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Ist ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen möglich?

11. Dezember 2023

Hauptstreitpunkt auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai ist die Verpflichtung zum Ausstieg aus den fossilen Energien. Aber haben wir das Geld, die Technologie und einen Fahrplan, um dieses Ziel auch zu erreichen?

A man uses a small fan to cool off from the intense heat
Dieses Jahr war das heißeste seit Aufzeichnungsbeginn: Die Wissenschaft weist auf den klaren Zusammenhang zwischen extremer Hitze und der Verbrennung fossiler Brennstoffe hinBild: Armando Franca/AP Photo/picture-alliance

Was für Gemeinsamkeiten haben die folgenden Tätigkeiten: zuhause Netflix schauen, mit dem Auto zur Arbeit fahren und in einem stahlgerahmten Wolkenkratzer sitzen? Sie brauchen alle auf irgendeine Weise fossile Brennstoffe.

Von den industriellen Prozessen, die Stahl und Zement erzeugen, bis zur Stromversorgung für Häuser decken Kohle, Öl und Gas weiterhin mehr als 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe macht 75 Prozent der Treibhausgasemissionen aus, die den Planeten erwärmen, die durchschnittlichen globalen Temperaturen erhöhen und zu extremen Wetterereignissen auf der ganzen Welt beitragen.

Brasilien ist nur eines von vielen Ländern weltweit, das von schweren Dürren betroffen ist, die mit Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträgern in Verbindung stehenBild: Bruno Kelly/REUTERS

Die Wissenschaft sagt klar, dass die Staaten der Welt ihre Emissionen bis 2030 um 43 Prozent reduzieren müssen, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, mit dem die weltweite Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden soll. Das bedeutet, den Einsatz fossiler Brennstoffe zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Es gibt die Technologien, um von fossilen Brennstoffe loszukommen

"Es ist völlig machbar, einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu erreichen, sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene", sagt Natalie Jones, Energiepolitikberaterin der Denkfabrik des Internationalen Instituts für Nachhaltige Entwicklung. Laut Jones haben der Weltklimarat IPCC, das Klimaorgan der Vereinten Nationen (UN), und die zwischenstaatliche Internationale Energieagentur (IEA) bereits "globale Roadmaps" für Null-Emissionen bis 2050 vorgelegt. Außerdem sei die Technologie laut zahlreichen wissenschaftlichen Analysen vorhanden.

"Wir können diesen Ausstieg mit einem schrittweisen Rückgang in diesem Jahrzehnt beginnen, und wir wissen, dass es machbar und möglich ist, weil wir es heute in der Welt schon sehen", sagt Rachel Cleetus, Politikdirektorin im Klima- und Energieprogramm der Union of Concerned Scientists, einer gemeinnützigen Organisation aus den USA. "Wir sehen erneuerbare Energien mit Rekordraten zunehmen, wir sehen, dass die Kosten für elektrische Autos und Energiespeicher von Jahr zu Jahr zweistellig sinken."

Während fossile Brennstoffe immer noch etwa 80 Prozent des weltweiten Energiemixes ausmachen, erweitern sich die Kapazitäten erneuerbarer Energien schneller als je zuvor, und ihre Preise sinken. In den letzten zehn Jahren sind die Kosten für Solarenergie um fast 90 Prozent und für Wind aus Offshore-Anlagen um 69 Prozent gesunken, was bedeutet, dass sie nun um mehr die Hälfte günstiger sind, als die billigsten fossilen Brennstoffe.

Branchen, die schwer zu dekarbonisieren sind, wie Stahl, Zement und die Langstreckenluftfahrt, benötigten mehr Innovation und Forschung, so Cleetus. Doch dies, fügt sie hinzu, sollte nicht als Ausrede für Untätigkeit verwendet werden.

Laut der IEA ist der Weg zu Null-Emissionen bis 2050 schmal, aber immer noch erreichbar, solange sofort enorme Mengen aller verfügbaren sauberen und effizienten Energietechnologien eingesetzt werden. Die Agentur sieht auch eine mögliche Rolle von Technologien wie CO2-Abscheidung und -Speicherung, die noch nicht im großen Maßstab eingeführt wurden - und grünen Wasserstoff in der weiteren Zukunft vor.

