum Jubel hatten in der vergangenen Woche die Aktionäre der Neptune Orient Lines: Die Container-Schiffahrtslinie aus Singapur wird nämlich an einem längeren Irak-Krieg kräftig verdienen, denn Neptune Orient zählt das US-Militär zu ihren besten Kunden. Kaum hatte das Pentagon duchsickern lassen, man wolle die US-Truppen am Golf verdoppeln, schoss der NOL-Aktienkurs in die Höhe. Bereits am letzten Golfkrieg 1991 hatte die weltweite Nummer Sieben in der Containerschiff-Branche kräftig verdient.

Exporte gehen zurück

Der Fall NOL ist eine Ausnahme: Denn nicht nur das wirtschaftlich angeschlagene Japan hängt am Tropf der Weltwirtschaft - auch Singapur, Hong Kong und Malaysia sind auf Gedeih und Verderb auf globales Wirtschaftswachstum angewiesen. Rund zehnmal so groß wie in Japan ist die Exportabhängigkeit der kleinen Tigerstaaten. Anders als Japan mit einem Exportanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von nur zehn Prozent verfügen die Stadtstaaten über keinen nennenswerten Binnenmarkt. Malaysia und Länder wie Thailand und Indonesien sind darüber hinaus abhängig vom Tourismus. Und der geht in Kriegszeiten deutlich zurück.

Terrorangst nimmt zu

Seit den Bombenanschlägen auf Bali im vergangenen Oktober meiden immer mehr westliche Touristen Südostasien. Mit dramatischen Folgen für die Region: In Malaysia sind die Touristendollars die zweitgrößte Devisenquelle, hinter der verarbeitenden Industrie. Im benachbarten Thailand steuern die Besucher aus dem Ausland weit über fünf Prozent zum BIP bei. Jeder Tourist weniger lässt die Volkswirtschaft schrumpfen.

Seit dem amerikanisch-britischen Angriff auf den Irak haben nahezu alle asiatischen Fluglinien internationale Verbindungen gestrichen, die australische Fluglinie Quantas will 1.000 Mitarbeiter auf die Straße setzen.

SARS und Nord-Korea belasten

Der Krieg im fernen Irak ist aber nicht das einzige Problem: Die geheimnisvolle Lungenkrankheit SARS treibt die Zahl der Stornierungen weiter in die Höhe.

Und um das Schreckensszenario für Asien komplett zu machen, rasseln die Machthaber in Nordkorea weiter mit dem Säbel und verbreiten mit ihrem nuklearen Waffenprogramm Angst und Schrecken unter ihren asiatischen Nachbarn.

Schon jetzt spüren die asiatischen Tiger das Abflauen der Weltwirtschaft: Mit einer Arbeitslosenrate von mehr als fünf Prozent suchen in Singapur derzeit so viele Menschen nach einem Job wie zuletzt 1986. Die Industrieproduktion des Stadtstaates fiel im Februar um zwölf Prozent gegenüber dem Vormonat, so das staatliche Economic Development Board.

Teures Irak-Abenteuer

Politisch und wirtschaftlich zählen Singapur und Japan zu den Unterstützern des US-Krieges am Golf. Doch niemand weiß genau, wieviel Yen aus Japan fließen, um den USA finanziell unter die Arme zu greifen. Geld, das bei der dringenden Sanierung der japanischen Bankenbranche fehlt.

Zusätzliche Gefahr droht der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, wenn durch einen langen Krieg im Irak der Dollar nachgibt. Dann würde der Yen automatisch steigen und ein starker Yen ist Gift für die japanische Exportmaschine.

Und so werden Unternehmen wie Neptune Orient, die vom Irakkrieg profitieren, zu den großen Ausnahmen in Asien zählen. Viel mehr Firmen aus der Region wird es wie dem malaysischen Autobauer Proton ergehen: Der musste jetzt einen Auftrag für die Lieferung von 11.000 Autos in den Mittleren Osten stornieren. Das gab am Donnerstag (27. März) der malaysische Handels- und Industrieminister Rafidah Aziz bekannt. Wie lange die für den Irak bestimmten 5.000 Wagen aus dieser Lieferung jetzt auf ihre künftigen Besitzer warten müssen, sagte Aziz nicht. (tko)

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