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Politik

Auf der "Ocean Viking" wird es eng

11. August 2019

Rettung mit ungewissem Ausgang: Helfer haben mehr als 400 Migranten gerettet, die in seeuntüchtigen Booten im Mittelmeer trieben. Wieder aber weiß niemand, wohin die Flüchtlinge gebracht werden dürfen.

Seenotrettung Flüchtlinge Schiffbrüchige Lebensrettung
Bild: picture-alliance/dpa/S. Friedel

Im Mittelmeer ist mit dem Einsatz eines neuen Rettungsschiffes die Zahl der geborgenen Bootsflüchtlinge wieder deutlich gestiegen. Die von den Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen erstmals eingesetzte "Ocean Viking" nahm in weniger als 24 Stunden 170 Migranten aus zwei Schlauchbooten an Bord. An diesem Sonntag kamen 81 weitere hinzu.

Die Menschen an Bord erzählten einem Helfer, dass sie willkürliche Inhaftierung, Erpressung oder Folter erlebt haben oder unter sklavenähnlichen Bedingungen haben arbeiten müssen, wie Ärzte ohne Grenzen twitterte. "Sie sagten mir, sie wären bereit gewesen, im Meer zu sterben, anstatt einen weiteren Tag in Libyen zu leben und zu leiden." Die "Ocean Viking" hat nun insgesamt 251 Migranten an Bord.

Italien und Malta mauern

Es ist unklar, ob das Schiff weiter in der Rettungszone vor Libyen bleiben wird oder sich auf den Weg nach Europa macht. Ein weiteres Schiff, die seit über einer Woche mit 121 Geretteten an Bord ausharrende "Open Arms" einer spanischen Hilfsorganisation, nahm am Samstag vor Malta weitere 39 Menschen auf. Auch hier ist offen, wohin das Schiff die Menschen bringen kann. Die beiden nächstgelegenen europäischen Länder - Italien und Malta - haben ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe jedenfalls weitgehend dichtgemacht. Nordafrika wollen weder die Ocean Viking noch die Open Arms ansteuern.

Mittelmeer: Seenotrettung aus der Luft

03:52

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"Zehnter Tag an Bord, ein sehr heißer Augustsonntag. Wir halten stand, wir haben 160 Gründe es zu tun. 160 Menschen, die das Recht haben, in einem sicheren Hafen an Land zu gehen. Schande Europa", schrieb Open Arms Chef Oscar Camps. Malta wolle nur die 39 zuletzt Geretteten an Land lassen - die übrigen aber nicht. "Das hat zu einem ernsthaften Sicherheitsproblem an Bord geführt. Das Ausmaß der Beklemmung dieser Menschen ist unhaltbar", twitterte er.

Gere und Salvini im Clinch

Bei einer Pressekonferenz der spanischen NGO auf der italienischen Insel Lampedusa kritisierte der US-Schauspieler Richard Gere die harte Haltung Italiens zu den Migranten. "Ich liebe die Italiener sehr, eure Großzügigkeit und eure Lebensfreude. Und doch habe ich festgestellt, dass sich da etwas geändert hat", sagte Gere, der zuvor Lebensmittel auf die "Open Arms" gebracht hatte. Italiens Innenminister Matteo Salvini konterte: "Du kannst alle Migranten mit nach Amerika nehmen in deinen Privatflugzeugen, um sie in deinen Villen zu versorgen. Danke." 

Der US-amerikanische Schauspieler Richard Gere kam an Bord der "Open Arms"Bild: picture-alliance/dpa/AP/V. Nicolosi

Italien und Malta verweigern Rettungsschiffen immer wieder die Einfahrt in ihre Häfen und dringen darauf, dass andere EU-Staaten vorab zusichern, alle anlandenden Migranten zu übernehmen. SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen waren am 4. August zum ersten Einsatz mit der unter norwegischer Flagge fahrenden "Ocean Viking" von Marseille aus in See gestochen. Am Freitag retteten sie 85 Migranten vor der libyschen Küste und am Samstag noch einmal 85 im zentralen Mittelmeer.

Norwegens Justiz- und Einwanderungsminister Joran Kallmyr forderte die Besatzung des Rettungsschiffes auf, die an Bord genommenen Migranten "zurück nach Afrika, Tunesien oder Libyen zu bringen". Sonst wäre das eine Fortsetzung der Flüchtlingsroute und keine Rettungsaktion mehr, zitieren mehrere Medien den Minister.

haz/hf (dpa, afp, kna, epd)

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