Überwachen und einschüchtern: Das war das Kerngeschäft der Staatssicherheit in der DDR. Wo einst Dissidenten im Gefängnis saßen, zeigt heute ein Museum auf einem multimedialen Stadtplan das wahre Ausmaß der Kontrolle.
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Nach einem langen Arbeitstag im Oktober 1960 beschließen Heinz Brandt und ein Kollege, in eine Bar in Charlottenburg zu gehen. In dem West-Berliner Stadtteil trifft Brandt auf Eva Walter. Die Begegnung ist kein Zufall: Sowohl die junge Frau als auch der Kollege sind informelle Mitarbeiter der Stasi, der Geheimpolizei der DDR.
Ihr Plan: Brandt, einen ehemaligen Mitarbeiter der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), also der herrschenden Staatspartei in der DDR, zu fangen und nach Ost-Berlin zurückzubringen. Nach anderthalb Jahren erreicht die Stasi ihr Ziel: Brandt wird in Walters Wohnung betäubt und in die DDR-Haftanstalt Hohenschönhausen auf der kommunistischen Seite der Stadt gebracht.
Stadtplan der Stasi
Mehr als ein halbes Jahrhundert später wurde jetzt in diesem ehemaligen Gefängnis, heute "Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen", die Ausstellung "Stasi in Berlin" eröffnet, die bis zum 31. März 2020 zu sehen ist. Sie erzählt Geschichten wie die von Brandt - und zeigt eine Karte mit Tausenden von Adressen, die von der Stasi in Berlin verwendet wurden. Die Ausstellung ist das Ergebnis zweieinhalbjähriger Forschung und der Durchforstung von mehr als 10.000 Seiten offizieller Akten.
"Wir sind die ersten, die so einen Stadtplan erstellt haben. Davor waren nicht einmal die offiziellen Wohnungen kartiert", sagt Jochen Krüger, einer der drei am Projekt beteiligten Forscher. "Wir mussten die Adressen von jeder einzelnen herausfinden. In West-Berlin allerdings konnten wir die Adressen nicht feststellen, weil die Stasi diese Akten zerstört hat."
Tausende Wohnungen
Das Ministerium für Staatssicherheit, kurz Stasi, wurde 1950 von der SED unter direkter Leitung der Geheimpolizei der Sowjetunion gegründet. Die Einheit fungierte als interne Polizei, Geheimorganisation, Ermittlungsbehörde und Nachrichtendienst. Sie half der Regierungspartei, mit eiserner Hand an der Macht zu bleiben und unterdrückte jegliches "subversives" Verhalten. Dazu infiltrierte sie dank eines riesigen Apparats von Mitarbeitern und inoffiziellen Kollaborateuren jeden Aspekt des Lebens der Ostdeutschen, zerstörte Reputationen, isolierte und förderte den Verrat zwischen Familien und Freunden.
Zum Zeitpunkt ihrer Auflösung im Januar 1990 beschäftigte die Stasi 91.000 Beamte - allein in Berlin rund 40.000. Die Zahl der inoffiziellen Mitarbeiter betrug rund 180.000, also statistisch gesehen etwa jeder 90. DDR-Bürger.
In Berlin verfügte die Geheimpolizei über mindestens 4.200 Standorte, darunter 3.459 Privatwohnungen und Häuser, wo sich die Mitarbeiter mit Agenten trafen, außerdem 285 offizielle Büros, 18 Werkstätten, eine ausgeprägte technische Infrastruktur und Gefängnisse. Allein in der Oderberger Straße im Stadtteil Prenzlauer Berg befanden sich elf Wohnungen, wo man sich zu konspirativen Zwecken traf.
"Wir wussten von der Struktur der Stasi in Berlin und ihren Büros; also versuchten wir, diese Orte zu finden. Es war allerdings nicht so leicht, weil es keine Aufzeichnungen oder Listen gab und die Adressen häufig geändert wurden", erzählt Krüger.
