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Katastrophe

Es fehlt an allem

Helena Baers
8. Oktober 2018

Vor zehn Tagen bebte die Erde vor der indonesischen Insel Sulawesi, dann kam die Tsunamiwelle. Fast 2.000 Menschen sind tot, etwa 5.000 werden noch vermisst. Internationale Helfer berichten von einer dramatischen Lage.

Indonesien Sulawesi Palu nach Erdbeben und Tsunami
Bild: Getty Images/U. Ifansasti

"Viele Menschen suchen ihre Mutter, ihren Vater oder ihre Kinder, die unter den Trümmern begraben sein könnten", berichtet Iris van Deinse vom Internationalen Roten Kreuz der Deutschen Welle. Die Überlebenden seien traumatisiert, weil sie Angehörige verloren hätten, und oft auch all ihr Hab und Gut. Die Niederländerin ist vor Ort in Palu, der am stärksten betroffenen Stadt. Einige Dörfer in der Provinz Donggala seien komplett zerstört. "Es gibt nichts mehr, nur noch Menschen, die sich durch die Trümmer wühlen, um noch Angehörige oder Wertsachen zu finden".

Videos zeigen, wie Menschen verzweifelt durch die Straßen fahren und Namen von Vermissten rufen. In sozialen Netzwerken bitten sie um Mithilfe bei der Suche. Auch wenn die Katastrophe schon mehr als eine Woche zurückliegt - viele geben die Hoffnung nicht auf, Angehörige doch noch lebend zu finden.

Nach Erdbeben und Tsunami

03:16

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Kein sauberes Wasser

Das Rote Kreuz hilft mit einer Internetseite, durch die Katastrophe getrennte Familien zusammenzuführen. Die Organisation konzentriert sich aktuell aber vor allem darauf, medizinische Hilfe zu leisten, beispielsweise in mobilen Krankenhäusern.

Viele Menschen sind verletzt oder leiden an dem Stress, der durch die Katastrophe verursacht wurde, sagt van Deinse. Außerdem gebe es wegen der schlechten hygienischen Bedingungen in den Regionen Probleme mit Durchfall und mit Hautkrankheiten. Die Menschen in einigen Regionen seien gezwungen, verunreinigtes Wasser zu trinken, weil sie sonst verdursteten. Das Rote Kreuz bringe Trinkwasser mit Tankwagen zu dem Überlebenden.

Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen insgesamt fast 200.000 Menschen akut Hilfe, mehr als 70.000 sind obdachlos geworden. Sie müssen in Zelten oder unter freiem Himmel schlafen.

Hilfe aus Deutschland

Van Deinse zeigt sich aber optimistisch: "Es wird jeden Tag ein bisschen besser". So sei die Stromversorgung fast überall wieder hergestellt. Einen Anteil daran hat das Technische Hilfswerk (THW). Die Bundesanstalt hat im Auftrag des Auswärtigen Amtes 43 Stromaggregate nach Sulawesi geschickt.

Dort werden die Geräte dem nationalen Katastrophenschutz übergeben. Dieser kann sie dann einsetzen, wo es am nötigsten ist, wie THW-Pressesprecher Michael Kretz sagt. Die Aggregate haben unterschiedliche Stärken - es gebe kleinere, mit denen zum Beispiel einige Kühlschränke oder eine kleine Medizinstation betrieben werden könnten. Diese seien leicht genug, um von Menschen getragen zu werden. Dazu kommen größere Aggregate, die nur mit Maschinen transportiert werden können. Diese dienten zum Beispiel dazu, Operationssäle oder kleinere Dörfer mit Strom zu versorgen.

Die Geräte seien eine Spende Deutschlands an Indonesien, sagte Kretz der DW. Die deutsche Regierung hilft auch über den zentralen Nothilfefonds der Vereinten Nationen. Zudem hat das Auswärtige Amt nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen bereitgestellt. Auch zahlreiche andere Länder beteiligen sich beispielsweise mit Flugzeugen und Geräten wie Gabelstaplern vor Ort oder haben finanzielle Hilfen zugesagt. Das UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA) braucht nach eigenen Angaben 50,5 Millionen Dollar (44 Millionen Euro), um den akut betroffenen Menschen auf Sulawesi zu helfen.

Noch viele Menschen vermisst

Ein großes Problem bei den Rettungsarbeiten ist der Boden. Dieser hat sich nach dem Erdbeben an einigen Orten verflüssigt. Das bedeutet, dass der Boden zu einem Brei wurde, der alles aufgesaugt und durcheinander gewirbelt hat. Das ist unter anderem in den Vierteln Balaroa und Petobo von Palu passiert. Dort wurden etwa 1000 Häuser vom Erdboden verschluckt.

Das Stadtviertel Petabo ist fast dem Erdboden gleich gemacht worden. Bild: Reuters/A. Perawongmetha

Im Schlamm werden bis zu 5000 Menschen vermutet. Der Boden ist immer noch sehr weich, was die Suche nach Opfern erschwert. Die Hoffnung, dort noch verschüttete Menschen lebend zu finden, ist gering. Der Leiter des Nationalen Katastrophenmanagements, Willem Rampangilei, sagte inzwischen, es gebe Gespräche mit religiösen Führern und Angehörigen von Vermissten, das Gebiet zu einem Massengrab zu erklären. Irgendwann sollen die zerstörten Stadtviertel wieder aufgebaut werden - dann aber an einem anderen Ort.

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