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Kein WhatsApp mehr auf Diensthandys

Benjamin Bathke ust
7. Juni 2018

Auswirkungen der neuen Datenschutzgesetze der EU: Der Automobilzulieferer Continental verbietet die Anwendungen WhatsApp und Snapchat auf den mehr als 36.000 Diensthandys der Firma. Der Weg führt zum Zweithandy.

Messenger-Dienste
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kastl

Mit dem Verbot der Social-Media- und Messenger-Apps WhatsApp und Snapchat will Continental "Geschäftsinteressen, Mitarbeiter und Geschäftspartner" schützen. Die Apps könnten Zugriff auf private und daher möglicherweise auch vertrauliche Informationen wie Adressbucheinträge nicht beteiligter Dritter haben, heißt es aus dem Unternehmen.

WhatsApp und Snapchat speichern alle Kontaktdaten, die ein Nutzer in seinem Telefonbuch abgelegt hat, und übertragen sie auf eigene Server. Nach der  neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union, die seit dem 25. Mai in Kraft ist, müssten Firmen wie Continental theoretisch jeden einzelnen Kontakt nach dem Einverständnis dafür fragen, dass die Daten auf diese Weise weitergegeben werden.

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Damit wälzt WhatsApp nach Ansicht von Continental-Vorstandsvorsitzendem Elmar Degenhart die Verantwortung, die DSGVO einzuhalten, auf die Anwender ab. "Wir halten es nicht für akzeptabel, die Erfüllung von Gesetzen zum Datenschutz einseitig auf die Nutzer zu übertragen", erklärte Degenhart. "Daher setzen wir auf sichere, verfügbare Alternativen" - weltweit. Im Moment lassen sich die Apps nur stark eingeschränkt nutzen, wenn man ihnen verbietet, auf die eigenen Kontakte zuzugreifen.

Die Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Marit Hansen, sagte im Interview mit der Deutschen Welle, es müsse nun im Detail geprüft werden, inwieweit WhatsApp der neuen Rechtslage folgt. "In jedem Fall gilt aber weiterhin", betont Hansen, "dass die Unternehmen keine Adressbuchdaten weitergeben dürfen, ohne dass es dafür eine Rechtsgrundlage oder eine Einwilligung gibt."

Messenger auch für andere Firmen bedenklich

Continental ist nicht das einzige an der Frankfurter Börse gelistete Unternehmen, das auf ein Verbot von Messenger-Apps oder ähnliche Maßnahmen zurückgreift. Die Deutsche Bank hatte bereits im Januar 2017 untersagt, SMS, WhatsApp und andere Nachrichtendienste zu nutzen. Das Unternehmen begründete dies mit der Verpflichtung von Banken zur Dokumentation und Speicherung. Der Autohersteller Volkswagen setzt auf ein internes Messengerprogramm und verbietet sämtliche andere Chat-Apps für Unternehmenskontexte. Wettbewerber BMW erlaubt nur ausgewählte Apps auf Diensttelefonen - WhatsApp und Snapchat sind nicht darunter.

Continental will die Risiken für den Datenschutz nicht tragen, die WhatsApp und Snapchat ihrer Ansicht nach bergenBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Andere, wie die Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, erlauben dagegen Chat-Apps für den privaten Gebrauch. Technisch sei die Trennung durchaus möglich, heißt es aus dem Unternehmen. "Dienstliche Kontakte werden ausschließlich im geschützten Bereich des Gerätes gespeichert und können nicht von den Social-Media-Apps verwendet werden", sagt ein Lufthansasprecher.

Hansen und andere Datenschützer haben wiederholt vor möglichen rechtlichen Konsequenzen gewarnt, wenn WhatsApp auf Diensttelefonen genutzt wird. Verstößt ein Unternehmen gegen die neue Datenschutz-Grundverordnung, kann es mit einer Strafe von bis zu 20 Millionen Euro oder in Höhe von bis zu vier Prozent seiner globalen Jahreseinnahmen rechnen. Hansen weist auch darauf hin, dass sogar Firmengeheimnisse in Gefahr seien, wenn ausländische Firmen Zugang zu Kundendaten bekommen

Snapchat verteidigt sich

Während WhatsApp die Entscheidung von Continental nicht kommentierte, reagierte Snapchat verschnupft: "Privatsphäre gehört zum Kern all dessen, was wir bei Snapchat tun", erklärte ein Sprecher des Mutterkonzerns Snap. Continental habe unrecht mit seinen Vorwürfen, weil es "völlig dem Nutzer überlassen" bleibe, Zugang zu seinen Kontakten zu gewähren oder diese Daten unzugänglich zu machen.

Ein technischer Kniff macht Lufthansamitarbeitern die Trennung von privaten und dienstlichen Daten möglichBild: picture-alliance/dpa/F. Sommer

Die Sprecherin des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Ilona Klein, nennt die Datensammelpraxis von WhatsApp eine "offene Flanke", eine Schwachstelle, besonders für kleine Handwerksbetriebe, die WhatsApp täglich nutzten. Auf Baustellen sei es gängige Praxis, über diese App zu kommunizieren, sagt Klein der DW. Handwerker hielten per App auch mit Kunden Kontakt, damit diese ihnen Fotos von den Stellen zuschicken können, die repariert werden müssen.

Der digitale Branchenverband Bitkom hat mehr als 1100 deutsche Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern befragt, wie sie Kurznachrichtendienste oder Messenger wie WhatsApp nutzen. Inzwischen verwendet demnach gut jedes dritte Unternehmen (38 Prozent) entsprechende Dienste häufig bis sehr häufig für die interne oder externe Kommunikation.

Schornsteinfeger braucht Datenschutzbeauftragten

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Klein legt Firmen eindringlich nahe, WhatsApp nicht mehr zu benutzen und auf andere Kommunikationswege wie E-Mail umzuschwenken. "Privat- und Geschäftsgebrauch müssen konsequent getrennt werden", so Klein. Arbeitnehmer bräuchten entweder ein zweites Gerät oder müssten WhatsApp von ihrem Diensthandy löschen.

Datenschutzbeauftragte Hansen hält die private und gleichzeitig dienstliche Nutzung eines Handys nicht nur aus Datenschutzperspektive für "problematisch". Es gehe auch um die Kontrolle durch den Chef, "der ohne besondere Regelungen nicht auf private Telekommunikation zugreifen darf und dann möglicherweise Probleme hat, seinen dienstlichen Kontrollpflichten nachzukommen".

In einer Pressemitteilung sagte Continental, das Unternehmen sei bereit, die "Regelung aufzuheben", wenn WhatsApp und Snapchat die Grundeinstellungen so änderten, dass ihre Apps die Datenschutzverordnung standardmäßig erfüllen.

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