Ausstellung über Günter Grass als NS-Soldat
19. Oktober 2014Die neue Ausstellung im Grass-Haus ist auf Wunsch der Besucher entstanden. Ein Jahr lang erinnert sie mit Reden, Briefen, Manuskripten und Zeichnungen (Artikelbild: Selbstporträt) an Grass' Zeit als Luftwaffenhelfer, Rekrut und Mitglied der Waffen-SS. Die Sonderausstellung mit insgesamt 70 Dokumenten verdeutliche, wie stark die Erlebnisse in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers geprägt hätten, sagte der Leiter des Hauses, Jörg-Philipp Thomsa. Das Haus wolle kein Kapitel im Leben von Günter Grass ausklammern. Zur Eröffnung las Schauspieler Mario Adorf ein Kapitel aus den Memoiren "Beim Häuten der Zwiebel" vor.
Diese Erinnerungen sorgten bei Erscheinen im Jahr 2006 für einen Skandal. Erstmals sprach Grass darin öffentlich darüber, dass er am Ende des Zweiten Weltkriegs zur Waffen-SS einberufen wurde. 1944 musste er in Dresden seinen Dienst als Panzerschützen antreten. Grass beteuerte aber, nicht an Kriegsverbechen beteiligt gewesen zu sein. Das Zugeständnis sorgte für eine nationale sowie internationale Debatte, die Grass' moralische Integrität in Zweifel zog. Mit seinen Kritikern rechnete Grass im Jahr 2007 in dem Gedichtband "Dummer August" ab und bezeichnete die Pressevertreter als "Gleichmacher".
Der Schriftsteller Günter Grass erhielt 1999 den Nobelpreis für Literatur. Seit 2012 würdigt das Grass-Haus in Lübeck sein Schaffen.
so / pg (dpa, Munzinger)