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Flagge zeigen gegen Antisemitismus

Sabine Oelze mit Agenturen
11. Dezember 2021

1700 gehisste Flaggen erinnern seit diesem Samstag an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Wegen der Pandemie wird das Festjahr bis Sommer 2022 verlängert.

Eine bunte Flagge mit der Aufschrift "Auf das Leben!" und dem Hinweis auf das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ an einer Fahenstange.
Bild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

"Auf das Leben!" (le'chajim) - ein jüdischer Trinkspruch - ist nun auf 1700 Flaggen in Deutschland zu lesen. Die Aktion "Flagge zeigen für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus" ist eine Initiative des Vereins "321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Daran beteiligen sich in ganz Deutschland öffentliche Einrichtungen, Landtage, Parteien, Synagogen, Kirchen, Schulen, Universitäten, Sportvereine, Volkshochschulen, Museen sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland. Auch Privatpersonen wurden aufgerufen mitzumachen - analog oder digital.

Flaggen erinnern an Dekret von Kaiser Konstantin

Das Festjahr #2021JLID erreicht damit an diesem 11. Dezember seinen Höhepunkt. Das Datum ist kein Zufall. Genau an diesem Tag vor 1700 Jahren erließ der römische Kaiser Konstantin ein Dekret, das beweist, dass seit diesem Tag Juden im Gebiet des heutigen Deutschlands leben und Ämter der Kurie der Stadt Köln bekleiden. Das Dokument ist die früheste erhaltene schriftliche Quelle zum jüdischen Leben in Europa nördlich der Alpen überhaupt. Darin ist zu lesen: "Durch reichsweit gültiges Gesetz erlauben wir allen Stadträten, dass Juden in den Stadtrat berufen werden."

2021 – das deutsch-jüdische Jahr

05:14

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Positive Zwischenbilanz des Festjahrs

Das Festjahr wurde im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 21. Februar 2021 mit einem Festakt eröffnet. Zu den Veranstaltungen gehörte, basierend auf dem Dekret von Kaiser Konstantin, eine Wanderausstellung, die neben Köln in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens Station gemacht hat. Außerdem erzählt ein Podcast vom jüdischen Leben in Deutschland. Die Organisatoren des Festjahres haben eine erste positive Zwischenbilanz der Veranstaltungen in 2021 gezogen. 

"Viele Jüdinnen und Juden sagten, sie hätten zum ersten Mal seit 76 Jahren gewagt, ihre Bräuche auf deutschen Plätzen und Straßen zu zeigen", sagte der Geschäftsführer des Vereins "321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", Andrei Kovacs. Wie wenig Nicht-Juden von Juden wissen, belegt auch ein Video, das zum Festjahr gedreht wurde. Darin sagt ein Jugendlicher: "Jüdisch sein bedeutet, immer wieder erklären zu müssen, was es heißt, jüdisch zu sein." Mehr als 1500 Veranstaltungen brachten bereits jüdisches Leben zu den Menschen in Deutschland. Besonders eindrucksvoll sei zum Laubhüttenfest im September der Bau der ersten Laubhütte außerhalb einer jüdischen Einrichtung in Münster gewesen, so Kovacs.

Juden und Nicht-Juden erleben Miteinander

Holocaust und Antisemitismus standen eigentlich nicht im Mittelpunkt des Festjahres, doch angesichts der Zunahme judenfeindlicher Vorfälle lassen sie sich auch nicht ganz ausblenden. Laut der Recherche und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) gab es allein in Berlin im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 522 antisemitische Vorfälle. Darunter Angriffe, Sachbeschädigungen, Bedrohungen oder Hetze. 

"Das Judentum ist konstitutiv für Deutschland", unterstreicht die Generalsekretärin des Vereins, Sylvia Löhrmann, "auch das soll die Flaggen-Aktion zeigen. Dass so viele Menschen mitmachen ist ein starkes Signal: Wir gehören zusammen!" 

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