Federico Fellini gehört zu den großen Meistern der Filmgeschichte. Eine Ausstellung in Essen zeigt, wie er seine Filmideen mit Zeichnungen zu Papier brachte.
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Ausstellung "Federico Fellini. Von der Zeichnung zum Film"
Das Museum Folkwang in Essen zeigt eine Ausstellung mit 200 Zeichnungen des italienischen Regisseurs und Drehbuchautors Federico Fellini. Eine Auswahl.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Die Marktfrauen auf Rädern
Diese stimmungsvolle Szenerie Fellinis, gemalt mit Faserstift, ist eine Zeichnung für den Film "Amarcord" (1973), für den sich Fellini von seiner Kindheit in Rimini in den 1930er-Jahren inspirieren ließ. Sie ist 1972 entstanden und diente ihm offenbar als Vorlage für seine Inszenierung.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Ohne Titel (Titta und seine Freunde)
Auch dieses Bild ist während der Produktion von "Amarcord" entstanden. Es zeigt die Hauptfigur Titta (Zweiter von links) mit seinen Freunden. Fellini hat die Szene mit Filzstift, Tinte und Bleistift gezeichnet.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Tittas Vater Aurelio
Auch das Aussehen von Armando Brancia in der Rolle von Tittas (vergleiche letztes Bild) Vater Aurelio in "Amarcord" hat Fellini sehr klar imaginiert - inklusive einer Beule auf der Halbglatze. Die Zeichnung entstand während der Produktion des Films mit Filzstift und schwarzem Fineliner.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Ohne Titel (Erinnerung an den verrückten Onkel)
Zeichnungen dienten Fellini nicht nur als Vorlagen, sondern auch als Erinnerungen. Dieses Werk Federico Fellinis ist mit Kugelschreiber und Filzstift entstanden. Es stammt aus dem Jahr 1982. Hier hat Fellini den Schauspieler Ciccio Ingrassia in seiner Rolle als Tittas Onkel in "Amarcord" verewigt.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Anita im Priestergewand
Dieses Bild hat Fellini während der Produktion von "La Dolce Vita" (1960) gezeichnet. Es entstand 1959 und zeigt Anita Ekberg, die im Film die Rolle der verführerischen Sylvia spielt. Fellini hat sie mit ein paar Strichen kurzerhand als Priester verkleidet. Brust, Taille und Hüfte sind dabei grotesk überzeichnet.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Frau Carla
Das mit Faserstift gezeichnete Bild "Frau Carla" entstand etwa ein bis zwei Jahre vor der Veröffentlichung des autobiografischen Dramas "Achteinhalb" (1963). Es zeigt Carla (Sandra Milo), die Geliebte der Hauptfigur Guido (Marcello Mastroianni).
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Ohne Titel (Kopfstudie Trimalchio)
Diese beiden Köpfe aus Wasserfarbe, Filzstift und Kugelschreiber entstanden 1968/1969 im Rahmen der Produktion des Fantasyfilms "Fellinis Satyricon", der auf dem Fragment des satirischen Romans von Titus Petronius Arbiter (60 n. Chr.) basiert. Sie sind Teil einer Szene aus dem "Gastmahl des Trimalchio".
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Zeichnung zu "Il Casanova"
Die mit Ölkreide und Faserstift angefertigte Zeichnung zeigt eine Frauenfigur aus Fellinis Verfilmung der Autobiografie Giacomo Casanovas. Sein Film, der in Deutschland den Titel "Fellinis Casanova" hatte, entstand 1976 und gliedert sich in Episoden, die auf einer freien Umgestaltung von Ereignissen und Begegnungen aus den Erinnerungen Casanovas basieren.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Multitalent Federico Fellini
Hier ist Federico Fellini (rechts) am Set von "Amarcord" neben Armando Brancia als Tittas Vater zu sehen. Die Ausstellung "Federico Fellini. Von der Zeichnung zum Film" läuft vom 12. November 2021 bis zum 20. Februar 2022 im Essener Folkwang Museum. Sie findet in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich statt und wird vom Istituto Italiano di Cultura Colonia in Köln gefördert.
Bild: Reporters Associati & Archive, Rom
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Mit Filmen wie "La Dolce Vita", "La Strada" oder "Amarcord" machte sich der italienische Regisseur Federico Fellini (1920-1993) unsterblich. Die Filme des mehrfachen Oscar-Gewinners entfalten durch die enorme Kraft, Lebenslust und Imaginationskraft, die sie ausstrahlen, auch heute noch ihre Wirkung. Nur wenige Kinofreunde wissen, dass Fellini nicht nur ein hochtalentierter Filmemacher war, sondern auch Drehbücher für andere Regisseure verfasste und Bücher geschrieben hat. Dass Fellini auch noch ein äußerst begabter Zeichner war, ist heute kaum noch bekannt.
Dabei waren Zeichnungen für Fellini ein geradezu unverzichtbares Werkzeug auf dem Weg von der Idee zum fertigen Film. Sei es in Skizzen oder in detailreich ausgeschmückten Szenerien - Fellinis Zeichnungen brachten seine Fantasien zum Ausdruck und halfen ihm, diese in Charaktere, Kostüme und Bühnenbilder umzusetzen und schließlich zu realisieren.
Anfänge als Porträtzeichner
Schon als junger Mann eröffnet Fellini am Strand von Rimini 1936 ein kleines Porträtstudio für Urlauber. Ende der Dreißiger Jahre veröffentlicht er humoristische Zeichnungen und Kurzgeschichten in Zeitungen und Zeitschriften. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, gleich nach der Einnahme Roms durch die Amerikaner, öffnet Fellini mit Freunden einen Laden, in dem US-Soldaten Musik hören und sich von ihm porträtieren lassen können.
Bei seiner späteren Profession, dem Filmemachen, kommt Fellini seine langjährige Erfahrung mit Stift und Papier zugute. Mit Skizzen und Zeichnungen visualisiert er seine Ideen. "Ebenso wie das Drehbuch die verbale Phase bei der Herstellung eines Films darstellt, kommt es oft vor, dass ich während der Vorbereitungszeit Entwürfe und Figuren zeichne, weil ich eine Szenerie, eine Rolle, das Kostüm einer bestimmten Figur oder eine Stimmung festhalten und visuell klarstellen möchte", sagte Fellini 1973 in einem Interview.
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Zeichnungen und Filmausschnitte
Nun sind Fellinis Papierarbeiten zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten wieder in einer großen Ausstellung zu sehen. Die in der Schau im Essener Folkwang Museum gezeigten Werke umfassen Fellinis Schaffen vom Beginn der 1950er-Jahre bis in die frühen 1980er. Der Schwerpunkt der Ausstellung mit dem Titel "Federico Fellini. Von der Zeichnung zum Film" liegt dabei auf seinen Zeichnungen zu den Filmen "Amarcord", "Casanova", "Die Stadt der Frauen" und "Fellinis Schiff der Träume".
Rund 200 Zeichnungen des Filmemachers sind zu sehen und werden realisierten Filmszenen, Drehbuchauszügen und Set-Aufnahmen gegenübergestellt. So wird der Schaffensprozess Fellinis deutlich - von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk.
Die Ausstellung "Federico Fellini. Von der Zeichnung zum Film" ist vom 12. November 2021 bis zum 20. Februar 2022 im Essener Folkwang Museum zu sehen. Sie findet in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich statt und wird gefördert vom Istituto Italiano di Cultura Colonia in Köln.