Auf dem Weg in den Süden
13. Oktober 2016Höhenflug im Herbst
Sie gelten als Glückssymbole und als ziemlich clever. Immer wenn es kalt wird, fliegen hunderttausende Kraniche gen Süden. Ein Naturschauspiel, das jedes Jahr viele Fans der Zugvögel in den Osten Deutschlands zieht.
Drei, zwei, eins, los!
Ihre Startbahn: in diesem Fall ein Feld in Brandenburg. Ihr Ziel: in diesem Jahr Südfrankreich. Wenn die Winter kälter werden, geht es für die Kraniche schon auch mal bis nach Nordafrika. Der Flugbetrieb beginnt bei den stattlichen Zugvögeln immer früh: Sie wollen vor den ersten Hunden, die Gassi geführt werden, in der Luft sein. Reiseflughöhe: 4000 Meter.
Was gibt's denn da zu gucken?
Höher, schneller, weiter: Immer mehr Vogelfreunde verfolgen die Route der Kraniche. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Großbritannien und Holland, um der immer größer werdenden Population beim Formationsflug zuzuschauen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sei diese laut Wissenschaftlern von 220.000 auf 350.000 Tiere in Europa angewachsen.
Kleine Kranich-Kunde
Wenn sie in der Luft sind und die Flügel weit ausgebreitet haben, misst die Spannbreite der Kraniche rund 2,20 Meter. Im Stand aber sind sie nur maximal 1,20 Meter hoch. Darauf verteilen sich bis zu fünf Kilogramm Körpergewicht. Ob ein Tier erwachsen ist, erkennt man am Kopf. Während dieser bei den Jungen zimtfarben ist, weisen die Älteren Tiere rote Flecken auf.
Die Vielflieger unter den Zugvögeln
Kraniche sind auf Langstrecken spezialisiert. Sie können mehrere Hundert Kilometer am Tag zurücklegen. Die Strecke von der Mecklenburger Seenplatte bis nach Spanien schaffen sie in drei Tagen. Um dabei Energie zu sparen, fliegen sie in V- oder Keilformation. Dabei sind die Kraniche immer in Trupps unterwegs. Das können zehn oder auch 200 Tiere sein - je nach dem, wie stark der Wind bläst.
Wer viel fliegt, muss auch viel fressen
Kraniche lieben Mais oder eben das, was davon übrig bleibt. Auf einem abgeernteten Feld in Niedersachsen, tanken sie Kraftreserven für den Rest ihrer Reise. Viele sind aus Skandinavien oder Russland gekommen und legen in Deutschland einen Zwischenhalt ein. Am liebsten in weitgehend unbesiedelten Regionen - auch ein Kranich braucht schließlich mal Ruhe.
Die Liebe ist ein seltsames Spiel
Wenn ein männlicher Kranich ein Weibchen beeindrucken will, plustert er seine Schwungfedern so richtig auf. Wenn ihm die Dame besonders gut gefällt, dann springt er aus dem Stand auch noch bis zu eineinhalb Meter hoch. Das hat den Charme eines eleganten, aber auch angriffslustigen Tanzes. Für dieses Schauspiel fliegen die Kraniche im Frühjahr wieder gen Norden.
Echte Schreihälse
Wenn ein Kranich ruft, kann dies auch noch in bis zu drei Kilometer Entfernung zu hören sein. Wenn alle zusammen "trompeten" - so nennen es Fachleute - klingt das fast wie eine sehr aufgeregte Gruppe von Menschen. Jedes Jahr im September und Oktober läuten ihre Schreie das Ende des Sommers ein. Wer sich das selbst anhören möchte: In Deutschland geht das wohl noch sechs Wochen lang.