"Geist von Paris" war auch anwesend
26. Mai 2016Die Freiheitsstatue, Stonehenge, Venedig und der ugandische Nationalpark Bwindi sind akut vom Klimawandel bedroht: Die Vereinten Nationen haben 31 Welterbestätten aufgelistet, die durch den steigenden Meeresspiegel, Stürme, Dürren und andere Auswirkungen der Erderwärmung gefährdet sind. Demnach bekommen alle untersuchten Stätten bereits die Folgen der Klimaveränderung zu spüren.
Forscher der Union of Concerned Scientists (UCS) hatten gemeinsam mit der UN-Kulturorganisation UNESCO und dem UN-Umweltprogramm UNEP 31 Stätten in 29 Ländern untersucht. Darunter waren Korallenriffe, Regenwälder, Wüsten und archäologische Stätten. "Klimawandel wird rasch zu einer bedeutenden Bedrohung für die Welterbestätten", erklärten die Forscher nun.
Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen
Mitte Dezember hatten sich in Paris erstmals nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Weltklimavertrag geeinigt. Zentrales Ziel ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Aber laut Forschern drohen selbst bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad schwere Folgen.
Mit einem eindringlichen Aufruf zu stärkerem und vor allem beschleunigtem Handeln endete denn auch in Bonn die erste Klimakonferenz seit dem Pariser Abkommen. Der "Geist von Paris" sei in Bonn deutlich spürbar gewesen, so das UN-Klimasekretariat. Doch müsse mehr unternommen werden, damit der Verbrauch von klimaschädlichen Energieträgern wie Öl und Gas deutlich reduziert wird.
Beschlüsse müssen umgesetzt werden
Während des elftägigen Treffens am Rhein habe es deutliche Fortschritte dabei gegeben, die Beschlüsse von Paris in ein konkretes "Regelwerk" umzusetzen. Auch Umweltschützer zogen eine positive Bilanz. Die Bonner Konferenz habe "den Geist einer neuen Zeit" geatmet, urteilte der Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser. Jan Kowalzig von der Hilfsorganisation Oxfam sagte: "Die Verhandlungen waren von konstruktiver und arbeitsamer Stimmung geprägt - allerdings auch deswegen, weil die schwierigen politischen Themen nicht auf der Tagesordnung standen."
Grüne kritisieren Energiepolitik der Regierung
Harte Kritik an der Bundesregierung übte der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Anton Hofreiter. "Die Bundesregierung redet grün und handelt schwarz", bemängelte er. "In Deutschland hat die Kohle weiter Vorfahrt, und die erneuerbaren Energien werden ausgebremst."
Mit der Ratifizierung hapert es
Damit der Vertrag in Kraft treten kann, müssen ihn mindestens 55 Staaten unterzeichnen und ratifizieren, die wenigstens 55 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verursachen. Bislang haben das Abkommen gerade einmal 17 Länder ratifiziert. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um kleine Inselstaaten, denen das Wasser -bildlich gesprochen- schon jetzt bis zum Hals steht.
Die anderen haben es nicht ganz so eilig. "Wir planen, dass es dieses Jahr durchs Parlament geht", teilte Andreas Kübler, Sprecher des Bundesumweltministeriums, mit. Ungefähr zum Jahreswechsel könne der Bundespräsident dann das entsprechende Gesetz unterschreiben. Die nächste UN-Klimakonferenz ist für November in Marrakesch in Marokko geplant.
uh/qu (dpa, afp, rtr)