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Literatur

Leipziger Buchpreis 2019 - Die Preisträger

21. März 2019

Anke Stelling, Harald Jähner und Eva Ruth Wemme heißen die glücklichen Gewinner des diesjährigen Leipziger Buchpreises. Die renommierte Auszeichnung wurde in den Sparten Belletristik, Sachbuch und Übersetzung verliehen.

Leipziger Buchmesse 2019 | Preis der Leipziger Buchmesse | Wemme & Stelling & Jähner
Eva Ruth Wemme, Anke Stelling und Harald Jähner (v.l.n.r.)Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Die mit Spannung erwarteten Sieger des Leipziger Buchpreises, eine der renommiertesten Auszeichnungen für deutsche Autoren und Übersetzer, stehen fest: In der Sparte Belletristik sicherte sich Anke Stelling mit "Schäfchen im Trockenen" den mit 15.000 Euro dotierten Preis. Der Roman handelt von der Schriftstellerin Resi, die mit vier Kindern in prekären Verhältnissen lebt, dazu noch in einem Untermietsverhältnis in einer Wohnung von Freunden. Doch beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Als sie über ihre Freunde schreibt, wird ihr die Wohnung prompt gekündigt, und die Clique wendet sich von ihr ab. Vorbei sind die Träume von gleichen Chancen für alle. Die Mittvierzigerin sieht sich mit der harten und enttäuschenden Wirklichkeit konfrontiert.

"Schäfchen im Trockenen" sei ein "scharfkantiger, harscher Roman, der wehtun will und wehtun muss", urteilte die Jury, in Stellings Roman würden die starken Affekte - Wut, Zorn, Stolz - literarisch produktiv. "Im Rückblick auf verlorene Illusionen entsteht eine verstörend uneindeutige, scharf belichtete Momentaufnahme der Gegenwart." Anke Stelling (geboren 1971 in Ulm) lebt als Autorin in Berlin - ihrer Heldin nicht unähnlich, wie sie bei der Preisverleihung kommentiert: "Ich saß da und dachte über diese Mutter nach, die ihre Armut vor der Tochter verbirgt, und mir fiel auf, dass ich sie selbst war, also schrieb ich ein Exposé über eine Frau, die bekloppt Do it Yourself betreibt, damit ihre Tochter alles hat, was sie sich wünscht…" 

Jähners Wolfszeit: "Voller Anschauung und Empathie"

Harald JähnerBild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Den Preis für das beste Sachbuch erhielt Harald Jähner für "Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945-1955". Das erste Nachkriegsjahrzehnt wird darin nicht als Zeit der großen Entbehrungen gezeichnet, sondern vielmehr als eine des Aufbruchs. Jähner "zeigt auf beeindruckende Weise, wie sich nach der 'Stunde Null' ein ganzes Land neu erfunden hat. Eine Zeitreise durch die deutschen Nachkriegsjahre, voller Anschauung und Empathie", so die Jury. Jeden Morgen, so erinnert sich Harald Jähner in seiner Danksagung, habe er auf das Foto eines Mannes geblickt, der durch eine Trümmerlandschaft geht. Es ziert jetzt das Buchcover. Ihm, den man nur von hinten sieht, widme er sein Buch über die deutsche Nachkriegszeit. 

Jahrzehnte später auf Deutsch erschienen

Eva Ruth Wemme wurde für die Übertragung des Werks "Verlorener Morgen" von Gabriela Adameșteanus aus dem Rumänischen in der Kategorie Übersetzung geehrt. 35 Jahre hat es gedauert, ehe Adameșteanus "Verlorener Morgen" auf Deutsch erschien. Wemme habe dieses "Meisterwerk der europäischen Erzählkunst", das erstaunlicherweise 1973 während der Ära Ceausescus veröffentlicht werden konnte, "mit großem Gespür für den lästerlichen Ton seiner Erzählerin Vica übersetzt". 
Wemme ist außerdem Autorin, Regisseurin und Migrationsberaterin in Berlin.

Eva Ruth WemmeBild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Nominiert in der Kategorie Belletristik waren weiterhin Werke, die unterschiedliche, zumeist historische, Begebenheiten aufzeigen. Kenah Cusanit erzählt in ihrem Werk "Babel" von der Ausgrabung der Überreste Babyloniens 1913, während Jaroslav Rudiš in "Winterbergs letzte Reise" den Leser in die Geschichte Mitteleuropas führt. Von der Antike bis zur Gegenwart erzählt Feridun Zaimoglu in "Die Geschichte der Frau" aus unterschiedlichen Frauenperspektiven. Ganz im Hier und Jetzt, spielt Matthias Nawrats "Der traurige Gast", der von polnischen Immigranten handelt.

Preis zur Europäischen Verständigung für Masha Gessen

Eine weitere bedeutende Literaturauszeichnung im Rahmen der Buchmesse wurde bereits am Eröffnungsabend verliehen: Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ging in diesem Jahr an die Journalistin Masha Gessen . In "Die Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die Freiheit gewann und wieder verlor" beschreibt sie die Probleme der postsowjetischen Gesellschaft und dokumentiert Angriffe auf Bürger- und Menschenrechte. 

Auf der Buchmesse erwarten die Besucher noch bis Sonntag rund 2550 Aussteller aus 46 Ländern. Gastland ist in diesem Jahr Tschechien, das mit insgesamt 55 Autorinnen und Autoren vertreten ist. Messe-Direktor Oliver Zille rechnet mit ähnlich vielen Besuchern wie im vergangenen Jahr. Trotz Winterwetter und Bahnchaos waren 285.000 Gäste auf der Messe und bei dem parallel stattfindenden Festival "Leipzig liest".

Anke Stelling: Schäfchen im Trockenen, Roman, Verbrecher Verlag 2018, 300 Seiten

Harald Jähner: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945 - 1955, Rowohlt 2019, 480 Seiten

Gabriela Adameşteanu: Verlorener Morgen, Roman, übersetzt von Eva Ruth Wemme, Die Andere Bibliothek 2018, 564 Seiten

nwj/bb/pf/spe (dpa, epd)

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