Geld und politischer Wille bremsen den Klimafortschritt

"Technologisch gesehen haben wir im Wesentlichen die Möglichkeit, dies zu erreichen - oder wir erwarten es in den kommenden 25 Jahren -, aber das politische Engagement und die Investitionen fehlen noch", sagt Aurélien Saussay, Assistenzprofessor für Umweltökonomie am Grantham Research Institute an der London School of Economics.

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Eine Analyse von 63 der weltweit größten Volkswirtschaften, die zusammen für 90 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, ergab 2023, dass keiner dieser Staaten genug tut, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.

Diese politische Untätigkeit hängt über der COP28. Eine kürzliche Überprüfung der nationalen Klimapläne durch die UN ergab auch, dass die Länder "erheblich vom Kurs abgewichen" sind, ihre Verpflichtungen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius zu erfüllen.

Während schätzungsweise 1,8 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 in saubere Energie investiert wurden, muss diese Summe laut der IEA auf über 4,5 Billionen US-Dollar erhöht werden, um nicht vom Netto-Null-Pfad abzukommen. Forschende und Klimaorganisationen sagen auch, dass, neben der Erhöhung der verfügbaren Mittel, das Geld fairer verteilt werden muss.

Ohne Geld für Investitionen in erneuerbare Energien besteht die Wahrscheinlichkeit, dass ärmere Länder auf bestehende Infrastrukturen für fossile Brennstoffe angewiesen bleibenBild: Dai Kurokawa/epa/dpa/picture alliance

Kelly Trout, Forschungskoordinatorin bei der in den USA ansässigen Organisation Oil Change International, weist darauf hin, dass eine systemische Veränderung der globalen Finanzarchitektur erforderlich ist, um den Zugang zu Mitteln für saubere Energie in ärmeren Ländern zu erhöhen. "Länder im globalen Süden müssen in der Lage sein, fossile Brennstoffe zu umgehen und Modelle für eine Entwicklung zu schaffen, die sowohl für das Klima nachhaltig ist, als auch für Menschen und Gesellschaften besser funktioniert."

Reiche Länder müssen zuerst und am schnellsten handeln

Ein gerechter Übergang sei daher der Schlüssel zur Erreichung des Ausstiegs aus den Fossilen, so Steve Pye, Lehrbeauftragter für Energiesysteme am University College London. "Wie sieht ein gerechter Ausstieg aus? Nun, es geht darum, dass reiche Länder, die weniger abhängig sind [von fossilen Brennstoffen] und zudem große Volkswirtschaften haben, eine Führungsrolle übernehmen."

"Aber die politische Ökonomie dessen ist sehr, sehr schwierig", so Pye. Und es sei schwer vorstellbar, wie genau der Weg eines schnellen Ausstiegs in solchen Länder aussehen könnte, die stark von fossilen Brennstoffen abhängen, wie zum Beispiel der Irak, wo über 80 Prozent des Regierungshaushalts aus den Einnahmen für Öl stammen.

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In wohlhabenden Ländern, die zuerst und am schnellsten auf den Ausstieg hinarbeiten müssten, sei "der politische Wille, sich gegen die fossile Brennstoffindustrie zu stellen" die Hauptaufgabe, um einen schnelleren Fortschritt zu erreichen, sagt Trout.

Wenn sich die Staaten auf der Klimakonferenz in Dubai tatsächlich zu einem Ausstieg aus den Fossilen verpflichten würden, bedeute dies, dass Politikerinnen und Politiker zu Hause ab sofort keine neuen Lizenzen für fossile Brennstoffen und keine neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe mehr genehmigen dürften, so Trout weiter.

"Vom technologischen Standpunkt aus gibt es große Hoffnungen", sagt Pye und betont nochmals, dass es immer mehr Weichen gibt, Energiesysteme auf wirtschaftlich effiziente Weise zu dekarbonisieren und zu elektrifizieren.

"Es geht allein darum, diese Investitionen am richtigen Ort zu platzieren und sie zu skalieren. Das gibt mir auf jeden Fall etwas Hoffnung, dass wir einen Ausweg haben. Ob wir ihn nehmen oder nicht, ist eine andere Frage."

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