Weg der Demokratie
Es deutet nicht mehr viel darauf hin, dass sich in Bonn einmal die Schaltzentrale der Politik befand. Um trotzdem einen Eindruck dieser Epoche zu vermitteln, wurde der "Weg der Demokratie" eingerichtet. Er besteht aus beschilderten Stationen an zeithistorischen Orten im ehemaligen Regierungsviertel in Bonn.
Der Rundgang beginnt am Haus der Geschichte und führt in etwa eineinhalb bis zwei Stunden an zwölf der 18 Stationen vorbei. Darüber hinaus findet der Besucher weitere historische Gebäude mit kleinen Texttafeln, die auf die frühere politische Bedeutung dieser Häuser verweisen.
Wasserwerk als Parlamentsgebäude
Station 1 ist das Bundeshaus, in dem der Bundesrat seinen Bonner Sitz hat. Von 1949 bis zu seinem Umzug nach Berlin im Jahr 2000 fanden hier die Plenarsitzungen statt. Weiter geht's zu Station 2, der ehemaligen Pädagogischen Akademie, die Tagungsort für den Parlamentarischen Rat, den Deutschen Bundestag und den Bundesrat war. Station 3: Von Oktober 1992 bis Juli 1999 tagte der Deutsche Bundestag im neu errichteten Parlamentsgebäude. Davor, von September 1986 bis Oktober 1992, tagte er im umgebauten alten Wasserwerk. Heute gehört es zum World Conference Center Bonn, der 4. Station des "Wegs der Demokratie".
Wahrzeichen der Bundeshauptstadt
Station 5, das Abgeordneten-Hochhaus des Deutschen Bundestages, wurde zu einem Wahrzeichen der Bundeshauptstadt Bonn. In Anspielung auf Eugen Gerstenmaier, Bundestagspräsident von 1954 bis 1969, nennt der Volksmund das Haus bis in die Gegenwart "Langer Eugen". Der Bürokomplex, Station 6, war von 1968 bis 1999 für Bundesministerien und den Deutschen Bundestag angemietet. Station 7, die "Dahlmannstraße", stand für die Nähe von Medien und Politik in Bonn. Redaktionen namhafter Zeitungen, Magazine, Hörfunk- und Fernsehanstalten waren hier mit ihren Bonner Korrespondenten vertreten.
Ein Gebäude, viele Nutzer
Station 8 ist das Bundeskanzleramt, das von 1976 bis 1999 Amtssitz der Bundeskanzler Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder war. Station 9, das Palais Schaumburg, ist ein besonders interessantes Gebäude. Anfänglich bewohnte den 1860 vollendeten Bau 30 Jahre lang die Familie des Tuchfabrikanten Wilhelm Loeschigk. Der nächste Besitzer, Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe, ließ das spätklassizistische Haus 1894 erweitern. Ab 1939 nutzte die Wehrmacht, nach 1945 die belgische Armeeführung das Gebäude. Im November 1949 wurde das Palais Dienstsitz von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Nach Adenauer amtierten hier bis 1976 die Bundeskanzler Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Helmut Schmidt. Auch nach 1976 blieb das Palais Teil des Bundeskanzleramts. 1990 unterzeichneten Vertreter beider deutscher Staaten hier den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.
Von Bonn nach Berlin
Station 10, die Villa Hammerschmidt, war ebenfalls in vielen Fernsehbildern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen. 1868 erwarb Leopold Koenig, Vater des Zoologen Alexander Koenig, die kurz zuvor erbaute Villa. 1899 kaufte es Kommerzienrat Rudolf Hammerschmidt. Seit 1950 diente das Gebäude dem Bundespräsidenten als Amtssitz in Bonn. Richard von Weizsäcker verlegte 1994 den ersten Amtsitz ins Schloss Bellevue nach Berlin.
Zeugen der Geschichte
Aber auch die folgenden Stationen wie das Museum Koenig (Station 11), das Gästehaus Petersberg, das 1912 als Luxushotel errichtet worden war und in beiden Weltkriegen als Lazarett gedient hatte (Station 12), das Auswärtige Amt (Station 13), der erste Ministeriumsbau in Bonn (Station 14), der Hofgarten, der seit 1968 immer wieder Schauplatz politischer Großkundgebungen war (Station 15) und das Erich-Ollenhauerhaus, das die Bundesparteizentrale der SPD bis 1999 beherbergte (Station 16) sind einen Besuch wert. Abschluss des "Wegs der Demokratie" bilden das Konrad-Adenauer-Haus (Station 17) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Station 18). (pg/al)