Zentrales Thema der Schau ist die Flüchtlingskrise. Ai Weiwei, der großer New York-Fan ist, widmet sie den Einwohnern der Stadt - mit einem freundlichen Gruß an US-Präsident Donald Trump.
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Ai Weiweis Kunst in Bildern
Der Konzeptkünstler und Polit-Aktivist feiert seinen 60. Geburtstag. In seinen Installationen beschäftigt er sich mit Menschenrechten, Korruption oder Unterdrückung. Eine Auswahl seiner Werke.
Bild: picture-alliance/dpa/R. De Waal
"Good Fences Make Good Neighbors"
Ai Weiwei weiß, was es heißt, ein Flüchtling zu sein: In seiner Heimat China ist er selbst ein Verfolgter. Für seine große Schau in New York hat er über fünf Stadtteile Kunstwerke verteilt, die sich mit der globalen Flüchtlingskrise auseinandersetzen. Eine der größten Installationen ist der "Vergoldete Käfig" am Rande des Central Parks (Bild), in den man durch Drehkreuze ein- und austreten kann.
Bild: picture-alliance/newscom/J. Angelillo
Die Flüchtlingskrise als wiederkehrendes Thema
Das Drama der Flüchtlinge lässt ihn nicht los. Immer wieder verarbeitet Ai Weiwei ihr Schicksal in seinen Werken. So baute er ein 70 Meter langes Schlauchboot mit 258 überlebensgroßen Insassen. Bei den Venedig-Filmfestspielen ging sein Dokumentarfilm "Human Flow" ins Rennen um den Goldenen Löwen.
Bild: picture-alliance/CTK/V. Roman
Kunst oder Selbstdarstellung?
Ende 2015 ging das Foto des dreijährigen syrischen Flüchtlingkindes Alan Kurdi, der tot am Strand angespült wurde, um die Welt. Die Aufnahme mit Ai Weiwei entstand im Januar 2016 für das News-Magazin India Today auf der griechischen Insel Lesbos. Doch nicht jeder fand diese Art des Protestes gegen die europäische Asylpolitik ethisch vertretbar. Sie sorgte für heftige Diskussion.
Bild: Rohit Chawla/India Today via AP
Luther aus Ai Weiweis Perspektive
Die Ausstellung "Luther und die Avantgarde" zeigt Werke zeitgenössischer Kunst. Bilder seien weder gut noch böse, sie könnten den Glauben und das Nachdenken über Gott und die Welt anregen, sagte der Reformator einst. Seine Haltung zu künstlerischer Freiheit ebnete der modernen Kunst den Weg. In seiner Installation zeigt Ai Weiwei seinen Blick auf Individualität, Religion und Widerstand.
Bild: Daniel Biskup
Legosteine im Gefängnis von Alcatraz
Auch andere Ausstellungen Ais hatten klare politische Aussagen. Von September 2014 bis April 2015 war auf der früheren US-Gefängnisinsel Alcatraz eine Werkschau zu sehen, in denen der Künstler auf die Situation politisch Verfolgter aufmerksam machen wollte. Aus 1,2 Millionen Legosteinen hatte er Porträts von Menschen im Exil oder in Haft geformt. Dabei waren auch Edward Snowden und Nelson Mandela.
Bild: Getty Images/J. Sullivan
"Berlin, ich liebe dich."
Während der Berlinale 2015 drehte Ai Weiwei per Fernregie aus Peking eine achtminütige Episode des Kinofilms "Berlin, I love you". Darin beschreibt er, wie er über die große Distanz die Beziehung zu seinem damals sechsjährigen Sohn Ai Lao, der mit der Mutter in Berlin lebt, aufrecht erhalten hat. Die technische Herausforderung gelang über Satellit und Skype.
