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Ausstellung "Hitler.Macht.Oper" eröffnet

Stuart Braun tl
14. Juni 2018

Die Ausstellung "Hitler.Macht.Oper" stellt dar, wie Oper und Musik von den Nationalsozialisten als Instrument des ideologischen und propagandistischen Krieges eingesetzt wurden - vor allem während der Reichsparteitage.

Nürnberg -  Austellung "HITLER.MACHT.OPER" Reichsparteitag als Bühne: Adolf Hitler im Lichtdom, 1936.
Bild: Museen der Stadt Nürnberg/Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Adolf Hitler erklärte Nürnberg 1933 zum Ort der NSDAP-Parteitage. Die traditionelle Rolle der mittelalterlichen Stadt sollte den jährlich inszenierten Kundgebungen als Zentrum der deutschen Wirtschaft, Kunst und Kultur den passenden Rahmen geben. Die entscheidenden Impulse verliehen Hitler und sein Propagandaminister Joseph Goebbels, der im Dritten Reich die Zensur sowie die Verbreitung von Film, Musik, Theater und Kunst beaufsichtigte, bei diesen Anlässen vor allem die Musik und insbesondere die Oper.

Die Ausstellung "Hitler.Macht.Oper" setzt sich nun mit diesem Propagandamittel auseinander. In der Ausstellung im Nürnberger Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände befinden sich auf 530 Quadratmetern mehr als 350 Exponate mit originalen Audio- und Videoclips, wissenschaftlichen Texten, Bildcollagen, Augenzeugenberichten sowie Bühnenrekonstruktionen. Sie ist die größte ihrer Art zum Thema Musiktheater im Nationalsozialismus seit der renommierten Ausstellung über "Entartete Musik" in Düsseldorf im Jahr 1988.

Die Meistersinger

Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg", eine viereinhalbstündige Opern-Odyssee, avancierte zum Liebling der Nationalsozialisten. Sie wurde im März 1933 an der Berliner Staatsoper aufgeführt. Der Meistersänger Hans Sachs wird als patriotisches Schöpfungsgenie charakterisiert, das vor allem im Dienste seines Volkes - und seiner "Rasse" - arbeitet. Das Vorspiel von Akt III war in Leni Riefenstahls NS-Propagandafilm "Triumph des Willens" von 1935 zu hören, der den Parteitag 1934 in Nürnberg mit Hunderttausenden Nazi-Anhängern darstellte.

Als der Film veröffentlicht wurde, eröffnete eine Aufführung der "Meistersinger" den Reichsparteitag im Nürnberger Opernhaus. Das Ensemble war zuvor von Hitler selbst ausgewählt und vom Architekten Benno von Arent in Szene gesetzt worden. Das Spektakel setzte den Grundstein für künftige Produktionen des Dritten Reiches.

Wie in der Ausstellung "Hitler.Macht.Oper" ausgeführt, ordnete Hitler 1934 selbst den Wiederaufbau der Nürnberger Oper an, was ihre symbolische Bedeutung besiegelte. Der Architekt Paul Schultze-Naumburg war beauftragt worden, das Jugendstilgebäude von seiner bürgerlichen, avantgardistischen Architektur zu säubern und stattdessen ein minimalistisch-brutalistisches Interieur zu schaffen, das sowohl seine Funktion als Ort für Kunst wie auch für Politik widerspiegeln sollte.

Vorbereitet für den Reichsparteitag: Die Nazis inszenierten ihre jährlichen Kundgebungen nach strenger RegieBild: Museen der Stadt Nürnberg/Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände/S. Meyer

Die alljährlichen Parteitage standen unter einem wechselnden Motto, etwa als "Parteitag des Sieges" 1933 oder "Parteitag der Ehre" 1936. Sie unterlagen einer streng durchkomponierten Regie. Die militärisch geprägte Kulisse nutzte typische Theaterinszenierungen wie Flutlicht, Musik, Bühnen und Dekoration. Der Komponist Friedrich Jung wurde beauftragt, für den Parteitag 1939 ein monumentales Stück zu schaffen. Dieses wurde dann jedoch kurzfristig abgesagt - zunächst ohne Angabe von Gründen. Wenige Tage später begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg.

Wagner und die Nazi-Oper

Richard Wagners Antisemitismus, den er zum Beispiel in seiner Schrift "Das Judenthum in der Musik" geäußert hatte, diente Hitler wohl als Bestätigung, er war ein großer Fan des Komponisten. Und er liebte Opern. Während seiner Zeit in Wien besuchte er fast täglich Vorstellungen. In seiner Hetzschrift "Mein Kampf" beschrieb er seinen ersten Besuch einer Aufführung der Oper "Lohengrin" im Alter von 13 Jahren als eine lebensverändernde Erfahrung. Seinem Gefolge in der Führung der NSDAP spielte der Diktator gerne die Wagner-Oper "Rienzi" vor, in der sich ein italienischer Nationalist gegen die korrupten Eliten Roms erhebt. 

Entartete Musik

1938 feierten die Nationalsozialisten mit den Reichsmusiktagen die nationalistische Musik, samt Hitler-Jugendchor und Berliner Philharmonie. Gleichzeitig denunzierte die Ausstellung "Entartete Musik" in Düsseldorf "undeutsche" schwarze und jüdische Musik: Ein halbes Jahr nach der berüchtigten Ausstellung "Entartete Kunst" wurden hier jüdische Komponisten wie Arnold Schoenberg und Kurt Weill neben afroamerikanischen Jazzmusikern angeprangert, während die Nazis die Wagner-Opern auch für ausländisches Publikum bewarben.

Insgeheim hatte Hitler aber durchaus eine Vorliebe für die eigentlich verbotene Musik: Zu seiner 2007 wiederentdeckten Plattensammlung zählten russische Komponisten wie Peter Tschaikowsky, Alexander Borodin und Sergei Rachmaninoff - im Sprachjargon der Nazis galten sie als "unmenschlich". Auf einer dieser Tschaikowsky-Aufnahmen spielte der Stargeiger Bronislaw Huberman, ein polnischer Jude.

"Hitler.Macht.Oper" eröffnet am 15. Juni 2018 uns dauert bis zum 3. Februar 2019. Der Eintritt ist frei.

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
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