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Politik

Russland-Ukraine-Krieg stand kurz bevor

Richard A. Fuchs
29. September 2017

Martin Schäfer gab viele Jahre der deutschen Außenpolitik eine Stimme. Neben den Ministern erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, wie Deutschland die Welt sieht. Beim Abschied gab es Erstaunliches zu hören. 

Martin Schäfer
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

"Es endet so, wie es von Anfang an war: wir sind immer ehrlich miteinander umgegangen", mit diesen Sätzen verabschiedete sich Martin Schäfer am Freitag in der Bundespressekonferenz in Berlin. Viele Jahre hatte er hier als Sprecher des Auswärtigen Amtes Journalistinnen und Journalisten Rede und Antwort gestanden. Er überdauerte drei Außenminister in knapp sieben Jahren in seiner Funktion als Erklärer der Auswärtigen Politik Deutschlands. "Es war eine Freude und es war eine Ehre, aber es war manchmal auch Last und eine große Herausforderung, für drei Außenminister als Sprecher zu arbeiten", gab Schäfer zum Besten. Er hatte zuerst die Außenpolitik von Außenminister Guido Westerwelle FDP) erläutert, danach die von Frank-Walter Steinmeier (SPD) und nach dessen Wechsel ins Amt des Bundespräsidenten die Politik von Außenminister Sigmar Gabriel (ebenfalls SPD).

Martin Schäfer mit dem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD)Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Die Finanzkrise von 2009, die Eurorettungspolitik und das Schuldendrama um Griechenland oder die Annexion der Krim durch Russland: immer stand Schäfer mit in der ersten Reihe, musste erläutern, was oftmals noch unbegreiflich erschien. "In Zeiten, in denen die Unordnung der Welt in den letzten sechs Jahren über uns hereingebrochen ist, Ukraine, Syrien, Iran, Brexit, die Wahl von Donald Trump, um nur einige Sachen zu nennen, können wir uns glücklich schätzen, dass wir inmitten all dieser internationalen Stürme in diesem Land so friedlich miteinander leben können".

Schäfer hatte "allergrößte Angst" vor einem Krieg zwischen Russland und Ukraine

Schäfer wechselt jetzt als Botschafter nach Südafrika, hatte kurz vor seinem Weggang aber noch einige interessante Einsichten aus dem Räderwerk der deutschen Diplomatie parat. "Ich hatte zwei, drei Mal Situationen in der Ukraine-Krise, in der ohne dass wir das öffentlich gesagt hätten, wir allergrößte Angst hatten, das regelrecht ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausbricht", so Schäfer. Und gerade in solchen Momenten sei das für einen Sprecher, der immer Rede und Antwort stehen müsse, keine einfache Angelegenheit gewesen, bat er um Nachsicht.

Und, was erzählst du so? AA-Sprecher Martin Schäfer mit Regierungssprecher Steffen SeibertBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Seine Bilanz der Sprecher-Jahre in Zahlen ist beeindruckend: 500 plus X Regierungspressekonferenzen, tausende von Fragen und, so sein Eindruck, auch "fast so viele Antworten". Mehr als eine Million Flugkilometer habe er hinter sich - unzählige Konferenz-Marathone. Und obwohl Medien-Schelte inzwischen beinahe Normalität geworden sei, wollte er auch an die Journalisten noch eine Botschaft loswerden. "Es gibt keine Lügenpresse in Deutschland; es gibt kritische Medien, die mir ganz häufig auf den Sack gegangen sind", so Schäfer. Das sei für einen Sprecher bisweilen ärgerlich, manchmal empfinde man manches sogar als ungerecht, so Schäfer weiter. "Aber ich glaube, dass das gut so ist."