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Politik

Attentat auf Reformer in Äthiopiens Hauptstadt

23. Juni 2018

Der neue Regierungschef spricht zu seinen Anhängern, da wird eine Granate geworfen. Die Reformpolitik, für die Abiy Ahmed steht, hat anscheinend gefährliche Gegner. Es gab mindestens einen Toten und über 150 Verletzte.

Äthiopien Kundgebung Premierminister Abiy Ahmed in Addis Ababa | Explosion
Ausgebranntes Fahrzeug am Ort der Versammlung ...Bild: Oromo Media Network

Bei einer Explosion während einer Kundgebung des äthiopischen Regierungschefs Abiy Ahmed wurde mindestens ein Mensch getötet, wie Gesundheitsminister Amir Aman mitteilte. Mindestens 154 Menschen erlitten Verletzungen. Der Ministerpräsident sprach von einem "gut orchestrierten Anschlag".

Der Sprengsatz war detoniert, als der 41-Jährige gerade seine Rede in Addis Abeba beendet hatte. Er selbst blieb unversehrt. Die Tat sei ein erfolgloser Versuch jener Kräfte, die nicht wollten, dass Äthiopien vereint sei, sagte Abiy. Ein Augenzeuge berichtete, der Angreifer sei von Polizisten überwältigt worden. Ab Abend wurden nach Angaben von Staatsmedien neun Polizisten festgenommen. 

"Hass im Herzen"

Stabschef Fitsum Arega schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, Attentäter mit "Hass im Herzen" hätten einen Anschlag mit einer Granate verübt. Wer sie waren, sagte er nicht.  

In der Hauptstadt hatten sich - wie in anderen Teilen des Landes - Zehntausende Menschen versammelt, um den Ministerpräsidenten zu unterstützen. Es war sein erster öffentlicher Auftritt in der Hauptstadt seit dem Amtsantritt im April. Nach der Explosion stürmten zahlreiche Gegendemonstranten den Ort der Kundgebung und skandierten regierungsfeindliche Parolen. Journalisten wurden mit Steinen beworfen.

... wo es nach dem Anschlag zu tumultartigen Szenen kamBild: Getty Images/AFP/Y. Tadese

Seit seinem Amtsantritt im April hat Abiy mehrere Reformen eingeleitet. So verkündete er die Freilassung Hunderter Gefangener, die aus politischen Gründen in Haft sitzen, er suchte den Dialog mit der Opposition und stieß Friedensgespräche mit dem Langzeit-Rivalen Eritrea an.

Offensive für die Pressefreiheit

Erst am Freitag hatte die Regierung nach eigenen Angaben die Sperrung von mehr als 260 Webseiten, Blogs und Fernsehsendern aufgehoben. Abiy hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, die Pressefreiheit zu garantieren.

Abschied von der autoritären Politik seiner Vorgänger: Abiy Ahmed (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/Y. Tadesse

Zudem hatte der Ministerpräsident angekündigt, das im Jahr 2000 mit Eritrea unterzeichnete Friedensabkommen voll umzusetzen. Die damals vereinbarte Grenzziehung zwischen beiden Nachbarn war immer wieder umstritten. Auch nach dem Ende des Krieges standen sich an der Trennlinie hochgerüstete Armeen gegenüber. Laut der Abmachung soll Äthiopien die Grenzstadt Badme an Eritrea abgeben. Dagegen wehren sich dort lebende ehemaligen Soldaten und Angehörige des Tigray-Volkes.

Parlament ohne Opposition

Beobachter gehen davon aus, dass der Anschlag mit Abiys Reformpolitik zusammenhängt. Es wird spekuliert, in die Tat könnten Kreise aus Militär und Sicherheitskräften verwickelt sein, die durch die neue Linie ihre Interessen gefährdet sehen. Bisher gibt es hierfür jedoch keine Belege. Inzwischen verurteilten neben Eritrea auch die EU und die USA den Anschlag. 

Äthiopien, das rund 100 Millionen Einwohner hat, wurde lange mit harter Hand regiert. Die Opposition ist im Parlament nicht vertreten. Trotz raschen Wirtschaftswachstums gehört der Staat am Horn von Afrika laut UN-Statistiken immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt.

jj/jv/kle (dpa, afp, rtr)

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