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Asiens Presse verurteilt Pjöngjang

Esther Felden13. Februar 2013

Heftige Kritik aus Seoul, Peking oder Tokio: Die Kommentatoren von Zeitungen und Agenturen kritisieren den dritten nordkoreanischen Atomtest scharf und einhellig. Zwischen den Zeilen schwingt auch Angst mit.

A customer look at television sets showing a report on North Korea's nuclear test at an electronics shop in Seoul February 12, 2013. North Korea conducted a nuclear test on Tuesday, South Korea's defence ministry said, after seismic activity measuring 4.9 magnitude was registered by the U.S. Geological Survey. REUTERS/Choi Jae-gu/Yonhap (SOUTH KOREA) NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. SOUTH KOREA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN SOUTH KOREA
Atomtests in NordkoreaBild: Reuters

Die südkoreanische Regierung muss der eigenen Öffentlichkeit gegenüber zugeben, dass alle Verhandlungen mit Nordkorea gescheitert sind, meint die Kommentatorin von Chosun Ilbo, der auflagenstärksten Zeitung des Landes. "Alle Bemühungen der Internationalen Gemeinschaft, Nordkorea von seiner Linie in der Atompolitik abzubringen, sind ohne Ergebnis verpufft." Und auch der große Nachbar und Verbündete China habe sich bisher als ineffektiv erwiesen. Immerhin gilt China als das Land mit dem größten und vielleicht einzig wirksamen Einfluss auf das Regime in Pjöngjang.

Allen Drohungen zum Trotz, Hilfslieferungen zu stoppen, habe sich Nordkorea nicht davon abhalten lassen, seinen dritten Atomtest durchzuführen."Nordkorea ist jetzt de facto eine Atommacht", heißt es weiter. "Auch wenn Südkorea Unterstützung von den hier stationierten US-Truppen hat: letztendlich steht das Land gegenüber dem Norden mit bloßen Händen da." Still hätten die Südkoreaner in der Vergangenheit die nordkoreanischen Drohgebärden erduldet. Jetzt aber ist Seoul nach Ansicht der Kommentatorin gezwungen zu handeln: Südkorea brauche "einen umfassenden Paradigmenwechsel seiner Sicherheitspolitik", andernfalls sehe die Zukunft des Landes düster aus. Die bisherige Linie Seouls seit dem ersten und zweiten Atomtest sei ineffektiv. "Verbale Verurteilungen, gepaart mit dem Versprechen, die eigene Verteidigung zu verstärken, haben keinerlei Einfluss auf Nordkorea. Das weiß auch die Öffentlichkeit."

Proteste in Seoul nach dem nordkoreanischen AtomtestBild: Reuters

"Schlag ins Gesicht" für Südkoreas Präsidentin

In seinem Gastkommentar für die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun bezeichnet Shunji Hiraiwa, Koreanistik-Professor an der Kwansei Gakuin Universität den jüngsten Atomtest Nordkoreas als "Bedrohung für die Region und für die USA". Darüber hinaus beschäftigt er sich vor allem mit der Wirkung des nordkoreanischen Atomtests auf die künftige südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye Denn der Zeitpunkt der jüngsten nordkoreanischen Provokation kommt für sie äußerst ungelegen – am 25. Februar wird Park in Seoul als erste Frau ihr Amt an der Spitze des Staates antreten. Der Atomtest sei für ihre "noch nicht einmal gebildete Regierung ein Schlag ins Gesicht".

Auch die Zukunftsaussichten für die koreanische Halbinsel beurteilt der Kommentator der Asahi Shimbun vor diesem Hintergrund eindeutig pessimistisch. "Park hatte dem Norden Unterstützung vorgeschlagen – unter der Bedingung, dass Pjöngjang aus seinem umstrittenen Atomprogramm aussteigen würde. Die Aussichten auf Fortschritte bei den bilateralen Beziehungen sind düster."

Vorsichtige Töne aus Peking

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua geht mit ihrem Kommentar auf die "Wurzeln der Krise auf der koreanischen Halbinsel" ein - so heißt es im Titel. Der Autor versucht sich an einer Erklärung für die aggressive Politik des nordkoreanischen Regimes - in der Vergangenheit und in der Gegenwart. "Oberflächlich betrachtet hat Pjöngjang wiederholt gegen UN-Sanktionen verstoßen und mit seinem Atomprogramm die Internationale Gemeinschaft herausgefordert." Tatsächlich aber sind derartige militärische Drohgebärden nach Ansicht des Xinhua-Kommentators in Wirklichkeit ein Ausdruck von Unsicherheit gegenüber den USA und ihren Verbündeten Japan und Südkorea - die ihrerseits durch gemeinsame Militärübungen ihre Überlegenheit unter Beweis stellen wollten. Vor diesem Hintergrund seit der jüngste Atomtest "ein verzweifelter Versuch Nordkoreas, die Bedrohung in Schach zu halten".

Weiter warnt der Autor vor einer Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Diese müsse von allen beteiligten Seiten mit aller Kraft verhindert werden, andernfalls drohten "katastrophale Konsequenzen". Um die aktuelle Krise zu entschärfen und zu bewältigen, gehe es nun vor allem darum, Ruhe zu bewahren und Verständnis für die Belange der Anderen aufzubringen. Nicht Konfrontation, sondern nur Dialog könne langfristig zum Erfolg führen. Entsprechend schlussfolgert der Kommentator der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua: "Die Sechs-Parteien-Gespräche, bei denen sämtliche Konfliktparteien gemeinsam an einem Tisch sitzen, sind die vielversprechendste und tragfähigste Plattform, um die Feindseligkeiten zu beenden."

Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Un führt die Politik seiner Vorgänger fortBild: Reuters

"Kraftvolle Warnung" von Washington nach Pjöngjang

Kritik an die Adresse des nordkoreanischen Regimes hagelt es auch vom großen Verbündeten Japans und Südkoreas: den USA. Der Gastkommentator der New York Times, Graham T. Allison Jr. bezieht eindeutig Stellung. Der Professor an der renommierten Harvard-Universität appelliert an US-Präsident Barack Obama, eine "direkte und unzweideutige Botschaft" an die Adresse Kim Jong Uns zu senden - mit Kopie auch an die chinesische Führung in Peking. Sollte eine Atombombe nordkoreanischen Ursprungs auf amerikanischem Boden oder auf dem Staatsgebiet eines Verbündeten der USA einschlagen, dann müsse Washington mit aller Härte reagieren, fordert der Autor. Denn "eine eindeutige und energische Warnung unter Androhung von Gewalt ist die einzige Garantie dafür, dass die isolierten Nordkoreaner tatsächlich zuhören".

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