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Musik

Auftakt des Beethovenfests: Auf leisen Sohlen

Rick Fulker
1. September 2018

Trotz des ernsten Mottos "Schicksal" startete das Beethovenfest eher leichtfüßig. In den kommenden drei Wochen reisen Musiker aus ganz Europa nach Bonn und geben einen Eindruck ihrer vielfältigen Spielarten.

Beethovenfest Bonn 2018
Ovationen für den Dirigenten Mikko Franck, den Pianisten Bertrand Chamayou und das Orchestra Philharmonique de Radio FranceBild: Barbara Frommann

Leicht wie Blätter, die von einer kühlen abendlichen Brise zerstreut werden, war das Spiel des "Orchestre Philharmonique de Radio France" gleich zu Beginn der Aufführung im World Conference Center Bonn (WCCB). Musikdirektor Mikko Franck entlockte den Franzosen zarte Töne aus Maurice Ravels "Le tombeau de Couperin", und jeder der drei Sätze geriet zu einer stillen, traurig-kostbaren Erinnerung an Ravels im Ersten Weltkrieg gefallenen Freunde.

Die Worte "Beethoven" und "Schicksal" im Motto der diesjährigen Ausgabe wirken etwas dramatisch. Man hat das Bild des ertaubten Musikers vor Auge, dessen Karriere als Pianist und Dirigent mit 30 Jahren zu Ende war und der danach als Komponist mit kämpferischer Haltung alle Widerstände des Schicksals überwand.

Beim Eröffnungskonzert des diesjährigen Beethovenfests am 31. August kam jedoch musikalisch keine kämpferische Haltung zum Ausdruck – auch nicht beim sogenannten ägyptischen Klavierkonzert von Camille Saint-Saens mit dem elegant spielenden Klaviervirtuosen Bertrand Chamayou oder bei  Beethovens "Fünften", der "Schicksalsinfonie". Im Gegenteil: Auch da herrschte der ruhige Duktus – und das Klangvolumen war seltsam gedeckelt. Lag es an der Spielhaltung der Musiker, an der Akustik im Konzertsaal-Provisorium WCCB – oder an beidem?

Der finnische Dirigent Mikko Franck ist seit 2015 Musikdirektor der französischen RadiophilharmonikerBild: Barbara Frommann

Der inneren Stimme lauschen

Eines kann man bei einem Beethovenfest in der Geburtsstadt des Komponisten voraussetzen: Ein Großteil des Publikums kennt jede Note von Beethovens Sinfonien, umso mehr bei der c-Moll-Sinfonie - und kann auch mit den dramatischen Assoziationen des Stückes etwas anfangen. Die Aufführung verzichtete jedoch auf jegliche dramatische Zuspitzung, was nicht jedermanns Geschmack trifft. Manchmal wirkte sie deshalb eher beiläufig.

"In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne" schrieb Friedrich von Schiller. Demnach wäre die Schicksalsfrage nicht durch krachende äußere Einflüsse sondern durch das leise Horchen nach der inneren Stimme zu beantworten – zumal beim alltäglichen Krach einer besorgniserregenden gegenwärtigen Weltlage -  auch in Deutschland.

Diese griff der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet in seiner Begrüßungsrede auf: "Dass man für die Werte des Grundgesetzes noch einmal kämpfen muss, hätte ich mir in meiner Jugend nicht träumen lassen", sagte er und bezog sich auf die jüngsten rechtsextremen Vorfälle in Chemnitz.

Nike Wagner setzt die Kunstinstallation "Zukunftsschrei(b)maschine" des Künstlers Georg Nussbaumer (r.) in SchwingungBild: Barbara Frommann

Europäische Spielarten

Dass es beim Beethovenfest um mehr als nur schöne musikalische Momente gehen soll, unterstrich Intendantin Nike Wagner und versprach für die kommenden drei Wochen "eine nötige zukunftsgläubige Geste, die sich durchs Fest zieht."

Bei den knapp 60 Veranstaltungen in Bonn und Umgebung ist das Fest in diesem Jahr betont international: Neben den Rundfunk-Philharmonikern spielt ein weiteres Orchester aus Frankreich (Les Siècles). Aus Großbritannien reist die Academy of St. Martin-in-the-Fields und das Orchestra of the Age of Enlightenment an, aus Belgien das Sinfonieorchester Flandern, aus Italien das Orchestra da Camera di Mantova.

Auf dem Programm stehen auch das Russische Nationalorchester, Philharmonische Chöre aus Prag und Brünn, das ORF Radio-Symphonieorchester Wien und die Camerata Bern. Aus Deutschland treten das MDR Sinfonieorchester, Orchester Rheinton, Orchester l'arte del mondo, das Bundesjugendorchester und das Beethoven Orchester Bonn auf. Hinzu kommt eine internationale Aufstellung von Solisten und Kammerensembles, die aber für ein Klassik-Festival dieser Größenordnung üblich ist.

Durch die Internationalität der auftretenden Musiker – aber nicht nur – möchte das Beethovenfest einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion leisten, sagte Nike Wagner und nannte es deshalb "ein notwendiges Fest", das "vielleicht notwendiger denn je" sei.

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