Bild: picture-alliance/dpa/L. Schulze
Die erste Ausstellung in China
Ai Weiweis Werke durften lange nicht in China gezeigt werden. Doch im Juni 2015 lockerte sich die starre Haltung der Behörden. Am 6. Juni eröffnete in Peking die erste Einzelausstellung Ais in China. Obwohl klar war, dass Ai in der Schau keine politisch motivierten Werke zeigen würde, fand die Eröffnung erst zwei Tage nach dem Jahrestag des Massakers vom Tiananmen Platz (1989) statt.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Ng Han Guan
Sonnenblumenkerne
100 Millionen Sonnenblumenkerne aus Porzellan ließ Ai für die Londoner Tate Gallery herstellen. Zwei Jahre lang arbeiteten 1600 Menschen an der Installation, die ab Herbst 2011 ein halbes Jahr lang in London zu sehen war. Die "Sunflower Seeds" erinnern an die Zeit der Kulturrevolution, während der das Symbol der Sonnenblume ein beliebtes Propagandamotiv war.
Bild: L. Gene/AFP/Getty Images
"Circle of Animals / Zodiac Heads"
Die zwölf Tierkreiszeichen sind die Reproduktion eines Brunnens in einem alten chinesischen Königspalast, der 1850 von französischen und britischen Truppen zerstört wurde. Als Ai diese Skulpturen in New York ausgestellte, gab es Interpretationsspielräume: Reizte er China mit der symbolischen Ausfuhr eines Kulturschatzes? Oder spielte er auf die Plünderungszüge westlicher Kolonialmächte an?
Bild: picture-alliance/dpa/F. Arrizabalaga
6000 Hocker
Selbst aus dem Hausarrest heraus konnte Ai Weiwei seine Ausstellungen im Ausland organisieren. Die Installation "Stools" war 2014 im Berliner Martin Gropius-Bau zu sehen. Tausende Hocker aus seiner Heimat China - zum Teil uralte Stücke, die beim Umzug in die Stadt zurückgelassen wurden - sollten auf den Verlust chinesischer Traditionen, vor allem im ländlichen Gebiet, aufmerksam machen.
Bild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images
"Very Yao"
Immer mehr Chinesen fahren eigene Autos. Das traditionelle Verkehrsmittel - das Fahrrad - verschwindet immer mehr aus dem Straßenbild. Radfahrern wird oft die Schuld für Verkehrsunfälle gegeben. Diese Installation aus 150 Rädern soll an Yang Jia erinnern, der auf einem angeblich geklauten Fahrrad erwischt wurde. Man hängte ihm den Mord an sechs Polizisten an. Dafür erhielt er die Todesstrafe.
Bild: Getty Images
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Eine der größten Installationen der Ausstellung, die am Donnerstag (13. Oktober) eröffnet wird, ist der "Gilded Cage" (Artikelbild): ein mehrere Meter hoher, vergoldeter Metallkäfig, aufgestellt am Südende des Central Parks. Nur drei Straßenblöcke davon entfernt ragt der Trump Tower in die Höhe; von seinem dortigen Penthouse aus kann US-Präsident Donald Trump - sollte er sich wieder einmal in seiner Heimatstadt aufhalten - direkt darauf schauen. "Natürlich, wenn er ein Bewohner der Stadt ist, dann ist Präsident Trump herzlich eingeladen, sich an dieser Skulptur zu erfreuen. Ich habe sie auch extra goldfarben gemacht, um ihm eine Freude zu machen," sagte Ai während eines Pressetermins in Anspielung auf Trumps legendäre goldfarbene Inneneinrichtung.
Kritik an den westlichen Ländern
"Ai Weiwei: Good Fences Make Good Neighbors" ist der Titel der Schau, nach Zeilen aus einem Gedicht des US-amerikanischen Dichters Robert Frost. An mehr als 300 öffentlichen Orten der Stadt sind Ai Weiweis Werke zu sehen, und wieder steht die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt, Ais zentrales Thema der vergangenen Jahre: "Die Flüchtlingskrise ist eine globale, humanitäre Krise", erklärte der Künstler. "Meiner Meinung nach sollten die größten und mächtigsten Länder des Westens viel mehr Verantwortung in dieser Krise übernehmen." Auch das geht an die Adresse des US-Präsidenten, den Ai in der Vergangenheit immer wieder kritisierte.