"Es gab eine Liste von konspirativen Wohnungen, aber wir wussten nicht genau, wann sie benutzt wurden. Deshalb haben wir uns entschieden, die Standorte nur im Zeitraum zwischen 1988 und 1989 zu analysieren. Wir haben alles mit zwei Quellen überprüft, denn selbst Stasi-Mitarbeiter machten Fehler", sagt der Forscher.
Spaziergang mit Tablet
Anhand der Dokumente, Fotos, Videos und Audios hat die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen einen multimedialen Raum erschaffen, in dem die Besucher auf einem begehbaren, 160 qm großen Luftbild von Berlin spazieren gehen und mit Hilfe eines Tablets die von der Stasi bei ihren Operationen genutzten Orte erkunden können.
Berlins Stasi-Knast
In Berlin-Hohenschönhausen war das zentrale Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Heute ist hier eine Gedenkstätte, die die kommunistische Diktatur erforscht und an die Opfer erinnert.
Bild: DW/E. Jahn
Altbau
Ab 1945 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Gelände einer ehemaligen NS-Großküche als Haftlager. Den Keller ließ sie von Häftlingen zum zentralen Untersuchungsgefängnis umbauen. Betroffene berichteten, wie sie durch Schlafentzug, Schläge, Fußtritte, stundenlanges Stehen oder Folter in Wasserzellen gequält wurden. Ernährung, Kleidung und Hygiene waren miserabel. Etwa 1000 Menschen starben.
Bild: DW/E. Jahn
U-Boot
1951 übernahm die neu gegründete Geheimpolizei der SED, die Stasi, das Gefängnis. In den 1950er Jahren waren in den Kellern vor allem Menschen eingesperrt, die sich der kommunistischen Diktatur widersetzt hatten: Streikführer des Aufstands vom 17. Juni 1953 genauso wie Reformkommunisten. Weil in die feuchten Zellen kein Tageslicht drang, nannten die Inhaftierten das Gefängnis U-Boot.
Bild: DW/E. Jahn
Neubau
Ende der 1950er Jahre löste ein Neubau mit über 200 Zellen und Vernehmerzimmern das alte Kellergefängnis ab. Die körperliche Gewalt wurde durch psychologische Foltermethoden ersetzt. Nach dem Mauerbau 1961 wurden vor allem Menschen inhaftiert, die aus der DDR fliehen oder ausreisen wollten, aber auch Schriftsteller und Bürgerrechtler.
Bild: DW/E. Jahn
Gefangenentransporter
Ab den 1970er Jahren wurden Häftlinge mit einem solchen Barkas B 1000 durch die Stadt zur Haftanstalt Hohenschönhausen gebracht. Das nach außen oft als Fisch- oder Gemüselieferwagen getarnte Fahrzeug besaß fünf winzige fensterlose Zellen. Betroffene wussten somit nicht, wohin man sie fuhr. 90 Prozent der Inhaftierten bewegte die Stasi bereits in der Erstvernehmung zu Aussagen.
Bild: DW/E. Jahn
Zellentrakt
In der Haft wurde jeder Gefangene statt mit Namen nur noch mit seiner Zellennummer angesprochen. Um sie sozial zu isolieren, kamen viele monatelang in Einzelhaft. Sogar Gespräche mit dem Wachpersonal waren verboten. Einziger menschlicher Kontakt war der Vernehmer - eine perfide Methode, den Gefangenen zum Sprechen zu bringen.
Bild: DW/E. Jahn
Haftzelle
Bis zu drei Häftlinge waren in den verschieden großen Zellen untergebracht. Durch die Fenster aus Glasbausteinen konnten sie draußen nichts erkennen. Einen Spiegel und warmes Wasser gab es erst ab 1983. Tagsüber durfte man nicht auf der Pritsche liegen, nachts nur in einer bestimmten Haltung: auf dem Rücken, Gesicht zur Tür, Hände auf der Decke.
Bild: DW/E. Jahn
Türspion
Als besonders belastend empfanden die Inhaftierten die ständige Überwachung in den Zellen durch den Türspion. Aufseher kontrollierten die Häftlinge auch beim Waschen oder auf der Toilette. Nachts wurde zudem alle zehn bis zwölf Minuten das Licht eingeschaltet. Auch Heizung und Licht konnten nur von außen bedient werden. Alles war darauf ausgerichtet, ein Gefühl völliger Ohnmacht zu erzeugen.
