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Aus für US-Traktor-Pläne auf Kuba

Andreas Knobloch Havanna
18. Juli 2017

Mit der Produktion von Maschinen für den Einsatz in der Landwirtschaft wollte die Firma Cleber die Annäherung zwischen den USA und Kuba vorantreiben. Doch daraus wird vorläufig nichts - die Bedenken sind zu groß.

Traktor vom Typ Oggun
Bild: picture-alliance/dpa/Cleber LLC

Im vergangenen Jahr noch waren die beiden Eigentümer des Traktorenherstellers Cleber LLC, Saúl Berenthal und sein Partner Horace Clemmons die Gesichter des Tauwetters zwischen den USA und Kuba. Zum ersten Mal seit 50 Jahren hatte die US-Regierung einem US-amerikanischen Unternehmen erlaubt, ein Werk in Kuba zu eröffnen. In der Sonderwirtschaftszone Mariel (ZEDM) vor den Toren Havannas, einem Prestigeprojekt der kubanischen Regierung, sollte eine Fertigungsstätte der eigens für die Anforderungen der kubanischen Landwirtschaft entworfenen Modelle des Traktorenbauers aus Alabama entstehen. Fünf bis zehn Millionen US-Dollar wollten die beiden Unternehmer in das Werk investieren.

Ein Jahr später ist das Projekt still und leise begraben worden. Die kubanische Seite verweigerte dem Werk in Mariel die Genehmigung. Eines der Ziele der Sonderwirtschaftszone sei es, Hochtechnologie und umweltfreundliche Verfahren anzusiedeln. Das sei bei Cleber nicht der Fall gewesen, weshalb das Projekt in der beantragten Form abgelehnt wurde, erklärte die für die Genehmigungsverfahren in Mariel zuständige Direktorin, Wendy Miranda Borroto, gegenüber der DW. Zudem sei von kubanischer Seite bemängelt worden, dass Cleber nicht auf langjährige Erfahrungen im Traktorenbau zurückblicken könne, sagte Saúl Berenthal dem Online-Magazin "On Cuba". Diesen Einwand könne er durchaus verstehen.

Landwirtschaft als Vorreiter

Als die Präsidenten der USA und Kubas, Barack Obama und Raúl Castro im Dezember 2014 die Annäherung zwischen den beiden früheren Erzfeinden verkündeten, war die Landwirtschaft einer jener wenigen Bereiche, in denen Handel zwischen beiden Ländern erlaubt war. "Wir dachten, wir könnten Teil dieser Annäherung sein", so Berenthal. Die Idee mit den Traktoren für Kuba wurde geboren.

Der Traktorenbauer aus Alabama entwarfen eigens ein Modell (s. Artikelbild) für die Anforderungen der kubanischen Landwirtschaft, die von unabhängigen Kleinbauern und Kooperativen dominiert wird. Ihr Traktor sei einfach herzustellen und zu warten und als "offener Bausatz" konstruiert, so dass in Kuba hergestellte Komponenten verwendet werden können, erklärt Berenthal. Viele der in der kubanischen Landwirtschaft eingesetzten Traktoren sind veraltet. Ersatzteile sind Mangelware.

Der damalige US-Präsident Barak Obama am 22.03.2017 während einer Rede in HavannaBild: Reuters/C.Barria

Verständnis für die kubanische Sicht

Ihren Traktor haben Berenthal und Clemmons nach der afrokubanischen Gottheit des Metalls "Oggun" getauft. "Damit wollen wir den Kubanern zeigen, dass - obwohl wir ein US-amerikanisches Unternehmen sind - wir uns gut mit der kubanischen Kultur auskennen." Berenthal ist auf Kuba geboren und aufgewachsen, ehe seine Familie nach der Revolution in die USA emigrierte. Er setzt sich seit Jahren für die kleine jüdische Gemeinde der Insel ein, der er selbst entstammt.

Sein Geschäftspartner Horace Clemmons kann die Argumente der kubanischen Seite zum Teil nachvollziehen. "Ich hätte an ihrer Stelle wahrscheinlich genau das Gleiche getan", sagt er. "Ich kann die Kubaner ja ein bisschen verstehen. Solange das Handelsembargo noch in Kraft ist, hat es für sie keinen Sinn, einer US-Firma zu erlauben, in Kuba zu produzieren", sagt Clemmons.

