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Todesurteil für Soldaten

Helle Jeppesen1. April 2015

In Nigeria hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Todesurteile mehr als vervierfacht. Immer häufiger trifft es auch die Soldaten der eigenen Armee, so der neue Bericht von Amnesty International.

Soldaten der nigerianischen Armee, Archiv 2013 (Foto: Quentin Leboucher/AFP/Getty Images)
Bild: Quentin Leboucher/AFP/Getty Images

"In Nigeria wurden mehr Todesurteile ausgesprochen als im gesamten Rest von Afrika südlich der Sahara", betont Oluwatosin Popoola von Amnesty International in London. Mindestens 659 Menschen wurden im Nigeria im vergangenen Jahr zum Tode verurteilt, so der Amnesty-Experte. Unter ihnen waren auch Soldaten der siebten Division der nigerianischen Armee, die im nordöstlichen Bundesstaat Borno gegen die Terrormiliz Boko Haram eingesetzt werden.

"Die Soldaten sagten während des Prozesses aus, dass sie sich bei ihren Vorgesetzten über ihre mangelhafte Ausrüstung im Kampf gegen Boko Haram beschwert hatten“, so Popoola.

Selbstmordmission gegen Boko Haram

Ein nigerianischer Soldat von der siebten Division, der anonym bleiben möchte, bestätigte gegenüber der Haussa-Redaktion der Deutschen Welle, dass die Soldaten fast ohne Munition und mit unzureichenden Waffen in den Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe geschickt wurden. Viele Soldaten verweigerten den Einsatz, weil dies einer Selbstmordmission gleichgekommen wäre. 70 Soldaten der Division wurden in drei Massenprozessen von Militärgerichten zum Tode verurteilt. Weitere Prozesse stehen noch aus.

"Die Prozesse liefen zum großen Teil hinter verschlossenen Türen ab. Die Journalisten wurden häufig nur zur Eröffnung der Prozesse eingeladen - und als die Urteile dann verkündet wurden", berichtet DW-Korrespondent Adrian Kriesch aus Abuja.

Mangelhaft ausgerüstet: Nigerianische Soldaten im Kampf gegen Boko HaramBild: picture-alliance/AP Photo

"Viele Nigerianer glauben, dass diese Fälle politisch motiviert sind, und dass die Soldaten, die angeklagt waren, eine Art Bauernopfer sind", berichtet der DW-Korrespondent in Nigeria. Eigentlich hätte die Führung des Militärs für die Fehler im Kampf gegen Boko Haram gerade stehen müssen, so die Meinung vieler Nigerianer.

Mehr Transparenz bei den Zahlen

Wann und ob die Todesurteile gegen die Soldaten vollstreckt werden, ist ungewiss. Laut dem jüngsten Bericht von Amnesty International hat Nigeria 2014 keine Hinrichtungen durchgeführt. Auch sei, was die Todesstrafe betrifft, die Transparenz bei den Behörden in letzter Zeit gewachsen.

"In den vergangenen Jahren haben wir die Informationen über die Todesstrafe nicht nur von der nigerianischen Strafvollzugsbehörde (Nigerian Prison Services) bekommen, sondern auch von der nationalen Menschenrechtskommission und vom Justizministerium", berichtet Oluwatosin Popoola von Amnesty International und betont, die Informationen seien durchaus glaubwürdig.

"Wenn es um die Todesstrafe geht, sind die nigerianischen Behörden sehr kooperativ, was man nicht unbedingt behaupten kann, wenn es um Menschenrechte geht." Bleibt abzuwarten, ob der Ausgang der gerade stattgefundenen Präsidentschaftswahlen Einfluss auf das Schicksal der zum Tode verurteilten Soldaten haben wird.