1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteIsrael

Ausschreitungen im Westjordanland

21. Juni 2023

Nach einem tödlichen Anschlag auf Israelis haben aufgebrachte Siedler massive Zerstörungen angerichtet. Ein Palästinenser soll erschossen worden sein - die Umstände sind noch unklar.

Westjordanland | Ausschreitungen nach Tod von 4 Israelis
Ausgebranntes Fahrzeug in der palästinensischen Ortschaft Turmus Aya nahe der Stadt RamallahBild: Ahmad Gharabli/AFP/Getty Images

Hunderte Israelis setzten allein in der palästinensischen Ortschaft Turmus Aya im Westjordanland Dutzende Fahrzeuge und Gebäude in Brand, wie die israelische Armee bestätigte. Auch eine Tankstelle stand laut Medienberichten in Flammen. Nach palästinensischen Angaben wurde ein junger Palästinenser durch einen Schuss tödlich verletzt. Weitere Menschen seien durch scharfe Munition zum Teil schwer verletzt worden, hieß es.

Die näheren Umstände sind noch unklar. Ein Vertreter des palästinensischen Gesundheitswesens erklärte, der Getötete sei von einer Kugel der israelischen Sicherheitskräfte getroffen worden. Die Tageszeitung "Haaretz" meldet unter Berufung auf eine ranghohe Polizeiquelle, dies sei geschehen, als im Zuge der Gewalt der Siedler "mehrere Dutzend bis Hunderte" Palästinenser in dem Dorf mit Feuerwerkskörpern auf die Sicherheitskräfte gezielt hätten.

Die israelische Armee verurteilte das Vorgehen der Siedler. "Solche Vorfälle hindern die Armee und Sicherheitskräfte daran, sich auf ihre Hauptaufgabe zu konzentrieren - die Sicherheit des Staates Israel zu gewährleisten und Terror zu verhindern." Die Sicherheitskräfte seien nach Turmus Aya geschickt worden, "um die Brände zu löschen, Zusammenstöße zu verhindern und Beweise zu sammeln."

Netanjahu will Ausschreitungen nicht dulden

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte, Israel sei ein Rechtsstaat. Alle Bürger seien verpflichtet, sich an das Gesetz zu halten und man werde weitere Ausschreitungen nicht dulden.

Dichte Rauchwolken steigen über Turmus Aya aufBild: Ohad Zwigenberg/AP Photo/picture alliance

Die Lage in der Region hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Am Dienstag beschossen zwei palästinensische Angreifer eine Tankstelle und ein Restaurant nahe der Siedlung Eli. Vier Israelis wurden getötet und vier verletzt. Beide Attentäter wurden getötet.

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas teilte mit, die Attentäter hätten dem militärischen Arm der Organisation angehört. Die Hamas wird in der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Die militante Gruppe nannte den Anschlag eine Reaktion auf Israels Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland. Dies bezog sich auch auf einen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin am Montag, bei dem sieben Palästinenser getötet wurden, darunter militante Kämpfer.

Hochburg militanter Palästinenser

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Immer wieder kommt es dort zu Konfrontationen mit dem israelischen Militär. Seit einer Reihe von Anschlägen auf Israelis nimmt die Armee vermehrt Razzien im Westjordanland vor.

Israel eroberte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967. Die Palästinenser fordern die Gebiete für einen eigenen Staat. Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland werden vom Internationalen Gerichtshof und von den Vereinten Nationen als völkerrechtlich illegal eingestuft, zuletzt 2016 in der Resolution 2334 des UN-Sicherheitsrates. Auch die deutsche Regierung und die EU verurteilen die israelische Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten, da sie gegen internationales Recht verstößt.

uh/jj/tl/AN (dpa, afp, rtr, kna)

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde aktualisiert, um mehr Kontext zu dem Sachverhalt abzubilden.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen