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Asiens chronische Luftverschmutzung macht krank

Matthew Ward Agius
26. November 2024

Schmutzige Luft belastet die Gesundheit massiv und erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden oder an Krebs zu erkranken. Dennoch unternehmen einige Regierungen in Asien zu wenig für saubere Luft.

Gebäude inmitten von Smog und Luftverschmutzung an einem Morgen in Karachi, Pakistan
Smog besteht aus giftigen Gasen, Schwermetallen und flüchtigen organischen VerbindungenBild: Akhtar Soomro/REUTERS

Die 100 am stärksten verschmutzten Städte der Welt liegen allesamt in Asien, 83 davon allein in Indien. In ganz Südasien ist Luftverschmutzung nach wie vor stark verbreitet.

Im November 2024 wurde den Bewohnern der großen indischen Städte, einschließlich der Hauptstadt Neu-Delhi, sowie in Teilen von Pakistan geraten, in ihren Häusern zu bleiben. Aufgrund des Smogs wurden Schulen geschlossen und Bauarbeiten im Freien unterbrochen.

Eine solch starke Luftverschmutzung ist in den bevölkerungsreichsten und am dichtesten bebauten Städten der Welt durchaus üblich. Luftverschmutzung ist dort allgegenwärtig: ob man nun durch eine Stadt voller Fabriken läuft, im Berufsverkehr feststeckt, und selbst in ländlichen Gegenden, in denen noch mit Holzöfen geheizt wird.

Für viele Menschen in diesen am stärksten betroffenen Teilen der Welt ist es eine gewaltige Herausforderung, geeignete Vorsichtsmaßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu ergreifen.

Wann wird Luftverschmutzung zu Smog?

Smog ist ein Kunstwort aus "smoke" (Rauch) und "fog" (Nebel) und beschreibt sehr gut, wie dieser schmutzige, chemische Dunst entsteht.

Smog bildet sich, wenn sich bodennahe Schadstoffe wie Ozon, Feinstaub, Sulfate, Nitrate und andere giftige Chemikalien durch die Sonneneinstrahlung mit Nebel verbinden.

Chemische Partikel im Smog und anderen Formen der Luftverschmutzung können sehr leicht eingeatmet werden Bild: Quratulain Asim/REUTERS

Warum sind Smog und Luftverschmutzung gefährlich?

Bei Verbrennungsprozessen - sei es in einer Fabrik, im Automotor oder im Holzofen - werden giftige Gase in die Atmosphäre freigesetzt. Im Rauch und in den Gasen befinden sich oftmals mikroskopisch kleine Partikel - auch Feinstaub genannt - die aus komplexen chemischen Verbindungen entstehen und die leicht eingeatmet werden können. 

Feinstaub wird jeweils entsprechend seiner Größe bezeichnet:

- PM10 für Partikel mit einer Größe von 2,5-10 Mikrometern

- PM2.5 für Partikel von 2,5 Mikrometern oder weniger

- PM0.1 für ultrafeine Partikel von weniger als 100 Nanometern

Die Partikel sind winzig. Zum Vergleich: Ein menschliches rotes Blutkörperchen hat einen Durchmesser von etwa 6-8 Mikrometern und passt entsprechend in den Größenbereich von PM10.

Bakterien, wie beispielsweise der krankheitsverursachende E. coli-Typ, sind etwa 3 Mikrometer groß, also etwas größer als PM2.5. Die ultrafeinen PM0.1-Partikel sind kleiner als die Viren, die die Grippe und HIV verursachen.

Die Feinstaub-Partikel bestehen aus giftigen Gasen, Schwermetallen und flüchtigen organischen Verbindungen. Beim Einatmen können sie über die Lunge leicht in den Blutkreislauf gelangen und dort langfristige Schäden verursachen.

Welche Auswirkungen hat Luftverschmutzung auf die Gesundheit?

Das Einatmen von Feinstaub und Schadstoffgasen wird seit langem mit einem schlechten Gesundheitszustand und einer Reihe von Krankheiten in Verbindung gebracht. Wer kurzfristig Smog ausgesetzt ist, dessen Lungenfunktion wird beeinträchtigt. Akute Erkrankungen wie Asthma und andere Atemwegsprobleme können sich verschlimmern.

Längerfristig können durch den Smog Erkrankungen wie Krebs, Schlaganfall, Herz- und obstruktive Lungenerkrankungen wie Asthma auftreten. Bei obstruktiven Atemwegserkrankungen sind die Bronchien in der Lunge stark verengt. Das kann Menschen in jedem Alter betreffen, besonders gefährdet sind jedoch Kinder und Personen über 65 Jahre.

Im Mai 2024 ergab eine Studie über schadstoffarme Zonen in Deutschland, dass Kinder, die bis zu ihrem ersten Lebensjahr saubere Luft geatmet haben, ab ihrem fünften Lebensjahr weniger Medikamente benötigten.

"Die Belastung durch Luftverschmutzung in dieser sehr frühen Lebensphase kann längerfristige Auswirkungen haben, wenn die Kinder älter werden", so Hannah Klauber, die Leiterin der Studie.

Indien hat zwar Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen, aber die reichen nach Ansicht von Gesundheitsexperte nicht aus. Bild: Anushree Fadnavis/REUTERS

"Es gibt im Grunde keine unbedenklichen Werte für Feinstaub, so dass jeder Anstieg des Feinstaubs zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit führt", so Klauber.

Obwohl sich Klaubers Studie nur auf Deutschland konzentriert, seien ähnliche Ergebnisse auch in anderen Teilen der Welt zu finden, versichert Klauber.

Wie kann man sich vor Smog zu schützen?

Auf die Luft am Wohnort hat der Einzelne wenig Einfluss. Die wirksamste Schutzmaßnahme ist deshalb, Orte mit starker Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung zu meiden.

In einigen Städten mit hoher Luftverschmutzung, wie Neu-Delhi und Lahore, haben die Behörden Vorschriften erlassen, die Aktivitäten im Freien einschränken. Dazu gehören Schulschließungen, Fahrverbote für Autos und andere Fahrzeuge, sowie ein Verbot von Arbeiten im Freien.

Laut Rajib Dasgupta, Professor für öffentliche Gesundheit an der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi, können Einschränkungen von Aktivitäten im Freien oder Schulschließungen nur Notlösungen sein.

"Das kann man nicht wirklich durch persönliche oder haushaltsbezogene Interventionen in den Griff bekommen. Es erfordert staatliches Handeln, und zwar ein sehr umfangreiches, sektorübergreifendes Handeln", so Dasgupta gegenüber der DW.

Was unternehmen die Länder gegen Luftverschmutzung?

Auf der ganzen Welt werden Maßnahmen ergriffen, um strengere Grenzwerte für Luftverschmutzung festzulegen. Die Europäische Union hat sich im Juni 2024 auf neue Standards geeinigt.

Auch in Asien werden in einigen der am stärksten betroffenen Gebiete Maßnahmen ergriffen, die zu einer Verringerung der Luftverschmutzung beitragen sollen.

Die Bewohner chinesischer Städte, wie hier im nordchinesischen Yinchuan, kämpfen seit Jahrzehnten mit Luftverschmutzung und großen GesundheitsrisikenBild: AFP/Getty Images

Die chinesischen Behörden führten 2013 einen Plan zur Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs ein. Dadurch sind Smog und Luftverschmutzung zwar deutlich zurückgegangen, aber die Werte liegen immer noch über den weltweit empfohlenen Luftqualitätswerten.

Auch Indien hat neue Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen, doch Dasgupta kritisiert die mangelnden Fortschritte: "Die Staaten scheinen nicht in der Lage zu sein, die Dinge in den Griff zu bekommen. Und das liegt nicht an fehlendem Geld, sondern an mangelndem Willen."

Der Artikel ist ursprünglich auf Englisch erschienen.

Redaktion: Zulfikar Abbany

Adaption: Alexander Freund

 

Ausgewählte Quellen:

Globale Luftqualitätsrichtlinien der WHO (2021) https://iris.who.int/handle/10665/345329

Studie: Killing Prescriptions Softly, veröffentlicht von Klauber, Hannah, Felix Holub, Nicolas Koch, Nico Pestel, Nolan Ritter, und Alexander Rohlf im American Economic Journal, Economic Policy (2024) DOI: 10.1257/pol.20210729

Matthew Ward Agius Matthew berichtet über Geschichte, Wissenschaft, Gesundheit, Klima und Umwelt.
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