In Indien wurde ein Baumfrosch wiederentdeckt, der seit dem 19. Jahrhundert als ausgestorben galt. Er hatte sich gut gut versteckt - denn dort, wo die Forscher ihn zufällig gefunden haben, hätte wohl niemand gesucht.
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Über ihren Fund eines seltenen Baumfroschs im Norden Indiens berichten die Forscher im Fachblatt "PLOS One".
Seit 137 Jahren ist dies die erste Beobachtung des Tieres - der Frosch galt als ausgestorben. Die bislang zwei bekannten Arten des Baumfrosches liegen seit dem späten 19. Jahrhundert in einem Londoner Museum.
Der indische Biologe Sathyabhama Das Biju sagt nun, dass es sich bei dem neuesten Fund sogar nicht nur um eine eigene Art, sondern um eine eigene Gattung handele. Das Team taufte den Frosch Frankixalus jerdonii. Die Forscher seien zufällig auf ihn gestoßen.
"Es war Nacht, als unser Team laute, ungewöhnliche Rufe von den Bäumen im Dschungel hörte", erzählt Biju. "Als wir am nächsten Morgen an die Stelle zurückkehrten, fanden wir Frösche, die im Regenwasser in Baumhöhlen brüteten."
Das war im Jahr 2007. Die Publikation der Studie hat so lange gedauert, da er und die Wissenschaftler aus dem indischen Pune, Belgien, Sri Lanka und den USA mit einer DNA-Analyse sichergehen wollten, wie der Frosch einzuordnen sei, so Biju.
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Sie hatten ihn in den indischen Bundesstaaten Meghalaya, Nagaland und Manipur gefunden.
Überraschung!
Mit 37 bis 47 Millimetern ist der Baumfrosch recht groß, er hat vorgewölbte Augen und ein abgestumpftes Maul. Bisher scheint er sich erfolgreich vor den Menschen in Baumlöchern in bis zu sechs Metern Höhe versteckt zu haben. Diese Eigenart ist jedoch nicht das einzige, womit Frankixalus jerdonii die Forscher überraschte.
"Ungewöhnlich an dem Tier ist [...] auch, dass die Mutter eine erstaunliche elterliche Fürsorge an den Tag legt. Weil es in den Baumhöhlen nur unzureichend Nahrung gibt, füttert sie die Kaulquappen mit unbefruchteten Eiern", sagte Biju.
Pilz bedroht Lurche
In Europa rafft ein grausamer Pilz unzählige Salamander und Molche dahin. "Batrachochytrium salamandrivorans" wurde aus Asien eingeschleppt. Dort sind Schwanzlurche immun, in Europa droht ihnen die Ausrottung.
Bild: picture-alliance / dpa
Massensterben möglich
Es ist dramatisch, was der Pilz "Batrachochytrium salamandrivorans" mit Salamandern und Lurchen in Europa anrichtet. Er frisst sie regelrecht auf. Er nistet sich in der Haut ein, verursacht dort schlimme Nekrosen, das Tier stirbt in kürzester Zeit. Es besitzt keinerlei Abwehrkräfte gegen diesen fremden Erreger.
Bild: imago/JuNiArt
Ursprung Asien
Sehr viele asiatische Salamander und Molche sind mit dem Pilz infiziert, erkranken aber nicht. Sie haben sich - wie dieser asiatische Feuerbauchmolch - im Laufe der Evolution angepasst und Resistenzen entwickelt. Ihre Verwandten in allen anderen Ländern der Welt, haben dem Krankheitserreger jedoch nichts entgegenzusetzen. Er wird durch den weltweiten Amphibienhandel aus Asien eingeschleppt.
Bild: imago/blickwinkel
Hochgradig gefährdet
2010 kam es in den Niederlanden plötzlich zu einem Feuersalamander-Massensterben. Bis 2013 blieben nur vier Prozent übrig. Belgische Wissenschaftler entdeckten den Pilz und untersuchten, wie gefährlich er für andere Amphibien ist. Sie infizierten 35 Arten mit Pilzsporen. Ergebnis: Fast alle europäischen und nordamerikanischen Salamander und Molche sind hochgradig anfällig.
Bild: imago/blickwinkel
Lage ernster als gedacht
Auch dieser Alpensalamander ist Batrachochytrum salamandrivorans hilflos ausgeliefert. Auch er könnte in kürzester Zeit aussterben, befürchten die belgischen Forscher. Im Wissenschaftsmagazin "Science" schreibt An Martel von der Universität Gent, die Lage sei ernster als gedacht.
Bild: picture-alliance / dpa
Auch Frösche gefährdet
Frösche und Kröten zeigten sich in den Studien der Wissenschaftler immun gegen den Salamanderfresser-Pilz. Doch sie kämpfen gegen einen anderen - eng verwandten - Übeltäter: Batrachochytrum dendrobatidis ist verantwortlich dafür, dass vor allem in tropischen und subtropischen Regionen Frösche massenweise sterben.
Bild: Andreas Hertz
Über 200 Amphibienarten ausgestorben
In den vergangenen Jahren sind etwa 200 Amphibienarten weltweit ausgestorben. Der Pilz war in fast jedem Fall beteiligt. Doch wahrscheinlich spielen auch andere Faktoren in Kombination mit dem Krankheitserreger eine entscheidende Rolle - vor allem Umweltverschmutzung und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Bild: picture-alliance / dpa
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Rückblick
Zuerst entdeckt und erforscht wurde der Frosch 1870 vom dem Briten Thomas C. Jerdon. Er brachte zwei Exemplare aus dem indischen Darjeeling mit nach Großbritannien. Seitdem war kein Fund des Frosches mehr von Experten beschrieben worden.