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AU-Kommissar: "Botschafter des Kontinents"

Dirke Köpp/ps30. Juni 2016

Vom Start der "Deutsch-Afrikanischen Jugendinitiative" (DAJ) soll der ganze afrikanische Kontinent profitieren. Das wünscht sich Martial de-Paul Ikounga, AU-Kommissar für Wissenschaft und Technik, im DW-Interview.

Martial De-Paul Ikounga, Kommissar der Afrikanischen Union für Wissenschaft und Forschung (Foto: picture-alliance/dpa/M. Gambarini)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini

Deutsche Welle: Herr Ikounga, die Kommission der Afrikanischen Union hat die Deutsch-Afrikanische Jugendinitiative gestartet - zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Worum geht es bei der Initiative?

Die Initiative geht auf eine einfache Feststellung zurück: Die Jugend macht den größten Teil der afrikanischen Flüchtlinge aus. Nun stellt sich die Frage: Was können wir gemeinsam tun - nicht nur die Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, sondern auch die afrikanischen Länder, wo sich Menschen auf den Weg machen? Wir haben ein Jahr an dieser Initiative gearbeitet. Nun soll es losgehen, damit wir die Früchte dieses neuen Programms ernten können.

Welche Projekte unterstützt die Initiative konkret?

Am wichtigsten ist es, einander kennenzulernen. Auf diesem Weg fallen die Grenzen, die uns trennen. Und es sind klischeehafte Vorstellungen, die Menschen antreiben, nach Europa abzuwandern. Wir haben viele Projekte, die darauf abzielen, dass Jugendliche einander kennenlernen. Da gibt es etwa die panafrikanische Universität. Afrikanische Jugendliche kommen also nicht nur nach Deutschland. Es gibt auch die Möglichkeit für Deutsche, nach Afrika zu kommen! Und afrikanische Jugendliche haben eine Alternative zur Auswanderung: Sie können in Deutschland studieren und ihr Wissen in Afrika weitergeben.

Sehen Sie nicht die Gefahr, dass Jugendliche versuchen werden, nach dem Ende des Austauschs in Deutschland zu bleiben?

Ich glaube, es ist sogar eine gute Sache, wenn einige bleiben. Aber wir müssen uns die Frage stellen: Wenn tausend Jugendliche über das Programm nach Deutschland kommen, wie viele werden bleiben? Es wird auch deutsche Jugendliche geben, die im Rahmen des Programms nach Afrika gehen und sich dann sagen: Hier fühle ich mich eigentlich wohler. Wir dürfen unser Programm nicht danach ausrichten, dass es "null Abwanderung" gibt, sondern danach, dass es dem afrikanischen Kontinent nützt.

Es gibt die Kritik, afrikanische Staatschefs täten nichts, um die illegale Migration aufzuhalten - sie seien vielmehr froh, wenn diese "jungen Rebellen" das Land verließen. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?

Ich glaube nicht, dass die Rebellen weggehen. Es sind die Besten, die weggehen! Und es ist ein schwerwiegender Fehler, ein Mangel an politischem Willen und politischer Weitsicht, wenn afrikanische Führer so etwas sagen. Wir müssen unseren Kontinent entwickeln - aber ohne die Jugend können wir das nicht schaffen.

In die dreijährige Pilotphase sind mit Benin, Südafrika und Tansania nur drei afrikanische Länder eingebunden. Danach hoffen Sie, das Programm auf andere Staaten ausweiten zu können.

Wir haben diese drei Länder zusammen mit unseren deutschen Partnern ausgewählt. Gerade haben wir in Afrika die Konferenz der Minister für die Jugend abgehalten. Sie haben die drei ausgewählten Länder gebeten, ihre Erfahrungen gut festzuhalten und zu teilen. Sie sollten sich als Botschafter des Kontinents verstehen: Der Rest Afrikas kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie das alles funktioniert - und was es bringt. Dann können auch diejenigen profitieren, die sich nicht selbst auf den Weg nach Deutschland machen.

Martial de-Paul Ikounga ist seit 2013 Kommissar für Wissenschaft und Technik in der Kommission der Afrikanischen Union.

Das Interview führte Dirke Köpp.

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