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LiteraturEuropa

Asterix und der Greif: Frauen im Krieg

21. Oktober 2021

Neue Abenteuer führen die Gallier Asterix und Obelix ins kalte Sarmatien. Im Interview verrät Autor Jean-Yves Ferri, warum dieses Mal alles anders ist.

Jean-Yves Ferri neben einer Asterix-Figur
Jean-Yves Ferri war schon als Kind Fan der "Asterix"-ComicsBild: Christophe Guibbaud

Eiseskälte, ein furchteinflößendes mythologisches Tierwesen, starke Kriegerinnen, die Römer nicht zu vergessen - und mittendrin unsere altbekannten gallischen Freunde Asterix, Obelix und Miraculix. In "Asterix und der Greif" schicken der Autor Jean-Yves Ferri und der Zeichner Didier Conrad sie in eine kalte Region, nach Sarmatien am äußersten Rand Europas - für unsere gallischen Freunde absolutes Neuland.

"Als ich mit dem Buch begonnen habe, habe ich mich gefragt, was eigentlich noch als Land übrig bleibt, in das ich sie schicken könnte", sagt Autor Jean-Yves Ferri im Interview mit der DW. "Ich habe mich für den Osten entschieden und zunächst schwebte mir eine Geschichte vor, die den Kalten Krieg ein wenig parodierte. Und schließlich habe ich diese Greif-Geschichte eingefügt, die vollkommen ausgedacht ist."

Wenn Mystik und Realität verschmelzen

Der neue "Asterix" erscheint mit einer internationalen Startauflage von fünf Millionen ExemplarenBild: Egmont Ehapa Media

Ein Blick in die Geschichtsbücher habe den Autoren auf die Sarmaten, ein kriegerisches Nomadenvolk, das im heutigen Russland lebte, gebracht. "Und die habe ich zu Menschen gemacht, die den Greif verehren". 

Der mystische Greif, eine Hybridkreatur aus Adler, Löwe und Pferd, lockt die Römer auf den Plan. Cäsar hat vor, ihn für seine Zirkusspiele einzufangen, denn: "So ein Ungeheuer macht mich beim Pöbel beliebt". Erfahren vom Greif hatten die Römer von Kalaschnikowa, einer Amazone vom Stamm der Sarmaten, die sie gefangen genommen haben. Und so macht sich schon bald eine Expedition auf in die Kälte. Aber auch die Gallier sind auf den Weg nach Sarmatien. Alarmiert wurden sie durch eine Traum vom Druiden Miraculix, in dem ihn sein Freund, der Schamane Terrine - "man kennt sich aus einem Seminar für alternative Magie" - um Hilfe bittet, und so ziehen auch sie los.

Die Szene erinnert nicht von ungefähr an einen anderen berühmten Comic, "Tim in Tibet" von Hergé. "Ich fand es witzig, eine Anspielung auf diesen Band zu machen, eine leicht träumerische, etwas seltsame Geschichte aus der Tim- und Struppi-Reihe", so Jean-Yves Ferri. "Und hier ist es das Gleiche. Ich denke, dieses Asterix-Album ist ein bisschen anders."

"Alle Rollen sind vertauscht"

Im Gegensatz zu Italien, Spanien oder der Schweiz, wo frühere Bände spielten, sei über Sarmatien wenig bekannt. Dadurch entstünde also keine Parodie, so der Autor weiter. Und die Gallier "sind ein wenig herausgefordert, weil in diesem Land alles anders ist, als sie es kennen."

Bei den Sarmaten ziehen die Frauen in den Krieg - "Krieg ist nun mal Frauensache" - , und die Männer kümmern sich um Heim und Herd - "Honigbine braut Met, Margarine macht den Käse (...)". Ferri habe schon mit dem Vorgängerband, "Die Tochter des Vercingetorix" begonnen, aktuelle Themen wie die Genderdiskussion in die Comics mit einfließen zu lassen: "Das Thema taucht unweigerlich in der Serie auf, weil es Teil unserer heutigen Landschaft ist. Es ist normal, dass hier nicht mehr die gleiche Atmosphäre herrscht wie in den 1960er- Jahren, als die Frauen des Dorfes in der Rolle der Zeit waren."

Albert Uderzo (l. mit Zeichner Didier Conrad und Autor Jean-Yves Ferri) verfolgte bis zu seinem Tod die Arbeit an den NachfolgebändenBild: Bertrand Guay/AFP

Zudem gebe es Anspielungen auf die Erderwärmung und die Klimakrise im Allgemeinen. Allerdings "nur wenige Anspielungen auf die Pandemie, weil sie nicht so lustig war", so Ferri weiter. Für den 1959 geborenen Franzosen war es bereits der fünfte Asterix-Band, den er mit Zeichner Didier Conrad realisierte. Gemeinsam führen die beiden das Werk der Schöpfer René Goscinny (1926-1977) und Albert Uderzo (1927-2020) fort.

Eine lange Tradition

"Asterix und der Greif" ist die erste Ausgabe, die nach dem Tod des ursprünglichen Zeichners Albert Uderzo erscheint. Entwürfe und Skizzen waren Uderzo aber noch vorgelegt worden. "Wir versuchen immer in der großen 'Asterix'-Tradition zu bleiben und den richtigen Ton zu treffen", sagt Ferri über seine Arbeitsweise. "Alles, was sich nicht richtig einfügt, landet im Papierkorb." 

Seit über 60 Jahren (in Deutschland seit 1968) sorgen die Abenteuer der "unbeugsamen Gallier" für Spaß bei Groß und Klein. Mit rund 385 Millionen verkauften Alben und Übersetzungen in 111 Sprachen und Dialekten gehört "Asterix" zu den erfolgreichsten Serien überhaupt.

Unvergessen: Die "Asterix"-Väter Albert Uderzo (l.) und René Goscinny (r.)Bild: Ehapa

Erst kürzlich war Anne Goscinny, die Tochter des 1977 verstorbenen René Goscinny, auf einen unbekannten Textentwurf ihres Vaters gestoßen. "Asterix im Zirkus", ein Fragment von rund 20 Seiten, sei kurz vor Goscinnys Tod entstanden. Ob und wann die Vollendung und Veröffentlichung des Bandes angestrebt wird, steht indes noch in den Sternen. Und auch, ob das Künstler-Duo Ferri und Conrad übernehmen wird. "Ich war genauso überrascht wie alle, dass dieses Transkript aufgetaucht ist", meint Ferri gegenüber der DW. So oder so, auch nach dem Tode der unvergessen "Asterix"-Väter Uderzo und Goscinny lebt ihr Erbe weiter und Asterix und Obelix stehen noch etliche Abenteuer bevor. Wohin mag es sie wohl als nächstes führen? Vielleicht in den Weltraum?

 

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