c/o pop: Musik von Morgen auf dem "Trüffelschwein-Festival"
Philipp Jedicke20. August 2015
Stars und Newcomer drängeln sich auf den Bühnen des Kölner Musikfestivals. Wir zeigen, welche musikalischen Höhepunkte zu erwarten sind, und wer es mit Hilfe der c/o pop zu Ruhm gebracht hat.
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13 Bands, denen die c/o Pop zu (noch mehr) Ruhm verhalf
Die c/o pop in Köln hat schon so manchen Musiker entdeckt, der heute ein Star ist. Wegen des guten Riechers nennt man sie auch das Trüffelschwein-Festival. Wer es mit c/o pop Hilfe geschafft hat? Sehen Sie selbst.
Bild: c/o pop Festival/Moderat
Phoenix
Phoenix haben geschafft, was vor ihnen wohl noch nie eine französische Band geschafft hat: Ihr entspannter Indie Pop ist universal, und Sänger Thomas Mars singt ein derart akzentfreies Englisch, dass in den USA und England lange niemand wusste, dass es sich bei der Band um Franzosen handelt. 2004, im Jahr ihres großen Durchbruchs, hatten Phoenix einen legendären Auftritt in Köln.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Trueba
Franz Ferdinand
Als die vierköpfige Band aus Schottland mit ihrer Single "Take Me Out" schlagartig auf den dritten Platz der britischen Charts landete, ließen Auftrittsanfragen nicht lange auf sich warten. Auch die c/o pop reagierte blitzschnell und lud die Band noch während ihres Senkrechtstarts zur ersten Ausgabe des Festivals ein.
Bild: Imago/ZUMA Press
Wanda
Die Sensation aus Österreich macht deutschsprachigen Rock mit Hits wie "Bologna" endlich wieder gefährlich. Sänger Marco Fitzthum erzählte der DW, dass er "sehr gute Erinnerungen" an seinen ersten c/o-pop-Auftritt in Köln habe. Und dass er die Stadt vor allem für Menschen wie den BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken liebe.
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Jan Delay
Jan Delay ist dafür bekannt, dass er hin und wieder mal das Genre wechselt. Seine Karriere in den 1990er Jahren begann mit dem Hip-Hop-Kollektiv Absolute Beginner. Sein Solo-Debüt im Soul/Funk-Bereich fand 2005 auf der c/o-pop-Bühne statt.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen
Ωracles
Das Booking des Kölner c/o-pop-Festivals ist vor allem für musikalischen Weitblick bekannt. Ωracles sind ein gutes Beispiel für die c/o pop als Sprungbrett und Talentschmiede. Die Kölner Band spielte hier einen ihrer ersten Gigs und sorgte für einen ausverkauften Saal.
Bild: L. Meinen
Arcade Fire
Arcade Fire wurden von der c/o pop noch vor ihrem ganz großen Durchbruch gebucht. Die kanadischen Indie-Heroen um das Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne sind seit ihrem zweiten Album "Neon Bible" aus dem Jahr 2007 Weltstars. Bei der c/o pop spielten sie bereits zwei Jahre zuvor. Selig, wer bei dem Enthusiasmus-Feuerwerk im Tanzbrunnen zu Gast war.
Bild: picture-alliance/dpa/Eric Kayne/Cooperative Music
José González
Der Schwede mit argentinischen Wurzeln ist einer der einflussreichsten Folksänger seiner Generation. Seinen internationalen Durchbruch hatte er schon mit seinem Debüt "Veneer" im Jahr 2003. Ein Beispiel für einen alten Hasen im c/o-pop-Programm, der einfach in das Festivalkonzept passt: feingeistig, an der Grenze zwischen Elektronik und handgemachter Musik wandelnd und zeitlos hip.
Bild: Malin Johansson
Owen Pallett
Der Kanadier spielt Geige, seitdem er drei Jahre alt ist. Bereits mit 13 Jahren komponierte er sein erstes klassisches Stück. Pallett spielte jahrelang bei kanadischen Bands, darunter Arcade Fire, bevor er 2005 unter dem Künstlernamen "Final Fantasy" seine Solokarriere startete. 2011 beehrte er die Kölner Philharmonie im Rahmen der c/o pop - und überzeugte auf ganzer Linie.
Bild: picture alliance/ZUMA Press
Janelle Monáe
Die c/o pop ist nicht nur ein Sprungbrett für Newcomer. Janelle Monáe war schon ein Star, als sie zum ersten Mal in Köln auftrat. Das Soul-Energiebündel mit dem fantastischen Klamottenstyle gab 2011 bei bestem Wetter das Eröffnungskonzert . Gemeinsam mit ihrer Band legte sie eine unvergessliche Performance hin, die problemlos in den größten Häusern der Welt bestanden hätte.
Bild: c/o pop
Erlend Øye
2004 kannten nur Eingeweihte die Band des Kings-of-Convenience-Sängers Erlend Øye . Bei der c/o pop im selben Jahr bespielte der Posterboy der Generation Y den Kölner Tanzbrunnen. Øye schüttelt große Unterhaltung scheinbar lässig aus der Hüfte und wirkt dabei stets, als müsse man ihn beschützen. Ein großer Verführer, dem das Kölner Publikum zu Füßen lag.