Vor allem aber sei die Schau "für die Menschen der Stadt gemacht", sagte Ai. Er selbst hat von den frühen 1980er-Jahren bis zu den frühen 1990er-Jahren in New York gelebt und sagte der "New York Times" kürzlich, er sei noch immer "hoffnungslos in diese Stadt verliebt." Sie sei eine Stadt, in der jeder junge Künstler leben wolle, auch wenn es kein leichtes Leben sei. Er lobte die Offenheit der Metropole: "In New York fühlst du dich nie wie ein Fremder."
Die New Yorker geben die Komplimente zurück: Bürgermeister Bill de Blasio erklärte, New York sei die "perfekte Leinwand" für das Werk des Künstlers: "Seine Kunstwerke fordern uns heraus und können sozialen Fortschritt bringen." Für Nicholas Baume, Vorsitzender des Public Art Fund, der die Ausstellung zum 40. Jubiläum des Vereinsbestehens organisiert hat, ist die Schau sogar "der Höhepunkt von Ai Weiweis bisherigem Schaffen."
Frage nach Identität und Haltung
Die Arbeiten sind in die urbane Landschaft der Millionenmetropole eingefügt und stehen über die Stadtteile Manhattan, Bronx, Queens, Brooklyn und Staten Island verteilt. Ai sagte, es sei sein Ziel gewesen, die Betrachter nicht bewusst werden zu lassen, dass sie eine Skulptur vor sich sehen. Dafür habe er eine "sehr einfache Sprache benutzt, sehr direkt - sehr 'Fast-Kunst', vielleicht ja, vielleicht nein." Zu den größten Installationen gehören die drei hohen Metallzaun-Skulpturen, die Ai unter den berühmten marmornen Torbogen im Washington Square Park, in den Flushing Meadows Corona Park in Queens und eben im Central Park aufgestellt hat. "Bei Zäunen geht es immer um Identität, um das Verständnis von uns selbst und unsere Haltung gegenüber anderen", erklärte er. So sind oftmals interaktive Elemente eingebaut, die den Betrachter zum Nachdenken anregen sollen. Den "Vergoldeten Käfig" etwa kann man durch Drehkreuze betreten, den Washington Square Arch passiert man durch einen spiegelnden Durchgang.
Ai Weiwei, Chinas bekanntester Künstler der Gegenwart, hat persönliche Erfahrungen mit Heimatverlust und Vertreibung machen müssen: Während der Kulturrevolution wurde sein Vater, der kommunistische Dichter Ai Qing, zu Zwangsarbeit verurteilt und die Familie samt Ai Weiwei umgesiedelt. Er selbst wurde später als regimekritischer Aktionskünstler in seiner chinesischen Heimat 2011 verschleppt und inhaftiert, sein Pass wurde ihm abgenommen. 2015 konnte er nach Berlin ausreisen, wo er seitdem lebt und arbeitet.
"Mir wird immer mehr klar, dass Menschenrechte nicht nur in China, sondern überall ein großes Thema sind. Wir müssen die Menschheit als eins sehen. Wir sind alle miteinander verbunden", sagte Ai in New York, wo er auch seine aktuelle Flüchtlingsdokumentation "Human Flow" präsentiert. Eine Verknüpfung zu dem Film bilden 200 Transparente, befestigt an Laternenpfählen, die Flüchtlinge aus "Human Flow" zeigen, und die ebenfalls Teil der Schau sind. "Ai Weiwei: Good Fences Make Good Neighbors" ist noch bis zum 11. Februar 2018 in New York zu sehen.