Bild: DW/E. Jahn
Alarmanlage
Auf den Fluren war entlang der Wände eine Drahtschnur gespannt. Wurde ein Häftling aus seiner Zelle zum Verhör gebracht, zog ein Mitarbeiter daran und die Lampen leuchteten rot auf. War noch ein anderer Gefangener im Flur, musste sich dieser sofort mit dem Gesicht zur Wand drehen. So sollte verhindert werden, dass sich Häftlinge begegneten.
Bild: DW/E. Jahn
Vernehmertrakt
Den Zellentrakt trennten Gitterschleusen von den Vernehmerzimmern. Bis heute riecht hier das Linoleum des Fußbodens nach einem Lösungsmittel, das in der DDR verwendet wurde. Alle 120 Vernehmerzimmer sind mit doppelt gepolsterten Türen ausgestattet, hinter denen die oft stundenlangen Verhöre über Monate hinweg stattfanden. Häftlinge sollten sich dabei selbstbelasten, um sie verurteilen zu können.
Bild: DW/E. Jahn
Verhörraum
Die Stasimitarbeiter verwendeten ausgefeilte psychologische Methoden. Zu Beginn drohten sie den Häftlingen mit langjährigen Haftstrafen oder der Verhaftung von Angehörigen. Panik und Ungewissheit sollten sie zermürben. Wer sich kooperativ zeigte, dem wurden Hafterleichterungen versprochen: medizinische Betreuung, ein Buch oder eine halbe Stunde Hofgang.
Bild: DW/E. Jahn
Freiganghöfe
Von diesen zellenähnlichen Boxen aus konnten die Häftlinge ab und an den Himmel sehen und frische Luft atmen. Sie selbst bezeichneten die Höfe auch als Tigerkäfige. Stehen zu bleiben oder sich der vier Meter hohen Begrenzungsmauer zu nähern, war verboten - ebenso sprechen oder singen. Oberhalb des Maschendrahts patrouillierte stets ein bewaffneter Wärter.
Bild: DW/E. Jahn
Gedenkstätte
Der Fall der Mauer führte zum Ende des Stasi-Untersuchungsgefängnisses. Doch nur wenige Vernehmer wurden zur Rechenschaft gezogen, keiner erhielt eine Haftstrafe. Weil Gebäude und Einrichtung größtenteils unversehrt erhalten geblieben sind, vermittelt die heutige Gedenkstätte Hohenschönhausen ein sehr authentisches Bild des Systems der politischen Justiz in der DDR.
Bild: DW/E. Jahn
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Die Gedenkstättenforschung zeigt die Allgegenwart der Stasi auf beiden Seiten Berlins. Vor dem Mauerbau 1961 waren Entführungen von Dissidenten wie Heinz Brandt im westlichen Teil der Stadt an der Tagesordnung. Es gibt Aufzeichnungen über etwa 400 solcher Fälle.
Dissidenten wurden bespitzelt
Später entwickelte die Geheimpolizei "weichere" Strategien wie Spionage und die Rekrutierung von Informanten in Politikerkreisen und in der Verwaltung West-Berlins. "Die Stasi war mit West-Berlin sehr vertraut, aber sie musste ihre Aktivitäten auf die starke Präsenz der westlichen Gegenspionage und Polizei einstellen. So hat sie sich mit äußerster Vorsicht verhalten", sagt Jens Gieseke, Stasi-Experte am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam.
Die Dissidenten in West-Berlin waren jedoch nicht außerhalb ihrer Reichweite. "Die Stasi wollte jede Art von Opposition verhindern. Sie verfolgte Dissidenten auch auf der anderen Seite der Mauer. Sie infiltrierte Agenten in das private und berufliche Umfeld der Dissidenten, erpresste sie und brachte sie in jeder Hinsicht in Schwierigkeiten", erklärt Jochen Staadt, Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin.
