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Politik

Attentäter von Paris "ist verrückt"

24. Dezember 2022

Nach der Gewalttat in einem kurdisch geprägten Viertel der französischen Hauptstadt ist der mutmaßliche Täter in die Psychiatrie gebracht worden. Am Rande einer Demonstration kam es erneut zu Ausschreitungen.

Frankreich Die kurdische Gemeinde demonstriert in Paris
Kurdische Demonstranten mit Fotos der OpferBild: Michel Stoupak/NurPhoto/picture alliance

Der Gesundheitszustand des mutmaßlichen Attentäters sei "nicht mit einem Polizeigewahrsam vereinbar", zitierte die Pariser Staatsanwaltschaft am Samstagabend einen Arzt, der den Mann untersucht hatte. Deshalb sei er aus gesundheitlichen Gründen in die psychiatrische Krankenstation der Polizeipräfektur verlegt worden. Der Beschuldigte solle einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Zustand dies zulasse.

Wenige Stunden zuvor hatte die Behörden mitgeteilt, dass gegen den 69-Jährigen nun auch wegen eines möglichen rassistischen Motivs ermittelt werde. Dem Franzosen droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Der ehemalige Lokführer hatte am Freitag in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem Restaurant und einem Friseursalon mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Personen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt. 

Gezielter Angriff auf Kurden?

Bei den Todesopfern handelt es sich nach Angaben des Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) um kurdische Aktivisten. Der Verband beschuldigte den türkischen Staat und dessen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, für diese "terroristische Attacke" mitverantwortlich zu sein. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von Organisationen wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorangetrieben werden.

In Paris gingen Demonstranten auch mit Flaggen der als Terrororganisation eingestuften PKK auf die StraßeBild: Sebastien Muylaert/Maxppp/dpa/picture alliance

Der 69-Jährige habe der Polizei nach seiner Festnahme gesagt, dass er Rassist sei und die Tat deshalb begangen habe, berichteten Medien. Der Sender BFMTV meldete zudem, der Mann habe ausgesagt, dass er gezielt die kurdische Gemeinde habe angreifen wollen. Laut Behörden war der mutmaßliche Täter erst jüngst aus Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem er vor einem Jahr einen Säbelangriff auf ein Migrantenlager in Paris verübt hatte.

Sein 90-jähriger Vater sagte der Nachrichtenagentur AFP, sein Sohn habe am Morgen der Tat "beim Verlassen des Hauses nichts gesagt". "Er ist übergeschnappt. Er ist verrückt."

Erneut Zusammenstöße

Am Rande einer Demonstration gegen die Gewalttat kam es auch am Samstag in Paris zu Ausschreitungen. Nach einem zunächst friedlichen Protest im Stadtzentrum wurden Autos umgeworfen und zum Teil in Brand gesetzt. Polizisten wurden mit Wurfgeschossen angegriffen, die Beamten setzten Tränengas ein. Insgesamt habe es dabei 30 Leichtverletzte gegeben, hieß es von offizieller Seite. Elf Personen seien in Polizeigewahrsam genommen worden.

Bild: Bruno Thevenin/AA/picture alliance

wa/rb (afp, dpa, rtr, kna)