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Australien als Hub für den Asien-Pazifik-Raum?

2. November 2017

Im westaustralischen Perth findet am Wochenende die erste regionale Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft für Australien statt. Ein DW-Interview über die Ziele des Treffens mit über 1000 Teilnehmern.

Australien Bumerangs Melbourne Aborigines
Bild: picture-alliance/dpa

Im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet vom 3. Bis 5. November in Perth die erste regionale Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft (APK) statt. DW sprach darüber mit Kristian Wolf, Geschäftsführer der Deutsch-Australischen Industrie- und Handelskammer. 


DW: Die Asien-Pazifik-Konferenzen der deutschen Wirtschaft (APK) sind eine regelmäßige Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet. Jetzt kommt erstmals eine regionale dazu. Sie findet im australischen Perth statt. Was sind die Gründe für diesen regionalen Ableger? 

Das sind zum eine die guten politischen Gegebenheiten zwischen Australien und Deutschland, wie wir in den letzten Jahren verzeichnen. Uns war es wichtig, die Zeit zwischen den einzelnen APK´s nicht verstreichen zu lassen. Und so haben wir nach der letzten Veranstaltung in Hongkong gemeinsam mit unseren australischen Partnern und auch der Regierung Australiens, gesagt: Jetzt ist der richtige Moment, eine regionale Konferenz durchzuführen, um die wichtigen deutsch-australischen Beziehungen weiter zu fördern, die sich ja auch seit dem G20-Gipfel von 2014 in Brisbane mit dem Besuch auch der Bundeskanzlerin in Australien merklich verbessert haben.

Wie wichtig diese Veranstaltung genommen wird, das zeigt ja auch die Teilnehme von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier…         

Kristian WolfBild: AHK

Ja, wir können uns über Polit-Prominenz aus beiden Ländern nicht beklagen. Wir freuen uns, dass der Bundespräsident die weite Reise auf sich nimmt - er ist ja nicht nur in Australien, sondern anschließend auch noch in Neuseeland. Aber wir haben ja auch den australischen Premierminister Malcolm Turnbull hier sowie weitere Minister aus der Asien-Pazifik-Region hier auf der Konferenz und freuen uns auf insgesamt über 1000 Teilnehmer, die wir hier begrüßen können.     

Es ist die bislang wichtigste bilaterale Wirtschaftskonferenz zwischen Australien und Deutschland. Wie wichtig sind die Wirtschaftsbeziehungen nach Australien für die deutsche Wirtschaft insgesamt? 

Die sind wichtig - aber sie könnten noch wichtiger sein. Wir sind ganz klar der Meinung, dass man sich noch deutlich näher kommen könnte. Das Potenzial für Exporte, aber auch für Investitionen und eine engere Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung ist auf jeden Fall vorhanden. Wir wollen das nicht ausgeschöpfte Potenzial zunächst sichtbar machen und dann Wege zeigen, wie man diese doch beachtliche geografische Distanz besser überbrücken kann.

Australien soll eine wichtigere Rolle spielen für die deutsche Exportwirtschaft - als eine Art Hub in die Asien-Pazifik-Region. Welche Pläne gibt es da? 

Zunächst einmal muss das geplante bilaterale Freihandelsabkommen zwischen der EU und Australien verhandelt werden, das ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, sich wirtschaftlich weiter anzunähern. Ich glaube, es ist für die deutsche Wirtschaft auch wichtig zu verstehen, wie stark Australien in der Asien-Pazifik-Region integriert ist. Das Bild, das die deutschen Unternehmer mit Australien verbinden, ist doch eher touristisch geprägt. Wir als Auslandshandelskammer müssen hier Aufklärungsarbeit leisten: Das Australien zum einen ein wichtiger Wirtschaftsstandort ist und zum anderen eben stark vernetzt in die Asien-Pazifik-Region. Und wenn wir das auf dieser Konferenz schaffen, die vielen deutschen Teilnehmer davon zu überzeugen, dass Australien nicht nur ein wunderschönes Reiseland ist, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort in der Asien-Pazifik-Region, dann haben wir schon viel erreicht.

Australiens Premier Malcolm Turnbull, hier mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017Bild: Getty Images/AFP/M. Schrader

Einmal in die andere Richtung geschaut: Was erhofft sich denn die australische Wirtschaft von diesen Plänen? Wo liegen deren Chancen in Richtung Deutschland, in Richtung Europa?

Ich glaube, die Australier müssen aufpassen, dass sie nicht zu stark abhängig werden von den Märkten, die vor ihrer Haustür liegen - da besonders natürlich China. Sondern, das man diversifiziert, dass man auch Europa als einen wichtigen Handels- und Investitionspartner sieht. Ich glaube, genauso wie wir uns in Europa schwer damit tun, die Potenziale in Australien mit dem Bezug auf die gesamte Region zu sehen, fällt es den Australiern manchmal schwer zu sagen, wir müssen nicht nur vor der Haustür schauen, sondern uns auch auf anderen Märkten engagieren. Wobei man sagen muss: die australische Wirtschaft investiert viermal soviel in Deutschland wie umgekehrt deutsche Firmen in Australien.      

Auf der Veranstaltung wird es um viele Themen gehen: Von Industrie 4.0 bis hin zu Rohstoffen. Aber am wichtigsten für alles, was in Perth besprochen werden soll, ist der freie Strom von Waren und Dienstleistungen. Aber genau das scheint in Zeiten von zunehmendem Protektionismus nicht mehr so selbstverständlich. Welche Haltung vertritt die Außenhandelskammer und ihre australischen Partner? 

Das ist ein absolut wichtiges Thema für uns, aber das ist auch ein Thema, wo beide Seiten eine ähnlich gelagerte Einstellung haben. Nämlich das wir unseren Wohlstand nur erhalten und ausbauen können, indem wir den globalen Handel stärken, indem wir auf Freihandel setzen. Das ist für eine Exportnation wie Deutschland, aber auch für Australien unheimlich wichtig. Hier sprechen wir mit einer Stimme. 

Die Fragen stellte Henrik Böhme.

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