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Kunst

Sensationelle Raffael-Ausstellung im 500. Todesjahr

Nadine Wojcik
5. März 2020

Es ist die größte Raffael-Schau, seit der Maler vor 500 Jahren starb. Leihgaben aus aller Welt treffen in Rom erstmalig zu einem sensationellen Gemälde-Gipfel zusammen. Doch wegen Corona hat das Museum nun geschlossen.

Maler Raffael Selbstporträt
Bild: picture-alliance/akg-images

Raffaels 37. Geburtstag markiert zeitgleich auch dessen Todestag. Bis heute ist unklar, woran der Renaissance-Star viel zu früh verstorben ist: War es eine Geschlechtskrankheit, die er sich als bekannter Frauenliebhaber zugezogen hat? Oder ein mysteriöses Fieber, das ihn derart schwächte? Letzteres hätte 500 Jahre später auch einen Strich durch die bedeutendste Ausstellung zu Raffaels Ehren machen können.

Während Italien Schulen und Universitäten in Corona-Ferien schickte, Buch- und Tourismusmessen abgesagt werden, hält das römische Museum Scuderie del Quirinale wie geplant an der Schau der Superlative fest. Vorab wurden bereits mehr als 60.000 Eintrittskarten verkauft - ein Rekord für das Museum in den ehemaligen Stallungen des heutigen Präsidentenpalasts.

Madonna Tempi - Leihgabe aus der Münchner Alten PinakothekBild: BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN

Die Ausstellung ist eine Sensation: Die italienischen Kuratoren haben weder Kosten noch Mühen gescheut und erstmals an einem Ort mehr als 120 Meisterwerke Raffaels sowie zahlreichen Werke weiterer Künstlern zusammengetragen, deren Schaffen maßgeblich von dem weltberühmten Renaissance-Maler geprägt wurde.

Raffaels Rückkehr nach Rom

Das bedurfte jahrelanger Vorbereitungen und internationaler Kooperation, schließlich ist die Scuderie ohne ständige Sammlung und ausschließlich auf Leihgaben angewiesen. Und die kommen für "Raffaello" aus den renommiertesten Häusern der Kunstwelt: Gezeigt werden unter anderem Leihgaben des Pariser Louvre, des Britischen Museums in London, des MoMA in New York, der Vatikanischen Museen, des Prado in Madrid, von Königin Elisabeth II. höchstpersönlich und den Florentiner Uffizien. Bei letzteren zeigte sich der Wissenschaftliche Rat mit dem Transport einer alten Tafel und weiteren Kunstwerken nicht einverstanden - und trat sogar zurück.

Diese alte Tafel ist dennoch zu sehen, nachdem der Direktor der Uffizien auf die erfolgreich abgeschlossene, dreijährige Restaurierung hinwies. Sie zeigt Papst Leo X., der erstmalig neben einem Bild seinem Vorgänger Julius II. (Leihgabe der National Gallery in London) präsentiert wird. Trotz seiner kurzen Schaffenszeit wurde Raffaello Sanzio da Urbino, von seinen Zeitgenossen als "Gott der Kunst" verehrt, von zwei Päpsten mit einem Porträt beauftragt.

Weltweit bekanntes Meisterwerk: "Die Schule von Athen" in den Vatikanischen MuseenBild: picture alliance/Daniel Kalker

Die beiden Päpste waren Raffaels Hauptauftraggeber und inspirierten ihn zu seinen bekanntesten Meisterwerken wie diverse Wandgemälde in den Gemächern des Vatikans. Auch außerhalb der Ewigen Stadt hofierte man den hochbegabten Maler, er porträtierte viele Ehrenträger seiner Zeit, unter anderem Graf Castiglione - diese Leihgabe des Louvres ist ebenfalls in Rom zu sehen.

Rückwärts: Raffaels Lebens- und Schaffensweg

Die Ausstellung, die bis zum 2. Juni 2020 zu sehen sein wird, beginnt mit Raffaels Tod in Rom 1520 und präsentiert dann rückwärts das Schaffen des Malers und Architekten bis hin zu seiner Geburt in Urbino 1483. Gezeigt werden nicht nur Gemälde und Zeichnungen Raffaels, sondern auch seine Tätigkeiten als Präfekt für die Antike im Vatikan. In zeitgeschichtlichen Kontext gestellt werden Raffaels Werke durch weitere Ausstellungsstücke wie Skulpturen, antike Artefakte, Renaissance-Skulpturen, Dokumente oder auch Arbeiten der angewandten Kunst.