Großer Lauschangriff
Die Stasi wollte alles über West-Berlin wissen. "Sie war in der Lage, Telefongespräche abzuhören, wenn sie die Nummer kannte, und sogar Anrufe zwischen der West-Berliner Polizei und Behörden aus Westdeutschland aufzuzeichnen", so Staadt. Ende der 1980er Jahre gab es nach Angaben der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen 25 Überwachungsstationen in Berlin, die Telefonate aufzeichneten. Zwischen 400 und 600 solcher Anrufe wurden pro Tag abgefangen.
Eines der Ziele der Stasi-Operationen in West-Berlin - und in Westdeutschland insgesamt - war es, Informationen über Politiker, Parteien und Regierungsvertreter zu erhalten, die sich mit ostdeutschen Angelegenheiten befassten. "Sie wollten im Voraus wissen, was Westdeutschland plant und tut, vor allem im Hinblick auf die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern", sagt Staadt.
Lukrative Industriespionage
Doch die massive Präsenz der Stasi in West-Berlin hatte auch wirtschaftliche Gründe. So erhielten viele Spione Zugang zu industriellen Forschungseinrichtungen. "Sie sammelten Informationen und nutzten sie ohne Erlaubnis in der ostdeutschen Industrie. Sie [die Behörden der DDR, Anm. d. Red.] haben durch den Diebstahl von Technologie viel Geld gespart", verrät Staadt.
Die Geheimpolizei der DDR infiltrierte jeden Aspekt des Privatlebens ihrer Bürger, spionierte sie aus, hörte bei ihren Telefongesprächen mit und las ihre Post. Aber nur wenige in West-Berlin konnten sich vorstellen, dass die Stasi auch einen so einfachen Zugang zu den von Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich kontrollierten Sektoren hatte.
Stasi im Bundeskanzleramt
Während des Kalten Krieges betrieb ein ostdeutsches Unternehmen den vielbesuchten Bahnhof Zoo in West-Berlin. Und die Stasi nutzte das, indem sie ihre Agenten die Ticketschalter und die Buchungsstellen bedienen ließ. Inoffizielle Mitarbeiter und Agenten konnten sogar ein bestimmtes Schließfach im Bahnhof benutzen.
Im Laufe der Jahre besetzte die Stasi zahlreiche wichtige Positionen in Westdeutschland mit ihren Geheimagenten. "Günter Guillaume hatte sogar Zugang zum Bundeskanzleramt. Der wichtigste Spion war jedoch Rainer Rupp, der im Hauptquartier der NATO in Brüssel arbeitete, von wo aus er Hunderte von geheimen Dokumenten in den Osten schickte", erinnert sich Gieseke.
Militärische Angriffsziele
Die starke Präsenz der Stasi in den westlichen Teilen der Stadt stand auch im Zusammenhang mit den Plänen der ostdeutschen Führung, West-Berlin mit militärischen Mitteln einzunehmen. Es gab Details von Orten, die zuerst angegriffen werden sollten, wie Brücken, Bahnhöfe und Flughäfen. "Der letzte Plan, den wir gefunden haben, war von 1987", sagt Jochen Staadt.
Die Stasi führte sogar eine aktuelle Liste von politischen Führern, Polizisten, Journalisten und Beamten, die nach der Invasion inhaftiert werden sollten. Das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls zeigt, wie spektakulär diese Pläne nach hinten losgegangen sind.
Mauerbau: Zehn Gründe für den Berliner Mauerweg
Der 13. August 1961 ist ein historisches Datum. An diesem Tag wurde die Berliner Mauer gebaut. Der Berliner Mauerweg hält die Erinnerung an die geteilte Stadt wach.
Bild: DW/M. Fürstenau
Der Mauerweg
28 Jahre lang trennte die Mauer Ost- und Westberlin. Von der Vergangenheit als geteilte Stadt ist immer weniger zu sehen. Wo genau verlief die Mauer? Wie lebten die Menschen in ihrem Schatten? Der Berliner Mauerweg gibt Antworten. Auf 160 Kilometern führt er durch und um die Stadt.
