Astronauten aus Indien, Polen und Ungarn auf dem Weg zur ISS
25. Juni 2025
Fast 300 Menschen waren schon auf der Raumstation ISS - aber noch nie jemand aus Indien, Ungarn und Polen. Das soll sich mit der privaten Raumfahrtmission "Ax-4" ändern, die vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im Süden der USA aus startete.
Um 2.30 Uhr Ortszeit hob die Falcon-9-Rakete ab. Sicher festgeschnallt in dem relativ geräumigen "Crew Dragon" in weißen Raumanzügen mit schwarzen Stiefeln: der Inder Shubhanshu Shukla, der Ungar Tibor Kapu und der Pole Slawosz Uznanski-Wisniewski - alle sind Laien-Raumfahrer. Die Chefin der Mission ist aber ein Profi: Die sehr erfahrene Ex-NASA-Astronautin Peggy Whitson wird das Raumschiff zur internationalen Raumstation ISS manövrieren.
Start nach technischen Problemen
Die Mission "Ax-4" war zuvor wegen technischer Probleme an Rakete und ISS mehrfach verschoben worden. Es handelt sich um die vierte kommerzielle Raumfahrtmission des Unternehmens Axiom Space in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA und dem Raketenhersteller SpaceX. Am Donnerstag wird der "Crew Dragon" an der ISS erwartet.
"Wir hatten eine unglaubliche Fahrt bergauf", funkte Whitson an die SpaceX-Missionskontrolle in der Nähe von Los Angeles, als die Oberstufe der Falcon die Kapsel etwa neun Minuten nach dem Start in ihre vorläufige Umlaufbahn brachte. Die 65-jährige Kommandantin hat eine beeindruckende Karriere hinter sich: Sie war die erste Chefastronautin der NASA und die erste Frau, die eine ISS-Expedition leitete. Insgesamt hat sie bislang schon 675 Tage im All verbracht - ein US-Rekord.
Nach Ihrer Pensionierung bei der NASA 2018 heuerte Whitson bei Axiom an und wurde Beraterin und Leiterin der bemannten Raumfahrt des Start-ups aus Houston im US-Bundesstaat Texas. Im Auftrag ihres neuen Arbeitgebers startete sie vor zwei Jahren erstmals ins All, als Kommandantin der Axiom-2-Mission.
Für die drei Männer an Bord ist es der erste Raumflug - echte Astronauten sind sie nicht. Shubhanshu Shukla (39) arbeitet für die indische Luftwaffe seines Landes, Tibor Kapu (33) und Slawosz Uznanski-Wisniewski (41) sind Ingenieure. Sie werden zwar die ersten Bürger ihrer Heimatländer an Bord der ISS sein, Pioniere sind sie aber nicht. Raumfahrer aus Indien, Polen und Ungarn waren bereits mit sowjetischen Sojus-Missionen in den 1970er- und 80er-Jahren im Orbit.
Ticket für 70 Millionen Euro
Die Crew der Ax-4-Mission soll rund zwei Wochen an Bord der ISS verbringen und sich dort an zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten beteiligen. Medienberichten zufolge kostet ein solcher Flug rund 70 Millionen Euro pro Passagier.
Die private Raumfahrtfirma Axiom ist neun Jahre alt. Sie wurde vom ehemaligen ISS-Programmleiter der NASA mitgegründet und ist eines der wenigen Unternehmen, die eine eigene kommerzielle Raumstation entwickeln. Dieser neue Außenposten der Menschheit soll einmal die ISS ersetzen, deren Außerdienststellung die NASA für etwa 2030 erwartet.
Ihre von der Axiom-Crew "Grace" getaufte Crew-Dragon-Kapsel absolviert mit diesem Start ihren Jungfernflug. Es ist die fünfte Kapsel ihrer Art in der Raumschiffflotte von SpaceX-Eigentümer Elon Musk.
Die NASA stellt nicht nur den Startplatz in Cape Canaveral zur Verfügung. Die altehrwürdige US-Weltraumagentur übernimmt auch die Verantwortung für die Astronauten, sobald sie in die ISS umsteigen. Wenn alles nach Plan läuft, wird die Axiom-4-Crew am Donnerstagmorgen von der siebenköpfigen ISS-Besatzung begrüßt. In der Raumstation leben und arbeiten derzeit drei Astronauten aus den USA, einer aus Japan und drei Kosmonauten aus Russland.
AR/wa (dpa, rtr)