"Das ist die größte Ausstellung, die Raffael jemals gewidmet wurde", sagte der deutsche Uffizien-Leiter Eike Schmidt dem Evangelischen Pressedienst. Viele Objekte kämen erstmals nach dem frühen Tod des Meistermalers zurück nach Rom. "Seine wunderbaren Werke weisen über das Irdische hinaus", meinte der Kunsthistoriker. Darum hätten sie eine "gewaltige Bedeutung" auch für die heutige Zeit.

Sixtinische Madonna als Briefmarke: Raffaels Werke werden bis heute oft zitiertBild: dapd

Aus Anlass des 500. Todestags laufen 2020 weltweit Ausstellungen zu Ehren Raffaels. In Deutschland eröffnete bereits im Dezember 2019 die Kabinettausstellung "Raffael in Berlin: Die Madonnen der Gemäldegalerie", die erstmalig Madonnenbilder aus Raffaels Anfangsjahren vereint. Im Februar folgte eine Sonderausstellung des Berliner Kupferstichkabinetts mit einer kleinen, aber bedeutenden Gruppe eigenhändiger Zeichnungen des Künstlers aus eigenem Bestand. Die National Gallery of Art in London hat für Herbst 2020 eine umfassende Schau mit verschiedenen Schaffensperioden Raffaels geplant, ebenso auch die National Gallery of Art in Washington D.C.

Auch Raffael fing klein an

Eines jedoch zeigen all diese Schauen: Selbst ein später Superstar der Hochrenaissance wie Raffael ist nicht vom Himmel gefallen. Das Künstlerhandwerk lernte er bei seinem Lehrer Perugino (1445-1523), dem wichtigsten Meister der Umbrischen Schule. Erst nach und nach löste Raffael sich von Perugino und zog von Urbino über Florenz nach Rom, wo er zum Hofmaler der Päpste aufstieg.

Maria mit dem Kind und dem kleinen Johannes dem Täufer. Derzeit zu sehen in der Berliner GemäldegalerieBild: SMB/Gemäldegalerie/Jörg P. Anders

Rund 500 Jahre nach seinem Tod gehört Raffaello Sanzio da Urbino zu den Größten der europäischen Kunstgeschichte. Gemeinsam mit Leonardo da Vinci (1452–1519) und Michelangelo Buonarroti (1475–1564) bildet er das Dreigestirn der mittelitalienischen Hochrenaissance. 1483 in Urbino als Sohn eines Hofmalers geboren, verlor Raffael schon in jungen Jahren beide Eltern und wurde von einem Onkel erzogen. Spätestens mit 17 war sein Talent nicht mehr zu übersehen: Von 1500 an bis zu seiner Berufung nach Rom arbeitete er vor allem für wohlhabende Patrizierfamilien und schuf religiöse Andachtsbilder, Altäre und erste Porträts.

Bis 1504 zeichnete und malte er im umbrischen Stil, dann übersiedelte er nach Florenz, um sich an Leonardo da Vinci und Michelangelo zu schulen. Während der vier Jahre in Florenz und Perugia erarbeitete er sich einen Ruf als Porträtist, Maler von Altarbildern und vor allem von Madonnen, die er in unzähligen Varianten sein Leben lang auf Holz, Leinwand oder Gips malte. In Florenz fand er in den Madonnenbildern seinen eigenen Stil.

Raffael in Rom

Ende 1508 wurde Raffael von Papst Julius II. nach Rom berufen, um sich an der Ausmalung der päpstlichen Wohnräume zu beteiligen. Begeistert von Raffaels Darstellung der "Disputa" in der Stanza della Segnatura, übertrug ihm Julius II. die Verantwortung für die Ausstattung ganzer Räume. Nach dem Tod des Pontifex im Jahr 1513 ließ der Medici-Papst Leo X. die Kampagne weiterführen. Zwölf Jahre lang prägte Raffael die Kunstproduktion am päpstlichen Hof in Rom.

Diese beiden berühmten Engel gehören zu Raffaels Sixtinischer Madonna. Das Werk hängt in Dresden.Bild: picture-alliance/dpa

Nach der Rückkehr Michelangelos nach Florenz 1516, fiel Raffael die unangefochtene Führungsrolle unter den Malern, Architekten und Denkmalschützern in der Ewigen Stadt zu. So entstanden weitere Meisterwerke Raffaels, die bis heute seinen Ruf begründen. Daneben porträtierte er Freunde und reiche Auftraggeber, schuf Altarbilder und entwarf die berühmten Tapisserien für die Sixtinische Kapelle.

Giganten der Renaissance

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