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Literatur

Der neue Asterix

22. Oktober 2015

In welches Abenteuer sich Asterix und Obelix im neuen Band "Der Papyrus des Cäsar" stürzen, ist bis zur Veröffentlichung geheim geblieben - und das, obwohl ein weltberühmter Whistleblower mit von der Partie ist.

Asterix-Band 36 Der Papyrus des Cäsar Cover EINSCHRÄNKUNG
Bild: Les Éditions Albert René

Der neue Asterix: "Der Papyrus des Cäsar"

05:12

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Das Geheimnis um den neuen Asterix-Band ist auch diesmal wieder so gut gehütet gewesen wie das Geheimnis um das neueste Apple-iPhone oder die Handynummer der Bundeskanzlerin. An diesem Donnerstag (22.10.2015) wurde das Geheimnis gelüftet - Band Nummer 36 ist da. Die Geschichte spielt in Gallien, und zwar am einzigen Ort in ganz Gallien, den die Römer nicht besetzen konnten. Es ist das Heimatdorf von Asterix, Obelix und dessen Hund Idefix. Wo ein Druide einen Zaubertrank mixt, der die Dorfbewohner unbesiegbar macht. Wo ein Fischhändler und ein Schmied sich jeden Tag prügeln, wo ein Barde so schrecklich singt, dass er damit auch schon die grausamsten Feinde in die Flucht geschlagen hat. In diesem Band geht es um Spionage, Geheimnisse, Verrat - und eine der Figuren trägt die Züge von Whistleblower Julian Assange.

Ganz neu: Asterix, Band 36

Ein modernes Thema in der Antike

Es ist die Spezialität der Asterix-Comics, dass in fast jeder Geschichte ein Bezug zu Ereignissen aus der Gegenwart vorkommt, und oft werden Menschen der heutigen Gesellschaft karikiert. Es war den beiden Asterix-Erfindern René Goscinny (†1977) und Albert Uderzo immer wichtig, einen Humor zu schaffen, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen erreicht. Und das gelang ihnen auch. Die gesunde Mischung aus Klamauk und Satire gefiel allen Altersschichten. Diese erfolgreiche Tradition führen seit dem 35. Band die beiden neuen Autoren, Jean-Yves Ferri und Didier Conrad, unter den Augen des in den Ruhestand gegangenen Asterix-Schöpfers Uderzo weiter. Ihr mit Spannung erwartetes Debüt hatten sie im Oktober 2013 gegeben - "Asterix bei den Pikten" war ein voller Erfolg, es verkaufte sich über fünf Millionen Mal. Auf der ganzen Welt.

Auf der ganzen Welt? Nein! Denn ein von unbeugsamen Amerikanern bewohnter Kontinent hört nicht auf, den lustigen Gestalten aus Frankreich Widerstand zu leisten. [Anlehnung an den Eingangstext aller Asterix-Comics, d. Red.]

Unbeugsame Amerikaner

Tatsächlich konnten Asterix und Obelix in den USA bisher nicht Fuß fassen. Zeichner Didier Conrad, der seit mehr als 20 Jahren in den USA lebt, glaubt, dass es daran liegt, dass man sich, wenn man Asterix möge, auf die Seite der Unterdrückten schlagen müsse. Das sei nicht amerikanisch, erzählte er im Interview mit der "Welt". Die US-amerikanischen Leser würden sich instinktiv auf die Seite des römischen Imperiums stellen und fänden es nicht gut, dass ihre Identifikationsfiguren ständig verprügelt würden, vermutet Conrad.

Dennoch: "Asterix ist ein globales Phänomen", sagte der deutsche Übersetzer Klaus Jöken der DW. Doch woran liegt es, dass die Geschichten über die Gallier Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen faszinieren? "Über die Gallier weiß man nur wenig. Aber in der von Goscinny und Uderzo erfundenen Gemeinschaft des gallischen Dorfes kann sich jeder wiederfinden", meint Jöken.

Im Dorf leben die verschiedensten Charaktere - so dass sich fast jeder in ihnen wiederfinden kannBild: Les Éditions Albert René

Die Deutschen kommen nicht gut weg

Jedes Volk bekommt in den Asterix-Comics etwas ab. Ob es die Fritten essenden Belgier sind, die Engländer, die "heißes Wasser" trinken oder die Schweizer, die beim Käsefondue schon mal jemanden im See versenken. Die Deutschen kommen bei den Galliern gar nicht gut weg - natürlich sind es dümmliche Goten, die im Stechschritt auf und ab marschieren. Eine Allegorie auf die französische Résistance gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg?

Dennoch haben die Geschichten in Deutschland eine riesige Fangemeinde. Marco Mütz, Betreiber des größten deutschen Asterix-Fanportals "Comedix", findet: "Asterix lebt von der europäischen Kultur, von den Völkern, die immer irgendwie in Konflikt waren. Diese Stereotype werden aufs Korn genommen."

Die Franzosen lieben den kleinen Gallier

v.l.n.r.: Albert Uderzo, Anne Goscinny, Jean-Yves Ferri, Didier ConradBild: picture-alliance/dpa/V. Isore

In Frankreich ist der kleine Asterix ein Nationalheld. Dazu hat auch ein hochprofessionelles Marketing beigetragen. Es gibt acht ganze Zeichentrickfilme, vier Realfilme, einen Animationsfilm und vier Spielfilme, in denen namhafte Schauspieler wie Gérard Depardieu, Roberto Begnini, Catherine Deneuve oder Alain Delon mitspielten.

Jede Menge Merchandising spült Verlag und Urhebern gutes Geld in die Kassen. In der Nähe von Paris gibt es sogar einen riesigen Asterix-Freizeitpark. Der enorme Erfolg der Geschichten wird sich fortsetzen. Denn die beiden neuen Asterix-Schöpfer haben Uderzo und den Erben von Goscinny schon mit dem letzten Band bewiesen, dass sie sorgsam mit dem Vermächtnis umgehen. Ab heute können sich die Fans von Asterix, Obelix & Co davon überzeugen. Dann kommt der Band weltweit in die Läden - auch in den USA.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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