Finanz- und Handelsblockade

Im Jahr 1962 hatte die US-Regierung eine Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade gegen die sozialistische Karibikinsel verhängt. "Mit einer Genehmigung würden sie nur einen Präzedenzfall schaffen und den Befürwortern der Blockade in die Hände spielen. Sie könnten dann sagen: 'Seht her - selbst mit dem Embargo können US-Firmen nach Kuba kommen und Geschäfte machen. Wir müssen die Blockade gar nicht aufheben.'"

"Ich glaube, diese Gesichtspunkte [die Blockade, Anm.] hatten damit etwas zu tun", sagt auch John Kavulich, Präsident der US-Kuba-Handels- und Wirtschaftsrates (U.S.-Cuba Trade and Economic Council). "Vielleicht glauben sie, dass, hätte Kuba Cleber grünes Licht gegeben, dies ein Signal gewesen wäre, dass sie die US-Normen und Statuten akzeptieren, die US-Unternehmen die Suche nach Geschäftsmöglichkeiten in Kuba in einigen Sektoren erlauben, obwohl das Embargo weiterhin besteht."

Rhetorik des kalten Krieges

Berenthal, ein Unterstützer von Obamas-Annäherungspolitik, hält die Aufhebung der US-Blockade für überfällig. Für die Blockade gebe es weder eine politische, noch ökonomische, noch moralische Rechtfertigung, sagte er bereits vor dem "Nein" der kubanischen Behörden. "Beide Völker sehnen sich nach einer Annäherung und möchten die familiären und freundschaftlichen Bande, die es auf persönlicher Ebene immer gegeben hat, vertiefen."

Dies dürfte mit einem US-Präsidenten Donald Trump allerdings nicht unbedingt leichter werden. Trump verkündete Mitte Juni die Leitlinien seiner künftigen Kuba-Politik und kehrte dabei zur Kalter-Krieg-Rhetorik zurück. Aggressiv griff er die kubanische Regierung an und warf ihr Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen vor. Die von ihm angekündigten Maßnahmen entsprechen bei genauerer Betrachtung jedoch keineswegs einer "kompletten Rücknahme" von Obamas Annäherungspolitik.

Ernüchterung ist eingekehrt

Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Kuba wird nicht rückgängig gemacht, die von Obama beendete Vorzugsbehandlung kubanischer Migranten, die sogenannte "Wet foot, dry foot"-Regelung, wird nicht wieder eingeführt, Geldüberweisungen aus den USA nach Kuba werden nicht beschnitten, und US-Kreuzfahrtschiffe und -Airlines dürfen weiterhin die Insel ansteuern. Von Obama erlassene Reise- und Handelserleichterungen zwischen den USA und Kuba aber werden zum Teil zurückgenommen. Die nach wie vor bestehende Blockade gegen Kuba soll in einigen Bereichen wieder strenger durchgesetzt werden. Geschäfte mit vom kubanischen Militär kontrollierten Unternehmen werden verboten.

Und so ist die Situation von Cleber irgendwo symptomatisch für den Stand der Beziehungen zwischen den USA und Kuba. Zweieinhalb Jahre nach Obamas Schwenk in der US-amerikanischen Kuba-Politik ist Ernüchterung eingekehrt. Vor allem bei US-Unternehmern scheint die anfängliche Euphorie verflogen. Auf der Internationalen Havanna-Messe im November waren auffallend wenige US-Aussteller vertreten. Hatte die Messe im Jahr zuvor noch ganz im Zeichen der Annäherung zwischen den USA und Kuba gestanden, stellten die USA diesmal nicht einmal mehr einen eigenen Pavillon und mussten sich eine Halle mit kleineren Karibikinseln und Pakistan teilen.

Aufgeben wolle Cleber jedoch nicht, sagt Berenthal. Man suche nun nach anderen Wegen. Man werde die Traktoren wohl in den USA zusammenbauen und dann exportieren.

 

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