Gedenkstätte Berliner Mauer
Die Tour kann im Prinzip an jedem Ort beginnen, zu Fuß oder mit dem Rad. Ein guter Auftakt ist die Gedenkstätte Berliner Mauer. Auf 1,4 Kilometern folgt sie dem Mauerverlauf entlang der Bernauer Straße. Sie zeigt die mörderische Architektur der Grenzanlagen und erinnert an alle jene Menschen, die hier ihr Leben verloren.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini
Pflastersteine im Asphalt
Ein fast sechs Kilometer langes Doppelband aus Kopfsteinpflaster hilft, sich den Verlauf der Mauer vorzustellen. Wo war Ost, wo war West? In unregelmäßigen Abständen findet man nämlich ein Bronzeband mit der Aufschrift: "Berliner Mauer 1961-1989". Diese Schrift kann man nur lesen, wenn man auf der ehemaligen Westseite der Mauer steht.
Bild: DW/E. Grenier
Brandenburger Tor
Wenn man dem Mauerverlauf Richtung Mitte folgt, landet man im heutigen Regierungsviertel an der Spree und am Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Der Mauerbau hatte das Brandenburger Tor isoliert, weder vom Westen noch vom Osten war es zugänglich. Und so wurde es weltweit zu einem Symbol der Teilung. Heute ist es Deutschlands Symbol der Einheit.
Bild: picture-alliance/dpa
Checkpoint Charlie
Von allen Grenzübergängen der Stadt ist er der berühmteste: Checkpoint Charlie. Original ist hier nichts mehr, der Kontrollpunkt ist ein Remake aus dem Jahr 2000, umrahmt von Billig-Souvenir Läden. Die Disneyfizierung schreitet voran. Täglich belagern Touristen diesen Ort.
Bild: Britta Pedersen/ZB/dpa/picture alliance
DDR-Wachtürme
Auf der Ostseite gab es entlang der Mauer mehr als 300 Wachtürme. Rund um die Uhr schoben Soldaten Wache in der Turmkanzel, den Grenzstreifen im Blick, die Waffen im Anschlag. Heute sind nur noch drei Türme erhalten, alle sind denkmalgeschützt. Dieser liegt ziemlich versteckt in einer Seitenstraße am Potsdamer Platz.
Bild: picture alliance/dpa/W. Steinberg
East Side Gallery
Auch hier führt der Mauerweg vorbei, dem am längsten erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer. Die West-Seite der Berliner Mauer war für ihre bunten Graffiti berühmt. Die Ost-Seite dagegen war grau. Internationale Künstler brachten 1990 Farbe ins Spiel. Sie bemalten im Bezirk Berlin-Friedrichshain 1,3 Kilometer Ost-Mauer und schufen die längste Open-Air Galerie der Welt.
Bild: Reuters/F. Bensch
Glienicker Brücke
Der größte Teil des Mauerwegs verläuft über 110 Kilometer entlang der Berliner Stadtgrenze zum Umland. Ein Highlight ist die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam, Schauplatz spektakulärer Agentenaustausch-Aktionen während des Kalten Krieges. Ein Deal, der im Jahr 1962 Furore machte, lieferte die Vorlage für großes Hollywood Kino - Steven Spielbergs "Bridge of Spies" mit Tom Hanks.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger
Museum im Grenzturm
Weite Strecken des Mauerwegs führen durch Wälder, an Flüssen vorbei, durch Wiesen und Felder. Die Natur um Berlin war häufig Schauplatz riskanter Fluchtversuche, schmale Stellen der Havel zum Beispiel. Die Grenze teilte Ortschaften und trennte Familien - wie in Hennigsdorf 20 Kilometer nördlich von Berlin. Das Museum im Grenzturm erzählt vom Leben mit der Mauer.
Bild: DW/M. Fürstenau
Zeit der Kirschen
Tausende japanische Kirschbäume säumen Abschnitte des Mauerwegs, gespendet von Japanern aus Freude über die Deutsche Wiedervereinigung. Sie verwandeln den Mauerweg jedes Jahr im Frühling in ein rosa Blütenmeer. Auch unterhalb der Bösebrücke im Stadtteil Pankow stehen sie, jener Brücke, die als erster Grenzübergang öffnete, in der Nacht als die Mauer fiel, am 9. November 1989.