Bild: Daniele Testa/Powerline Agency
AnnenMayKantereit
Sänger Henning May ist blutjung, singt aber mit Reibeisenstimme von der Liebe wie ein alter Seemann. Die Kölner Newcomer lernten sich in der Schule kennen und spielten als Straßenband, bevor sie mit ihrem Song "Wohin du gehst" entdeckt wurden. Das zum Quartett angewachsene Folk-Trio trat schon 2014 bei der c/o Pop auf. Dieses Jahr gehören sie zu den Headlinern.
Bild: picture alliance/Eventpress Hoensch
Chilly Gonzales
Der kanadische Pianist und Entertainer war 2009 schon lange ein international bekannter Musiker. Aber für seinen Auftritt bei der c/o pop ließ er sich etwas ganz Besonderes einfallen: Er performte in einem eigens für ihn geschneiderten weißen Frack an einem weißen Flügel im Ladenlokal des renommierten Herrenschneiders Herr von Eden. Ein für alle Anwesenden unvergessliches c/o-pop-Konzert.
Bild: picture-alliance/dpa
Moderat
Die Gruppe aus Berlin setzt sich aus dem Duo von "Modeselektor" und Sascha Ring alias Apparat zusammen. Kurz nach dem Release ihres ersten Debütalbums 2009 folgte ein c/o-pop-Auftritt. 2017 spielt das Elektro-Trio zum Auftakt des Festivals - und gleichzeitig ihr vorletztes Konzert. Die Band kündigte eine Pause an; die Mitglieder wenden sich wieder ihrer eigenen Projekten zu.
Bild: c/o pop Festival/Moderat
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Die Besucherzahlen steigen seit Jahren, die Konzerte sind alle so gut wie ausverkauft: Die c/o pop genießt inzwischen den Ruf, ein "Trüffelschwein-Festival" zu sein. In der Kölner Musikwelt ist sie zu einer Institution geworden, die alljährlich im August Musikinteressierte an den Rhein lockt. Dabei entstand sie 2004 aus einer Notsituation heraus: Der Exodus von Institutionen wie dem Musiksender VIVA, des Popmagazins Spex und der Musikmesse Popkomm nach Berlin drohte dem Musikstandort Köln schwer zu schaden. Doch wie die Kölner laut folkloristischer Eigenwerbung so sind, machten sie aus der Not eine Tugend. Norbert Oberhaus und Ralph Christoph, die sich dem "Berlin-Sog" entziehen wollten, gründeten kurzerhand die c/o pop (Cologne on Pop) und verankerten sie mit dem Beisatz "Festival für elektronische Popkultur" zunächst bewusst in der Tradition elektronischer Musik in Köln.
Von Anfang an wurden möglichst viele und auch abseitige Spielstätten mit einbezogen: heruntergekommene Fabrikhallen genauso wie schicke Clubs oder die traditionsreiche Kölner Philharmonie. Auch das Belgische Viertel mit seinen angesagten Ladenlokalen und Kneipen dient seit Jahren am Festivalsamstag unter dem Motto "Chic Belgique" als Spielfläche und Tummelplatz für Bands und Fans. So wurde die c/o pop schon früh zu einem "echten" Stadtfestival wie das Reeperbahnfestival in Hamburg oder das Eurosonic im niederländischen Groningen.
Wachsende musikalische Bandbreite
Das Booking bezog schon im ersten Jahr Indie-Bands wie die französischen Phoenix mit ein, und die musikalische Bandbreite der c/o pop erweiterte sich über die Jahre von Elektropop über Funk und Soul bis hin zu New Dub, Neo-Folk und Singer-Songwritern. Die Macher des Festivals hatten auch von Anfang an den Anspruch, neben etablierten internationalen Stars neue Szenen zu entdecken und Newcomern eine Plattform zu bieten. So hatte Jan Delay als 2005 hier einen seiner ersten Auftritte als frisch gebackener Solokünstler, Phoenix spielten kurz vor ihrem internationalen Durchbruch vor knapp 200 Leuten, und auch Maximo Park und Franz Ferdinand wurden von Oberhaus und Co. kurz vor oder während ihrer jeweiligen Senkrechstarts abgegriffen.
Jessica Timm, Pressebeauftragte und Redakteurin der c/o pop betont, dass den Festivalmachern die Förderung der lokalen Szene Nordrhein-Westfalens nach wie vor "extrem wichtig“ sei und sie als eine der zentralen Aufgaben des Festivals sähen. Auch bei der diesjährigen Ausgabe spielen jede Menge interessante Newcomer aus Köln und NRW – nicht nur gratis im Rahmen von Chic Belgique, sondern auch im Vorprogramm bekannterer Bands. Am Donnerstag, den 20. August, treten mit Roosevelt, Von Spar und Woman sogar ausschließlich Kölner Acts im Gloria auf.