Die Europäer sollten sich nicht den USA unterwerfen, sagt Irans Außenminister. Bleibe die EU zu passiv, könne der Iran wieder verstärkt Uran anreichern.
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Der iranische Außenminister Mohamed Dschawad Sarif hat der EU vorgeworfen, nach dem Austritt der USA aus dem Atomabkommen nicht ausreichend reagiert zu haben. "Die Europäer und die anderen Unterzeichner müssen handeln, um die Auswirkungen der US-Sanktionen zu kompensieren", sagte Sarif dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Sarif drohte, dass der Iran reagieren würde, wenn die "Balance von Geben und Nehmen" zerstört würde. Dafür müsse der Iran das Nuklearabkommen nicht unbedingt kündigen, es sei auch möglich, "dass wir es reduziert anwenden". Eine der Möglichkeiten wäre, dass der Iran die Anreicherung von Uran verstärkt wieder aufnehme.
Den Worten auch Taten folgen lassen
Sarif forderte die EU-Mitgliedstaaten auf, Unternehmen mit Strafen zu belegen, "wenn diese sich wegen der US-Sanktionen aus dem Iran-Geschäft zurückziehen". "Die Europäer müssen sich entscheiden, ob sie bereit sind, ihren Worten Taten folgen zu lassen." Es sei die Frage, "ob Europa sich dem amerikanischen Diktat unterwirft", sagte Sarif dem "Spiegel".
Der iranische Außenminister schloss direkte Gespräche seines Landes mit US-Präsident Donald Trump aus. "Es gibt keine Basis für Gespräche", sagte Sarif. Nur wenn die USA zum Nuklearabkommen zurückkehrten, "wäre es möglich, über Gespräche nachzudenken".
Die USA drohen allen
Die USA hatten im Mai einseitig das internationale Atomabkommen gekündigt, in dem der Iran den Ausbau seiner kerntechnischen Fähigkeiten überprüfbar beschränkt. Obwohl der Iran sich an das Abkommen hält, haben die USA im August wieder Wirtschaftssanktionen in Kraft gesetzt und versuchen seitdem alle Staaten unter Druck zu setzen, die die Sanktionen nicht mittragen. Anfang November soll eine weitere Runde folgen, mit der die USA den Ölexport des Landes unterbinden wollen.
Die EU, China und Russland versuchen unterdessen, das Atomabkommen nach dem Austritt der USA, zu erhalten. Deutschlands Außenminister Heiko Maas sagte, man halte den Ausstieg der USA für einen Fehler. Das Abkommen diene den Sicherheitsinteressen der EU, "indem es in der Region Sicherheit schafft und Transparenz herstellt".
pgr/haz (dpa)
Iran: Die Geschäfte nach dem Embargo
Die Attacken von US-Präsident Trump auf das Atom-Abkommen mit Iran hat, wie fast immer, auch eine wirtschaftliche Seite. Internationale Konzerne haben die Geschäfte mit dem Land längst schon wiederaufgenommen.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Stoffel
Die Ölindustrie: Total
Der französische Total-Konzern erhielt im November 2016 den ersten Großauftrag eines westlichen Energiekonzerns im Iran seit Aufhebung der Sanktionen: Die Entwicklung des weltgrößten Gasfelds South Pars.
Bild: Irib
Die Ölindustrie: Wintershall
Die BASF-Tochter Wintershall unterzeichnete zwar im April 2016 eine Absichtserklärung über eine Kooperation mit dem iranischen Ölkonzern NIOC. Eine Entscheidung über Investitionen sei aber noch nicht gefallen, erklärte BASF-Chef Kurt Bock im Februar 2017.
Bild: picture-alliance/dpa/Wintershall
Die Ölindustrie: Shell
Der britische Energiekonzern Shell unterzeichnete im Dezember 2016 einen vorläufigen Vertrag über die Entwicklung der iranischen Öl- und Gasfelder South Azadegan, Yadavaran und Kish.
Bild: FARS
Die Ölindustrie: Gazprom & OMV
Der österreichische OMV-Konzern und die Gazprom-Öltochter Gazprom Neft wollen gemeinsam mit dem iranischen Konzern NIOC Ölfelder im Land erforschen.
Bild: Getty Images/AFP/Y. Kadobnov
Die Luftfahrt: Airbus
Die iranische Fluggesellschaft IranAir hat 100 Flugzeuge von Airbus geordert. Die erste Maschine wurde im Januar 2017 ausgeliefert.
Bild: FARS
Die Luftfahrt: Boeing
Konkurrent Boeing erhielt von IranAir einen Auftrag zur Lieferung von 80 Flugzeugen.
Bild: picture-alliance/dpa/Stringer
Die Luftfahrt: Airbus
Airbus unterzeichnete zudem Absichtserklärungen zur Lieferung von 45 Flugzeugen an die private Fluglinie Iran Airtour und 28 Maschinen an die Regionalfluglinie Zagros Airlines.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Suki
Die Luftfahrt: Boeing
Irans drittgrößte Fluglinie, Aseman Airlines, bestellte im Juni 30 Boeing-Maschinen, der erste Deal zwischen Boeing und dem Iran seit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump.
Bild: isna.ir
Der Zugverkehr: Siemens
Siemens unterschrieb im Oktober 2016 einen Vertrag zur Modernisierung des iranischen Bahnnetzes. Die Münchener liefern zudem Komponenten für 50 dieselelektrische Lokomotiven.
Bild: FARS
Der Zugverkehr: Alstom
Der französische Rivale Alstom, den Siemens übernehmen will, gründete im Iran ein Joint Venture zum Bau von U-Bahn- und Regionalzügen.
Bild: picture-alliance/dpa
Der Zugverkehr: CMC
Die chinesische CMC liefert die elektrische Ausstattung für eine Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Teheran und der im Nordosten Irans gelegenen Stadt Mashhad.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com
Die Autoindustrie: VW
Volkswagen kehrt nach 17 Jahren in den Iran zurück und exportiert zunächst die Modelle Tiguan und Passat.
Bild: VW
Die Autoindustrie: Daimler
Daimler vertreibt Lkw der Marke Fuso über das iranische Unternehmen Mammut Khodro.
Bild: MEHR
Die Autoindustrie: Renault
Renault gründete ein Joint Venture im Iran, um ein Werk zum Bau von jährlich 150.000 Fahrzeugen zu errichten.
Bild: ILNA
Die Autoindustrie: Peugeot
Peugeot war vor den Sanktionen der absatzstärkste europäische Autobauer im Iran. Seit 2016 gründete er mehrere Joint Ventures zur Produktion und zur Entwicklung neuer Modelle mit iranischen Partnern.
Bild: Tasnim
Die Finanzwelt: Oberbank
Die österreichische Oberbank unterschrieb im September als erstes europäisches Geldhaus nach Aufhebung der Sanktionen ein Finanzierungsabkommen mit dem Iran.