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Glaube

Auf den Kopf zugesagt

3. Februar 2024

"Es ist ein Segen, dass es Dich gibt!" Das von jemandem zu hören, bewegt. Aber: Wie funktioniert eigentlich Segen? Und was hat die Bibel dazu zu sagen? Ein Beitrag der katholischen Kirche.

Symbolbild ausgestreckte Hand
Bild: YAY/IMAGO

Wer am 3. Februar irgendwo auf der Welt eine Kirche betritt, in der ein katholischer Gottesdienst gefeiert wird, wird an dessen Ende ein ungewöhnliches Ritual erleben: Die Menschen treten einzeln nach vorn und werden auf eine besondere Art gesegnet. Der Segnende hält zwei schmale Kerzen überkreuz und legt zwischen den beiden Flammen dem Gesegneten die Hände auf den Kopf und spricht ein Gebet.

Welchen Sinn hat dieser Ritus? Der 3. Februar ist der Tag des Heilgen Blasius, eines Märtyrers aus der Anfangszeit des Christentums. Der Legende nach soll er, während er für seinen Glauben im Gefängnis saß, einen Jungen, der eine Fischgräte verschluckt hatte, vor dem Ersticken gerettet haben. Zu seinem Gedenken wird immer noch jedes Jahr an seinem Todestag dieser besondere Segen gespendet. Die gekreuzten Kerzen sollen wohl an das Gefängnisgitter erinnern. Der Mensch konnte eingesperrt werden, der Segen nicht, er überwindet Gitter, Mauern und Hindernisse.

Was mich an diesem jährlichen Brauch so berührt? Eben: das Berühren. Hier wird jedem Menschen, der es möchte, einzeln auf den Kopf hin zugesagt: "Gott schenke dir Gesundheit und Heil". Es macht einen großen Unterschied aus, ob ein solcher Segen ganz allgemein über eine Gruppe von Menschen gesprochen wird, oder ob jeder einzelne solche Worte hört, die ihm ganz persönlich zugesagt werden. Und das Auflegen der Hände auf den Kopf macht geradezu spürbar: Ich bin gemeint.

Der Segen, der hier konkret wird, hat eine lange biblische Tradition. Er ist nichts Vages und nichts Magisches, sondern Gottes Lebensidee für die Welt. "Gott segnete sie und gab ihnen den Namen 'Mensch' am Tag, als sie erschaffen wurden" (Gen 5,2). Was könnte das Wort Segen hier bedeuten? Versucht man, dem Bibelvers selbst die Bedeutung zu entnehmen, dann könnte "Segen" hier heißen: Von Gott mit Lebendigkeit beschenkt zu sein. Mehr braucht es nicht.

Menschsein und Gesegnetsein werden im gleichen Atemzug genannt. Jeder Mensch ist ein gesegnetes Wesen.

Damit ist das Wichtigste über den Segen gesagt: Er ist ein Geschenk, er muss nicht erworben werden, er ist jedem Menschen gegeben, von Anfang an. Man muss gar nichts tun, der Segen ist da. Später wird viel um den Segen gekämpft werden in der Bibel und darüber hinaus. Vom Wesen des Segens her ist das gar nicht nötig. Es gibt genug davon für alle.

Aus einem solchen Segen Gottes für die Welt ergibt sich Lebenskunst: Alles Wichtige ist schon getan. Mein Leben ist gewollt und steht unter dem Vorzeichen der Liebe.

Der Segen erneuert sich mit jedem Menschen, der auf die Welt kommt, und er weitet sich aus. Das zeigt auch die nächste große Segens-Geschichte der Bibel. Gott beruft Abraham.

Als Stammvater des Volkes Israel und vieler Völker wird er von Gott in Segens-Dienst genommen: "Ich will segnen, die dich segnen. Durch dich sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde" (Gen 12,3). Hier geht der Segen von einem einzelnen Menschen aus und geht in die Weite. Wer Abraham segnet, soll selbst gesegnet werden. Wie ist das möglich? Menschen können nicht aus sich selbst heraus segnen. Und sie können es doch: Denn "Segnen" durch Menschen heißt: dankbar anerkennen, dass Gott der Ursprung allen Segens ist. Wer anerkennt, dass in Abraham Gott am Werk ist, der ist selbst schon in diese Lebendigkeitsbeziehung einbezogen. "Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er gesegnet." (Gal 3,9). Wieder ist Segen etwas Leichtes: Für uns Menschen bedeutet Segnen einfach hinzuschauen, wo Gott selbst lebensschaffend am Werk ist, und sich an diesem Segen zu freuen. Segnen ist daher weniger ein Tun, als vielmehr eine Haltung. Achtsamkeit führt zu Segnen: Ich nehme wahr, wo Gott in anderen Menschen wirkt. Wenn ich im anderen Menschen Gott am Werk erkennen kann, dann bin ich auf der richtigen Spur. Das ist Gottes Plan, dass wir Menschen einander den Segen Gottes zuerkennen.

Der Segen am Blasiustag nimmt daran teil. Ein anderer Mensch sagt mir: Dein Leben ist gesegnet.

Dr. Egbert Ballhorn (geb. 1967) ist seit 2012 Professor für Altes Testament an der TU Dortmund. Zuvor studierte er Katholische Theologie (und Chemie) in Bonn, Wien und Jerusalem; er promovierte über das Buch der Psalmen und war zehn Jahre Referent für Biblische Theologie im Bistum Hildesheim. Er ist Vorstandsvorsitzendes das Katholischen Bibelwerks e.V.

Dieser Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.